Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Straße. Dort lehnte der Gehilfe Niewarths immer noch am Wagen und unterhielt sich mit Wedt.
Garoche überlegte, ob er der Polizei einen Tipp geben sollte. Aber es war zu spät. Er selbst steckte schon zu tief in der Sache. Wenn er Pech hatte, fand sich ein Staatanwalt, der ihm Mittäterschaft, wenigstens Verdunklung vorwerfen könnte. Dann konnte sich Garoche schon einmal mit dem Gedanken an einen Aufenthalt in einem deutschen Gefängnis anfreunden. Und wie das Leben dort aussah, kannte der Maler von Erzählungen seines Freundes.
So lächelte Garoche Otto Niewarth zu, ließ Löhner seiner Wege ziehen und widmete sich wieder seinem Bild auf der Staffelei im Garten.
Als Niewarth und Löhner wieder abgefahren waren, kam auch Greta aus ihrem Versteck hervor. Sie trat zu Garoche auf die Wiese. Ohne zu wissen, was der Galeriebesitzer erzählt hatte, äußerte sie ihren Verdacht: »Der Niewarth hat da auch seine Finger drin. Er weiß Bescheid. Er hat den Löhner geschickt, den Hans totzumachen.«
Auch wenn es mehr als wahrscheinlich war, dass Heinrich Löhner Wilderer in dessen Wohnung erschlagen hatte, stand für Garoche noch die Frage im Raum, ob auch Otto Niewarth von dem Verbrechen wusste. Aber: Ob er die Tat womöglich sogar in Auftrag gegeben hatte, stand auf einem ganz anderen Blatt.
»Otto Niewarth hat bei mir den Eindruck hinterlassen, dass er nichts von dem Tod Ihres Freundes weiß«, versuchte Gustave im Nachhinein den Besuch des Galeristen einzuordnen. Garoche konnte an Niewarth keine Veränderung seiner Persönlichkeit feststellen.
»Ach, der, der lügt doch, wenn er das Maul aufmacht.« Die derbe Ausdrucksweise zeigte ihre Verbitterung und wie sehr Fräulein Schöne Angst vor dem Kunsthändler und seinem Gehilfen hatte.
Und was hatte Otto Nierwarth vollmundig verkündete: »… in unserem Geschäft zählt nur Vertrauen. Vertrauen und Loyalität.«
Eine Woche später kamen Otto Niewarth und Heinrich Löhner noch einmal unangemeldet nach Pötzow heraus, um die gute Nachricht zu überbringen, dass eine Haushälterin gefunden worden war. Wieder konnte Greta gerade rechtzeitig von der Terrasse aus, durch die Küche hinauf, auf den Dachboden steigen. Wie erhofft, hielt sich Katuschke mit spitzen Bemerkungen zurück.
»Eine fleißige Maid habe ich für Sie gefunden, meine Herren. Ein blitzsauberes und vor allem verschwiegenes Mädel. In den nächsten Wochen werde ich Ihnen das Prachtstück präsentieren.« Otto Niewarth war stolz, endlich jemanden gefunden zu haben. »Allerdings, wenn ich mich hier so umschaue, sieht es doch ganz passabel aus«, stutzte der Galerist nach einem kurzen Blick in das Wohnzimmer der Künstler.
Greta hatte ganze Arbeit geleistet.
»Ich räume ab und zu auf«, erklärte Garoche. Katuschke verbarg sein unaufschiebbares Grinsen hinter der Lektüre der Zeitung.
»Also, wie ich schon sagte, braucht das Fräulein Ada noch gut zwei Wochen. Dann steht sie den Herren zur Verfügung. Ich meine, sie kann dann ihre Stelle antreten.«
Katuschke ließ die Zeitung sinken. »Hoffentlich ist es nicht wieder so eine alte Schraube, wie die Letzte!«
Otto Niewarth ließ den Ausspruch des Malers unkommentiert und zog sich, den Hut ziehend, ohne weitere Worte zurück.
Am Nachmittag kam Garoche aus der Scheune ins Haus, um sich aus der Küche warmes Wasser zu holen. Gerade als er wieder heraus auf die Terrasse treten wollte, hörte er aus dem oberen Teil des Hauses erst Gepolter, dann Schreie.
Zwei Stufen der Treppe gleichzeitig nehmend war der Maler auf dem Dachboden. Hier fand er Katuschke, wie er auf der Matratze neben Greta liegend die junge Frau bedrängte.
»Katuschke!«, schrie Garoche den Kollegen an. »Was machst du da!«
Natürlich war die Situation eindeutig und das Schreien Gretas – das Abwehren mit den Armen und Beinen – ließ keinen Zweifel an der Absicht Katuschkes.
Mit einem kraftvollen Griff zog Garoche den Mann am Kragen seines Hemdes von der Matratze hoch und stellte ihn auf die Beine. In den glasigen Augen Katuschkes konnte Garoche keine Spur von schlechtem Gewissen erkennen. Der Alkoholatem aus des Kollegen Mund schlug Garoche heftig entgegen. Katuschke war so voll, dass er gar nicht wusste, was er tat und wo er sich befand.
Eine klatschende Ohrfeige, um Katuschke wieder zu Besinnung kommen zu lassen, brachte den betrunkenen Mann aus dem Gleichgewicht und er taumelte auf die Treppe zu. Mit lautem Krachen fiel Katuschke die Stufen hinunter. Auf dem ersten Absatz
Weitere Kostenlose Bücher