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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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ich gehe bei Niewarth zu Hause vorbei. Die Adresse habe ich.
    Ich bin für die Tage bei einer Freundin untergekommen. Zuerst wollte ich Dich an dem Morgen vor zwei Tagen wecken, dann aber war ich mir nicht sicher wie Du reagieren würdest. Deshalb nun dieser Brief.
    So, nun werde ich schließen und Grüße mir den ollen Katuschke und sage ihm, das auf dem Dachboden ist schon vergessen. Und er ist kein übler Kerl und wenn er sich mal gründlich waschen würde, hätte ich vielleicht gar nichts gegen ihn gehabt.

    Danke noch mal, viele Grüße und Heil Hitler!

    Greta

    Garoche gab den Brief Katuschke, der noch beim Frühstück auf der Terrasse saß. Nachdem er die Zeilen gelesen hatte, sah er an sich herunter, schnüffelte und nickte. Dann huschte ein kurzes Lächeln über seine Mundwinkel.

    Dass Greta noch den Deutschen Gruß unter ihr Schreiben gesetzt hatte, zeigte Garoche, wie tief die nationalsozialistischen Gebräuche und Gepflogenheiten schon im Alltag angekommen waren.
    Davon, dass Greta Schöne ihre Zusage einhalten würde, ihren Aufenthalt in Pötzow Niewarth gegenüber nicht zu erwähnen, waren weder Garoche noch Katuschke überzeugt. Wenn der Galerist auf die Erpressung Gretas nicht einging, konnte eine Drohung mit einer Anzeige bei der Polizei wegen des Hauses und den zwei Malern vielleicht doch noch die erwünschte Geldsumme und einen Pass erwirken.
    Garoche und Katuschke jedenfalls stellten sich auf einen Besuch Otto Niewarths ein. Von einem Besuch der Polizei gingen die Malerkollegen nicht aus. Soweit würde es Niewarth sicher nicht kommen lassen.
    Davon konnten sich die Künstler schon am nächsten Tag überzeugen. Greta hatte den Kontakt zu Garoche und Katuschke anscheinend nicht erwähnt, denn der Kunsthändler ließ kein Wort über sie fallen. Wahrscheinlich war er froh, das Fräulein los zu sein.
    Am nächsten Morgen stand Niewarth im Flur des Hauses in Pötzow. Ursprünglich wollte er Garoche und Katuschke nur die neue Haushaltshilfe vorstellen. Jetzt ließ er stoisch ein Donnerwetter über sich ergehen.
    »Himmel, Herrgott!«, hatte Frau Gerster gleich nach dem »Heil Hitler« ausgerufen. »Wie sieht es denn hier aus? Man möchte meinen, die Hunnen und die Vandalen wären gleichzeitig über das Haus hergefallen! Um Himmels willen!« Die Frau mit der profunden geschichtlichen Bildung über die Völkerwanderung im dritten Jahrhundert hieß Agnes Gerster und war die Mutter von Ada Gerster, der zukünftigen Hausangestellten. Ada war hinter ihrer Mutter mit dem enormen Hüftumfang zunächst nicht zu sehen. Frau Gerster stand in der Tür zum Salon und füllte den Rahmen voll aus. Die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen rief die sonst atheistisch denkende Frau aus Verzweiflung und blankem Entsetzen über die Verwüstung den lieben Herrgott an. Ada schob sich unterdessen an ihr vorbei, da sich die Mutter und Hausfrau standhaft weigerte, den Salon überhaupt zu betreten.
    »So ein Schweinestall, nein, so ein Schweinestall!«, lamentierte sie. Ihre Tochter ging unterdessen auf Garoche zu. Erwin Katuschke, der eingefallen in einem Sessel saß und vor sich hin stierte, ignorierte alle drei beharrlich.
    Lächelnd gab Ada Garoche die Hand. Ihre Augen hatten das Blaugrün eines klaren Bergsees. Im Gegensatz zu ihrer Mutter war ihre Figur schlank und sehnig. Ihre Hüftknochen stachen heraus und zeichneten sich in kleinen Beulen an ihrem Sommerkleid ab. Die Brüste, die unter ihrem Sommerkleid wippten, und die Schenkel waren mit ihren neunzehn Jahren fest. Garoche ahnte die Weichheit und den leichten Flaum auf ihren Waden, wenn er sich vorstellte, wie sie sich federleicht durch das Chaos von Zeitungen, Kleidung und leeren Flaschen bewegte.
    Jetzt machte sich der Kunsthändler vom Flur heraus, hinter der dicken Frau Gerster bemerkbar. Als habe er die Stoßgebete der Mutter nicht gehört, trällerte er in hoher Tonlage aus dem Hintergrund: »Na, dann ist ja alles wunderbar. Ich kann dem jungen Fräulein ja gleich mal seine Kammer zeigen und mich dann auch schon aufs Höflichste verabschieden.« Der sich in Eile befindliche Galerist versuchte die Angelegenheit abzukürzen und hatte auch schon ein Bein auf der ersten Stufe zu Obergeschoss und Dachboden.
    »Moo-ment, Herr Niewarth!«, donnerte es ihm entgegen und Frau Gerster schob sich drohend auf ihn zu. »Erstens fahren Sie mich und meine Tochter wieder zum Bahnhof, das heißt, wenn wir uns einig werden, dass meine Tochter hier in diesem Schweinestall für

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