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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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bist?«
    Garoche blieb emotionslos vor der am Boden sitzenden Ada stehen und sah nur auf sie herab, wie sie zunächst mit ihrem Unterarm die Tränen wegwischte und sich dann mit dem Rockzipfel über die Nase fuhr.
    »Ich möchte, dass du diesen Jungen nie wieder siehst, auch nicht in der Wäscherei! Ich werde künftig die Wäsche bringen und abholen. Hast du verstanden?«
    Ein dreifaches Schniefen und ein stummes Nicken zeigte Garoche, dass er verstanden wurde.
    »Wasch dir die Hände und tu dir Jod auf die Wunden. Dann geh und bring mir die braune Strickjacke, ich konnte sie nicht finden. Seit wann malst du dir eigentlich die Lippen an?« Da sie seine Hand ausgeschlagen hatte, ließ er Ada allein aufstehen und ging, ohne sich noch einmal umzudrehen, ins Atelier.

Kapitel 18
    Mitte Oktober stellten sich die ersten Vorboten des Winters mit starken Winden und einer empfindlichen Kühle ein. Die Wiese des Gartens war über und über mit Blättern und kleinen Ästen bedeckt, sodass Garoche beim Spazieren immer wieder bis zu den Knöcheln im Laub einsank.
    Da im Atelier nur der eiserne Ofen stand, der nicht ausreichte, den gesamten Raum zu erwärmen, hatte Garoche seine Staffelei in die Nähe der Wärmequelle gestellt. Zusätzlich sorgten ein langes, leinenes Unterhemd sowie Hose und ein wollener Pullover, von Ada selbst gestrickt, dafür, dass die Zähne des Künstlers nicht unrhythmisch im Takt zu Carusos ›Donna non vidi mai‹ klapperten. Mit Wehmut dachte der Maler an die Tage voller Sonnenschein in Venedig und das erste Mal bemerkte er, dass sein Lieblingssänger nicht in die Kälte und den Frost Deutschlands passte. Er war ein Sommersänger. Mit Grausen sah Garoche dem kommenden Winter entgegen und nahm sich vor, Niewarth auf eine wärmere Unterkunft und Arbeitsstätte anzusprechen. Eventuell musste er sein Atelier in den Salon verlegen. Bei diesem Gedanken erinnerte er sich, dass er eigentlich nicht die Absicht gehabt hatte, nun schon so lange, fast vier ganze Monate, bei dem Kunsthändler in Lohn und Brot zu stehen. Aber da er gut zahlte – nach dem Tod Erwin Katuschkes hatte sich sein Honorar fast verdoppelt –, war er einfach geblieben. Bis auf die Kälte im Atelier ging es ihm nicht schlecht. Er wurde für seine Arbeit gut bezahlt, das Konto bei seiner Eupener Bank war wieder gut gefüllt. Er hatte ein ganzes Haus für sich allein, eine Hausangestellte, die gleichzeitig Geliebte war, und er konnte malen.
    Nur Eduard fehlte ihm. Er war der einzige Mensch, der ihm wirklich etwas bedeutete, dies war ihm in der Einsamkeit schmerzlich bewusst geworden. Dass Ada ihre Zeit mit ihm teilte, empfand er zunehmend als wenig tröstlich: Sie begann ihn in ihrer Naivität und in ihrer Fürsorge regelrecht abzustoßen, machte ihm Vorhaltungen des Trinkens und des Rauchens wegen. Er solle mehr essen und seine Körperpflege ließe auch zu wünschen übrig. Die meiste Zeit störte er sich nicht an ihr und verkroch sich mehr und mehr in sein Atelier, denn hierhin durfte sie ihm nicht folgen. Er rührte sie immer weniger an, und die Klagen über die mangelnde Zärtlichkeit und Zuneigung rissen nicht mehr ab.
    »Liebst du mich nicht mehr? Was habe ich dir bloß getan?«
    »Gar nichts, ich muss arbeiten und bin eben abends erschöpft. Und die Liebe habe ich dir auch nie versprochen.«
    »Früher hast du auch nicht erst auf den Abend gewartet.« Ada blinzelte verführerisch und überging Garoches Bemerkung über die Liebe.
    Der Maler kratzte sich den Stoppelbart und schlürfte seinen morgendlichen Kaffee. Ada saß ihm gegenüber am Küchentisch und starrte ihn halb vorwurfsvoll, halb sehnsüchtig an. »Früher hast du auch gearbeitet, warst aber für meine Umarmungen nicht zu erschöpft.« Plötzlich hielt sie inne. Sie öffnete ihre Strickjacke und knöpfte, ohne den Blick vom Maler zu lassen, das Kleid auf. Dann zog sie das Unterhemd aus und entblößte ihre weiße Brust.
    »Möchtest du mich nicht einmal wieder malen, so ganz nackt?«
    Garoche betrachtete den Busen. Was sollte er sagen? Etwa, dass er ihrer Zuneigung längst überdrüssig war?

    Der Ofen in der Küche war kalt, und Garoche rief mit klappernden Zähnen nach Ada. Sie schlief jetzt im ehemaligen Esszimmer neben der Küche. Der Maler hatte ihr geholfen, ein Bett, einen Schrank und einen Tisch mit Stuhl hineinzuschaffen. Sie hatte sich gewehrt, und die Tränen waren ihr beim Heruntertragen ihrer Sachen über die Wangen gelaufen. Garoche hatte es für besser

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