Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer
das bedeutete nicht, dass sich Töne nicht trotzdem wie eine Art natürliches Sonar über Wellen ausbreiteten. Ich dachte an das, was ich im Biounterricht gelernt hatte, als die Meerestiere an der Reihe gewesen waren. Mr D Angelo hatte uns erzählt, dass viele Tiere Echo-Ortung verwenden. Mein Nixenohr schien genau wie sie in der Lage zu sein, Töne wahrzunehmen, obwohl mir immer noch nicht klar war, wie ich das, was ich »hörte«, zu deuten hatte.
Aber das hieß nicht, dass ich nicht raten konnte. Dort draußen war ein Kampf im Gange, zwischen Kona, den anderen und Gott-weiß-was. Ich schoss zum Höhleneingang und spähte hinaus, obwohl ich wusste, dass Kona stinksauer sein würde, wenn er mich sehen könnte. Aber die Unwissenheit brachte mich fast um. Was war, wenn er verletzt war oder gar schon tot?
Nein! Ich sperrte diesen Gedanken weg und weigerte mich, ihm Glauben zu schenken. Kona war klug und schnell und er wusste, was er tat, wenn er nicht gerade versuchte, mich vor meiner eigenen Dummheit zu bewahren. Er würde bestimmt mit allem fertig werden, was dort oben war.
Und doch ... war in der Nähe des Höhleneingangs etwas Merkwürdiges im Wasser. Eine seltsame Konsistenz, die es dicker und schwerer wirken ließ als sonst.
Vielleicht sollte ich einfach nach Oliwa sehen. Wir könnten ein wenig zusammen herumschwimmen und schauen, ob sich irgendetwas erkennen ließ von dem, was vor sich ging ...
Eine schwarze Hand fuhr aus der Dunkelheit, packte mich am Kopf und stieß mich mit aller Kraft in die Höhle zurück.
Ich war auf den Angriff nicht gefasst und flog gegen die hintere Wand der Höhlenkammer, knallte so fest dagegen, dass ich sekundenlang die Orientierung verlor. Das war die Gelegenheit, die er brauchte. Entsetzt sah ich Malu auf mich zukommen, ein gefährlich aussehendes Messer in der Hand und Mordlust in den Augen.
Was machst du da?, fragte ich und kroch fieberhaft an der Wand entlang, um so viel Abstand wie möglich zwischen mich und ihn zu bringen. Wenn ich nach draußen gelangen konnte, zu Oliwa ...
Als ich an Konas kleinen Bruder mit seinem verschmitzten Dauerlächeln und den funkelnden Augen dachte, kam mir ein anderer Gedanke. Wenn Malu hier drinnen war, musste er irgendwie an Oliwa vorbeigekommen sein. Bilder meines neuen Freundes, der verletzt auf dem Grund des Ozeans lag, tauchten vor mir auf und ließen mich, so schnell es ging, zum Höhleneingang eilen.
Malu fing mich ab und schleuderte mich ein zweites Mal gegen die Wand.
Ich bringe die Sache jetzt zu Ende, bevor sie komplett außer Kontrolle gerät.
Ich war mir ziemlich sicher, dass die Sache bereits außer Kontrolle geraten war, schließlich kam er mit der erklärten Absicht auf mich zu, mich zu töten.
Das willst du nicht tun, sagte ich und hätte mich gleich darauf am liebsten geohrfeigt. Ich hörte mich an wie eine dieser unterbelichteten Tussies in einem Horrorstreifen, die immer gleich zu Anfang den Löffel abgeben müssen.
Und ob ich das will. Er kam ein Stück näher.
Das war nicht die Antwort, die ich erhofft hatte. Aber warum?, fragte ich ihn, während ich gleichzeitig versuchte mir einen Plan zurechtzulegen. Ich musste hier raus, um nach Oliwa zu sehen, weil alles in mir schrie, dass diese merkwürdige Konsistenz, die ich vor ein paar Minuten im Wasser gespürt hatte, Blut gewesen war. Und wenn es sich so verhielt, wenn er tatsächlich verletzt war, musste ich ihn zu Kona bringen. Doch Malu war direkt vor der Öffnung. Ich musste an ihm vorbeischwimmen, um hinauszugelangen, was bedeutete, dass er mich jederzeit schnappen konnte. Und ehrlich gesagt war ich nicht erpicht darauf, noch einmal an die Wand geklatscht zu werden. Ich spürte schon jetzt eine Beule an meinem Hinterkopf anschwellen.
Und selbst wenn es mir gelingen sollte, an ihm vorbeizukommen, blieb immer noch die Tatsache, dass ich ihn abhängen musste, was schlicht und einfach absurd war, falls er nur annähernd so schnell sein sollte wie Kona. Ich war zwar flink, aber ohne einen Fischschwanz konnte ich es auf keinen Fall mit jemandem aufnehmen, der sein ganzes Leben unter Wasser verbracht hatte.
Weil du mehr Ärger machst, als du wert bist. Tiamat ist schon zweimal fast umgekommen, als sie versucht hat, dich zu erwischen. Wenn du weg bist, kann ihr nichts mehr passieren. Und uns auch nicht.
War das sein Ernst? Wollte er tatsächlich die Wasserhexe vor mir beschützen? Was hatte ich ihr je getan, außer mich selbst zu verteidigen?
Mir blieb keine Zeit,
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