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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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Ordnung sorgt. Damit komme ich zu zweitens: Das Gehalt! Sie können sich ja wohl denken, dass die zuerst vereinbarte Summe …« Sie setzte dem auf den Hof flüchtenden Niewarth nach, und man hörte sie draußen weiter auf den Kunsthändler einreden. Von ihm drang kein Ton in den Salon.
    »Sie sind Belgier?«
    »Ja, ich stamme aus Eupen, das liegt in der Nähe der deutschen Grenze.«
    »Das Kochen habe ich bei meiner Mutter gelernt und auch das Putzen.« Die junge Frau ließ den Blick über die Unordnung im Zimmer schweifen und schließlich auf Katuschke ruhen, der eingeschlafen war und nun begann zu schnarchen. »Auch mit Männern, die zu viel Alkohol trinken, kenne ich mich bestens aus«, pries sie ihre Vorzüge. Einige Fragen nach ihrer Herkunft schien sie nicht so gerne zu beantworten und druckste ein wenig herum, während sie sich nach ihrer Mutter umsah, um dann plötzlich wieder mit einer schonungslosen Offenheit zu erzählen, die Garoche überraschte. »Sie tut nur so, als sei sie um mich besorgt. Zu Hause muss ich die ganze Arbeit alleine machen, sie meckert nur und isst den ganzen Tag Schokolade.«
    Man sieht’s, dachte Garoche bei sich.
    »Und schlagen tut sie auch, und auch mein Vater verprügelt mich ab und zu. Vor anderen Leuten tun sie, als wären sie gute Eltern, aber wenn ich und meine Brüder zu Hause sind, da geht es ganz schön hoch her.«
    Ist ja wie im Märchen mit dem Aschenputtel, dachte Garoche und fragte Ada nach ihren Brüdern.
    »Zwei sind jünger als ich, der dritte hat schon die Lehre als Schreiner gemacht. An dem vergreifen sie sich nicht mehr. Da hat mein Vater Angst, er schlägt zurück. Und von dem Geld, was Sie, oder«, sie verbesserte sich, »der Herr Niewarth an mich zahlt, bekomme ich nur ein paar Mark, den Rest muss ich bei meiner Mutter abgeben. Das war auch schon so bei meiner letzten Stelle.«
    »Wo waren Sie denn zuletzt beschäftigt?«
    »Bei Leuten aus unserem Dorf, aber Sie können ruhig du zu mir sagen«, gab Ada zurück und machte einen kleinen Knicks, so als sei sie eine Hofdame.
    »Und warum bist du dort weggegangen, Ada?«
    Wieder druckste die junge Frau herum und wollte nicht mit der Antwort heraus, bis sie schließlich sagte: »Die mussten fort, sehr schnell, und das restliche Geld haben sie mir auch nicht gezahlt.«
    Bevor Garoche fragen konnte, warum und wohin ihre Arbeitgeber gegangen waren, plapperte Ada weiter. Sie erzählte von ihrer neuen Stellung und wie sehr sie sich freue, hier bei Künstlern zu arbeiten, es sei bestimmt sehr interessant und aufregend, und wie schön es denn in diesem großen Haus sei, wenn erst einmal Ordnung herrschen würde. Sie sei dem Herrn Niewarth dankbar, dass er ihr diese Stelle vermittelt habe.
    »Woher kennt deine Familie Otto Niewarth?«, wollte Garoche wissen und erwartete wiederum eine verhaltene Antwort. Aber diesmal war Ada sofort bereit, die Bekanntschaft treuherzig zu erklären.
    »Er kommt aus unserem Dorf. Otto Niewarth ist, ich glaube, es war Anfang der Zwanziger, nach Berlin gegangen und hat dort sein Kunsthaus aufgemacht. Außerdem sind er und mein Vater in der Partei. Und Parteifreunde helfen einander. So habe ich die Stellung bekommen. Und irgendwann will ich nach Berlin und in seinem Kunsthaus arbeiten. Putzen und aufräumen und so. Noch bin ich zu jung für die große Stadt, sagt Herr Niewarth, aber später einmal stellt er mich auf alle Fälle dort ein.«
    Kein Wunder, überlegte der Maler, dass er sich Zeit ließ. Er will sicherlich dem alten Parteifreund und dessen alten Drachen nicht ständig in Berlin begegnen.
    Kurz vor der Abfahrt nahm Niewarth Garoche zur Seite und wischte sich mit einem seidenen Tuch die Schweißperlen von der Stirn. »Das Weib hat Haare auf den Zähnen wie ein altes Fischweib. Und sie feilscht wie ein Pferdehändler«, fluchte er und deutete mit einem Seitenblick durch das Fenster auf Frau Gerster. »Sie hat mir fast das Doppelte an Gehalt für ihre Tochter abgepresst, das fette Luder. Ich hoffe sehr für Sie, dass die Tochter aus einem anderen Holz geschnitzt ist.«
    Der verbale Ausrutscher des sonst stets korrekten Kunsthändlers unterstrich die demütigende Verhandlung zwischen ihm und Frau Gerster, die jetzt selbstzufrieden lächelnd auf der Rückbank des Automobils neben ihrer Tochter wartete.
    Bevor der Kunsthändler in den Wagen zu seinem Chauffeur stieg, fragte Garoche nach dessen Parteimitgliedschaft.
    »Um nicht aufzufallen, junger Freund, um nicht aufzufallen«, wiegelte

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