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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Organisation der Party zu tun hatte. »Wir haben von Ihrem kleinen Abenteuer gestern nacht gehört.«
    »So kann man es auch nennen.« Jay bewegte unauffällig die verletzte rechte Schulter, die Costello so herzlich geklopft hatte. Er war mittags aus dem Bett gekrochen und hatte sich gefühlt, als wäre eine Herde von Brauereipferden über ihn hinweggetrampelt. Nur stete kleine Dosen von Jack Daniels, die er sich selbst verordnete, hatten den Schmerz etwas gedämpft.
    »Und natürlich versuchen die Cops, den Einbruch irgendwie mit Dr. Wright in Verbindung zu bringen.« Costello machte ein ernstes Gesicht ob dieser schrecklichen Ungerechtigkeit. »Das Maß an Inkompetenz hier ist unglaublich.«
    Die übliche Dreckschleudermasche der Verteidiger. Die Cops sind Versager, die Ankläger sture Böcke, zu beschränkt, um das große Ganze zu sehen. Routine. Jay kannte das. Er war selbst einmal eine der Dreckschleudern gewesen. Er hörte Costello gar nicht richtig zu, als er sich Garrett Wright zuwandte, der ihn mit ruhigen, dunklen Augen und einem zufriedenen kleinen Lächeln beobachtete.
    »Mister Brooks«, sagte er, erhob sich und reichte ihm eine Hand, die fast zerbrechlich aussah. »Anthony hat mir erzählt, daß Sie an dem Fall interessiert sind, um eventuell ein Buch darüber zu schreiben.«
    »Möglicherweise. Kommt drauf an, was am Ende dabei rauskommt.« Wright lächelte jetzt amüsiert. »Wollen Sie damit sagen, es hängt von meiner Schuld ab? Ein echtes Spiegelbild unserer Gesellschaft nicht wahr? Die Leute wollen nichts über Unschuld lesen. Sie wollen Perversionen, Verrat, Blut.«
    »Das ist nichts Neues, Dr. Wright. Früher haben die Leute bezahlt, um sich Hinrichtungen am Galgen ansehen zu dürfen – und sie haben ihre Kinder mitgenommen.«
    »Das haben sie«, gab er mit einem kurzen Kopfnicken zu. »Vielleicht hat die Menschheit seither einfach nur eine stromlinienförmige, brillante Brutalität entwickelt.«
    »Das würde jedenfalls das Phänomen der Serientäter erklä ren, nicht wahr?« sagte Jay. »Vielleicht haben Sie da ein Thema für Ihr nächstes Projekt, Dr. Wright.«
    »Nein, nein. Lernen und Auffassungsgabe sind meine Fachgebiete. Ich gebe nicht vor, ein Experte für kriminelles Verhalten zu sein.«
    Vielleicht mußte er ja auch nichts vortäuschen. Jay behielt diesen Kommentar für sich, legte ihn zum späteren Gebrauch in seinem Kopf ab. Er ließ seinen Blick zu Wrights Frau gleiten, die neben ihm saß, so blaß, daß sie fast durchsichtig schien. Sie schickte ihm einen nervösen Blick, ein flüchtiges Lächeln huschte über ihren Mund, ehe sie die Augen niederschlug. Sie sah ausgesprochen unglücklich aus, als Christopher Priest sich neben sie setzte.
    Der Professor war scheinbar um lässiges Aussehen bemüht und trug deshalb einen schwarzen Rollkragenpullover, der ihm eine Nummer zu klein war. Er spannte an seinen Schultern wie ein Taucheranzug, wodurch sein Kopf riesengroß wirkte. Er beugte sich vor Karen Wright, um Garretts Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    »Die T-Shirts sind ausverkauft. Die Jungs sind in Ekstase.«
    »Sie können stolz sein«, warf Costello ein. Ein listiges Auge glitt zurück zu Jay, raffiniert wechselte er die Position, um Wright und den Professor zu verdecken. »Wissen Sie, Jay, diese Geschichte könnte man aus verschiedenen Perspektiven erzählen. Dr. Wrights Unschuld – der Zusammenschluß seiner Freunde, Kollegen, Studenten . . .«
    »Die Brillanz seines Anwalts.« Jay rang sich ein Grinsen ab. »Das klingt verdammt nach einem Verkaufsgespräch, Tony.«
    Costello machte sich nicht die Mühe, den Zerknirschten zu spielen. »Ich wäre pflichtvergessen, wenn ich nicht alle Möglichkeiten nutzen würde, um die Unschuld meines Klienten zu betonen.«
    »Ja, und wir alle haben gehört, was mit Anwälten passiert, die ihre Klienten nicht energisch genug verteidigen«, sagte Jay sarkastisch und legte seinen Zeigefinger wie einen Pistolenlauf an seine Schläfe.
    Costellos Gesicht lief rot an. »Dr. Wright war zum Zeitpunkt von Enbergs Tod noch im Gefängnis. Es dürfte nicht mit rechten Dingen zugegangen sein, wenn er daran beteiligt gewesen sein sollte.«
    Jay zog die Augenbrauen hoch, aus Freude daran, mit anzusehen, wie Costellos Blutdruck noch etwas weiter stieg. Man mußte dem Anwalt allerdings zugute halten, daß er sich im Griff hatte. Er lächelte nur ein wenig schief.
    »Jay«, sagte er und schlug ihm noch einmal auf seine kranke Schulter. »Sie vergeuden Ihr

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