Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Eduard sehen könnte, was ich hier treibe«, sagte Gustave schmunzelt für sich, »er würde mich auf meinen Geisteszustand untersuchen lassen. Und zu Recht.« Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. »Was tue ich hier? Abgesehen davon, dass die Situation an eine ganz abgeschmackte Räuberpistole erinnert, rutsche ich da in etwas hinein, wo ich vielleicht nur sehr schwer wieder herauskomme? Was will das Fräulein von mir?«
So, mit den Gedanken beschäftigt, was Greta Schöne vorhatte, ging er in einigen Metern Abstand hinter ihr her. Immer wieder schweiften seine Gedanken ab und blieben auf der Figur des Fräuleins haften. Sie hatte einen sehr beachtlichen Körperbau. Bei den vorherigen Treffen war dies dem Maler gar nicht aufgefallen. Dann dachte er an Maria und wie er sich von äußeren Umständen hatte täuschen lassen. Was immer sie von ihm wollte, für Garoche war es beschlossene Sache: Er musste Greta malen.
Bei einem Kaffee, Garoche hatte sich zusätzlich einen Kognak bestellt, saßen sie in einer Nische im ›Petrieck‹, einem Lokal, in dem eher zwielichtige Gestalten verkehrten. Aber hier hatten sie ihre Ruhe.
»Ich habe gar nicht bemerkt, wie Sie auch in den Bus gestiegen sind. Oder waren Sie schon drin?«
»Ich fahre oft Omnibus, das übt. Ich bin genau wie Sie an der Haltestelle eingestiegen. Mit dem Ansprechen habe ich gewartet, bis nicht mehr so viele Leute im Bus waren.«
Vor dem Lokal gingen zwei Schutzmänner vorüber. Obwohl die Polizisten sich nicht für das Geschehen im ›Petrieck‹ interessierten, verharrte Greta, bis sie vorbeigegangen waren.
»Ich musste Sie sprechen. Um ganz ehrlich zu sein, ich wusste mir keinen anderen Rat. Sie sind der Einzige, dem ich trauen kann. Ich hoffe wenigstens, dass ich Ihnen trauen kann?« Greta Schönes Gesicht drückte Zweifel und Angst aus.
»Aber ja, Sie können mir vertrauen.«
»Alle meine Bekannten stammen aus dem Umfeld von Hans Wilderer und Otto Niewarth. Die meisten sind nicht ganz sauber.«
In diesem Moment begriff Garoche, auf welches Abenteuer er sich mit diesem Wilderer eingelassen hatte. Gott sei Dank war diese geschäftliche Verbindung nicht mehr zustande gekommen. So gab es keine weiteren Hinweise zu ihm und schließlich zu Niewarth. Außer der Begegnung mit diesem Polizisten. Erich Malek. Aber dieser schien ein recht umgänglicher Mensch zu sein.
»Ich glaube, der Löhner war es. Der muss von unseren Geschäften Wind bekommen haben. Er hat den Hans erpresst. Er wollte einen Anteil von den Verkäufen. Von dem Niewarth bekommt der Löhner doch nur ein Almosen. Ein Hungerlohn.«
Die Frage Garoches, ob sie denn Näheres wisse, womöglich sogar Tatzeugin sei, verneinte Greta.
»Ich kam erst kurz vor Ihnen. Da habe ich die Polizei bemerkt. Zuerst dachte ich, es ist eine Razzia und unser Geschäft ist aufgeflogen. Dann hat mir ein Passant auf der Straße erzählt, dass jemand erschlagen worden war. Da wusste ich Bescheid. Und als Sie kamen, wollte ich Sie noch warnen, aber es war zu spät. Einen Moment habe ich einen Schreck bekommen, als Sie mit dem Polizisten auf die Straße getreten sind. Ich habe gedacht, man hätte Sie verhaftet.« Gretas Theorie zur Ermordung Wilderes war für Garoche mehr als überzeugend. Er zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass Löhner der Täter war. Dass der Mann skrupellos genug war, einen Mord zu begehen, davon war Garoche überzeugt. Auch hatte der Mitarbeiter Niewarths die notwendige Brutalität und die Kraft einem anderen so den Schädel zu zertrümmern, wie Garoche es gesehen hatte.
»Und weil der Hans nicht zahlen wollte, hat ihn Löhner erschlagen.« Bei der erneuten Erwähnung des Namens ihres Freundes und dessen Schicksal kam Greta ins Schluchzen.
Garoche sah sich im Lokal um. Obwohl niemand sich für die beiden Gäste interessierte, nahm sich Greta zusammen. Sie schnaubte ordentlich in das Taschentuch, das ihr Garoche gereicht hatte.
»Ich weiß jetzt nicht, wohin ich soll? In unser Geschäft traue ich mich nicht mehr zurück und auch die Wohnung ist nicht sicher. Der Löhner ist jetzt bestimmt auch hinter mir her.«
»Und wenn Sie doch zur Polizei gehen?«
Als Garoche den Vorschlag machte, wurde ihm bewusst, dass Greta Schöne nicht unschuldig an den Betrügereien war. Als Komplizin Wilderers musste sie mit langem Gefängnisaufenthalt oder sogar mit Lager rechnen.
»Für ein paar Tage kann ich Ihnen ein Bett anbieten. Draußen in Pötzow.«
»Aber gehört das Haus nicht Niewarth? Und
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