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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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kommt da nicht auch der Löhner hin?« Garoches Vorschlag löste wieder Zweifel über die Ehrlichkeit des Malers aus.
    »Das Haus ist groß genug. Es gibt reichlich Möglichkeiten, sich zu verstecken, wenn Niewarth und Löhner kommen sollten.« Für einen Moment hatte Garoche daran gedacht, Greta zu Eduard zu schicken, aber dann würde die ganze Sache auffliegen. Eduard würde, ja könnte es nicht zulassen, dass Garoche mit diesem Mord in Verbindung gebracht wurde. Er würde darauf bestehen, dass Gustave wieder zu ihm in die Wohnung, an den Kaiserdamm, kommen würde.
    Das wiederum wollte Garoche nicht.

    Eine Matratze, in einer Ecke auf dem Dachboden, wurde für Greta als Schlafstätte hergerichtet. Katuschke nahm zuerst gar keine Notiz von der neuen Mitbewohnerin. Auch den Hinweis Garoches, dass Otto Niewarth und vor allem Heinrich Löhner auf keinen Fall von ihrer Anwesenheit wissen durften, nahm der Malerkollege gleichmütig auf.
    Wie lange dieses Exil für Greta dauern und wie es weitergehen würde, war nicht abzusehen. Vorerst machte sich das Fräulein im Haushalt nützlich.

    Schon zwei Tage später fuhr der jungen Frau der Schreck in die Glieder. Sie hatte im Salon aufgeräumt, als sie durch die großen Fenster ein Automobil vorfahren sah. Aus dem Wagen stiegen Otto Niewarth und Heinrich Löhner. So schnell sie konnte, lief sie in den Flur die Treppen hinauf auf den Dachboden. Dort verkroch sich Greta in die hinterste Ecke zwischen alten Kisten und ein paar muffig riechenden Decken.
    Garoche hatte sich mit seiner Staffelei in den Teil des Gartens zurückgezogen, um ungestört Arbeiten zu können. Otto Niewarths Anblick überraschte ihn. Der Kunsthändler hatte sich nach Pötzow fahren lassen, um sich im Atelier Luft zu machen. So vermutete Garoche.
    Da Greta nicht zu sehen war, hoffte der Maler, die junge Frau habe sich rechtzeitig versteckt. Zu seiner Erleichterung konnte er Heinrich Löhner auf der Straße stehen sehen. Er war am Wagen Niewarths geblieben und rauchte gemeinsam mit dem Chauffeur Wedt eine Zigarette.
    Niewarth war außer sich. Mit kreisenden Bewegungen der Arme lief der Galerist um Garoches Staffelei herum. Es sah aus, als würde der Mann gleich abheben.
    »Dieser Dummkopf, dieser verfluchte Dummkopf! Warum konnte er nicht mit dem zufrieden sein, was ich ihm an Aufträgen besorgt habe? Hat er nicht gut verdient? Diese verfluchte Geldgier. Nun hat er die Quittung bekommen, dieser Dummkopf!«
    Der Dummkopf, von dem Niewarth sprach, war Hans Wilderer. Neben einer Zeitungsnotiz war ein Bild abgelichtet. Es zeigte jene Stelle in der Wohnung in der Rüdersdorfer Straße, an der Garoche den Erschlagenen gefunden hatte. Allerdings deutete nur eine weiße Kreidelinie den Fundort der Leiche an. Man wollte anscheinend den Volksgenossen solche schrecklichen Bilder, wie das des zertrümmerten Schädels Wilderers, nicht zumuten.
    Garoche legte sein Arbeitswerkzeug zur Seite und nahm die Zeitung zur Hand. Der Artikel, neben der Fotografie, schilderte in allen Einzelheiten den vermeintlichen Tathergang. So war Wilderer vermutlich von hinten mit einer Eisenstange erschlagen worden. Laut Leichenbeschauer hatte der Täter dreimal mit äußerster Brutalität zugeschlagen. Wie Garoche bereits vermutet hatte. Dass Täter und Opfer sich gekannt haben mussten, stand für die Polizei fest. Der bearbeitende Polizeibeamte war der Überzeugung, dass das Motiv für den Mord im kriminellen Milieu zu suchen war. Kriminalkommissar Erich Malek hatte der Zeitung mitgeteilt: ›Wir glauben, dass das Opfer seinem Mörder freiwillig die Tür geöffnet hat. Sie kannten einander. Nur so ist zu erklären, wie leicht Wilderer ohne Gegenwähr erschlagen werden konnte.‹
    Der schimpfende Niewarth legte seine Sicht des Geschehens um den Tod Wilderers dar: »Der Wilderer hat einen anderen Lieferanten gehabt. Womöglich einen Maler, der ihm die Schinken direkt auf die Leinwand geschmiert hat. Vielleicht auch zwei oder sogar drei. Und einen hat er nicht bezahlt oder einer wollte ihn erpressen, und Wilderer wollte nicht zahlen. Und schon ist der Schädel gespalten«, schlug Niewarth mit der flachen Hand senkrecht nach unten und teilte stattdessen die Luft. »Ich sage Ihnen Garoche, in unserem Geschäft zählt nur Vertrauen. Vertrauen und Loyalität. Jawohl, Vertrauen und Loyalität!«
    Dieses geforderte Vertrauen hatte Garoche jedenfalls nicht in Hinsicht auf Heinrich Löhner.
    Der Maler brachte den Kunsthändler bis an das Tor zur

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