Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer
gegen Konas Umarmung wehren?
Kurz darauf war ich froh, es nicht getan zu haben. Seine Augen wurden dunkel, er nahm mich fest in die Arme und schon schossen wir davon und wirbelten mit einer Geschwindigkeit durchs Wasser, dass mir schwindelig wurde. Immerhin hatten meine Kiemen diesmal schnell reagiert. Ich atmete mühelos und hatte keinen Grund, mir verzweifelt an den Hals zu fassen.
Kona katapultierte uns durch ein riesiges Korallenriff und ich staunte mit offenem Mund über die unglaublichen Rot-, Blau- und Lilatöne. Dann tauchten wir unter einer Quallenkolonie hindurch. Ich sah Kona über die Schulter und versank in ehrfürchtiger Bewunderung über den Anblick der vielen durchsichtigen Organismen, die direkt über uns trieben. Ob ich mich je daran gewöhnen würde, welche Leuchtkraft die Dinge hier unten besaßen?
Ich hoffe nicht. Kona verlangsamte unsere Geschwindigkeit, als wir neben einem Schwarm bunter Fische anlangten. Es gefällt mir, die Welt mit deinen Augen zu sehen.
Ich wollte ihn anschreien, weil er wieder in meinen Kopf eingedrungen war, brachte aber keine rechte Empörung zustande - nicht, wenn die Welt, die er mir zeigte, schöner war, als alles, was ich mir je erträumt hatte. Als Wassernixe konnte ich Dinge sehen, die ich als Mensch niemals hätte wahrnehmen können.
Du musst die Gedanken abschirmen, die ich nicht hören soll, sagte er mit vor Vergnügen vibrierender Stimme, während er mit mir in die Tiefe abtauchte, dass ich aufschrie und mich mit aller Kraft an ihm festklammerte.
Warum schwimmen wir so schnell? Ich war ganz atemlos von den vielen neuen Eindrücken, die auf mich einstürmten.
Wie soll ich dich sonst dazu kriegen, dich so an mir festzuhalten?
Ich schluckte beklommen und wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Dennoch klammerte ich mich noch ein wenig fester an ihn, bis wir so eng aneinandergepresst waren, dass ich den wilden Schlag seines Herzens an meinem spüren konnte. Seine Augen wurden noch dunkler und der Druck seiner Hände auf meinem Rücken verstärkte sich. Er genoss die Nähe ebenso sehr wie ich.
Wie kann ich meine Gedanken abschirmen?, fragte ich ihn, erschrocken darüber, wie atemlos ich klang, obwohl die Stimme aus meinen Gedanken und nicht aus meinem Kehlkopf kam.
Allerdings schien ich nicht die Einzige zu sein, der diese Nähe zu schaffen machte, denn ich musste die Frage drei Mal wiederholen, ehe ich eine Antwort bekam.
Warum willst du das gerade jetzt wissen?, fragte er mit einem grollenden Unterton in der Stimme.
Deshalb. Ich lächelte verschmitzt. Es gibt da ein paar Gedanken, von denen ich noch nicht will, dass du sie hörst.
Sein Grinsen verschwand, stattdessen spiegelte sich in seinem Blick ein so intensives Verlangen, dass ich trotz des warmen Wassers zitterte. In diesem Moment wollte ich nichts mehr, als meine Hände in seinem Haar zu vergraben und seinen Mund auf meinen zu ziehen. Wenn ich Kona küsste, versank die Welt um mich herum. Und da mir alles, was er mir erzählt hatte, wild durch den Kopf ratterte, konnte ich ein wenig Selbstvergessenheit gut gebrauchen.
Doch kurz bevor er meinen Mund berührte, glitt seine Hand zu meinem Hals und begann mit der Kette zu spielen, die ich immer noch trug, die Kette, die ich von Mark bekommen hatte. Auch wenn es ein Geburtstagsgeschenk gewesen war, wusste ich, dass er ihr mehr Bedeutung beigemessen hatte als das. Er hatte sie als Versprechen betrachtet, ein Versprechen, bei dessen Einhaltung ich mich bislang nicht mit Ruhm bekleckert hatte.
Ich schloss die Augen und sah ihn vor mir: klug, stark und fürsorglich. Zugegeben, er war ein wenig launisch und besitzergreifend. Aber er war gut zu mir gewesen und lange Zeit der Einzige, mit dem ich reden konnte. Ihn zu betrügen, gefiel mir ganz und gar nicht.
Vielleicht sollte ich mich darauf beschränken, die Regeln dieser seltsamen Unterwasserwelt kennenzulernen, bis ich mir darüber klar geworden war, was Kona - und was ich selbst - wollte.
Im allerletzten Moment glitt ich aus Konas Armen und schoss durchs Wasser, wobei ich mich alle paar Meter überschlug. Er setzte mir nach, doch ich entwischte ihm mit knapper Not und schwamm zurück in Richtung Oberfläche.
Ich geriet in eine Schar Delfine, die von meiner Anwesenheit begeistert zu sein schienen. Sie drängten sich an mich, stupsten mich mit ihren spitzen Schnauzen an, rotierten durchs Wasser und forderten mich auf, das Gleiche zu tun.
Ich vergnügte mich eine Weile mit ihnen, wohl wissend,
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