Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
dreitausend Urlauber in seinen mächtigen Stahlrumpf aufzunehmen und unter den Klängen exotischer Musik in die Karibik zu bringen.
Beim Anblick des Kreuzfahrtriesen dachte Spacy mit Wehmut an seinen letzten Urlaub auf Puerto Rico zurück, den er dort vor mehr als einem Jahr mit Tracy Gilles verbracht hatte. Es war ihr letzter gemeinsamer Urlaub gewesen, und seither waren die Dinge irgendwie aus dem Ruder gelaufen. Es schien, als müsse ihre Beziehung dem gewaltigen Arbeitspensum von Spacy Tribut zollen. Alles deutete auf eine Trennung hin, und die Einzelheiten sollten in Kürze in Orlando besprochen werden, wo Tracy ein Appartement ihres Arbeitgebers NASA bewohnte. Das gemeinsame Haus mit dem großen Anwesen in Miami existierte zwar noch, wurde aber letztendlich nur noch von Mister Ping, dem chinesischen Hausverwalter, in Schuss gehalten. Insgeheim hoffte Spacy darauf, Tracy würde noch einlenken, das Thema Trennung ad acta legen, ihren Job bei der NASA aufgeben und zu ihm nach New York kommen. In der NUSA würde sich mit Sicherheit ein Platz für sie finden.
Spacys trübe Gedanken verflüchtigten sich in dem Moment, als er unterhalb von Pier 86 den Hauptsitz der NUSA erreicht hatte und dem Auto entstieg. Zwei weitere Ferrari-Modelle standen hier, allerdings in roter Hochglanzlackierung. Ein astronomisch teurer 1984er 288 GTO sowie ein extrem seltener NART Spyder. Spacy begutachtete kurz die Neuerwerbungen seines Arbeitgebers und hoffte insgeheim, beide Wagen einmal ausprobieren zu dürfen. Dann setzte er seinen Weg fort. Hier unten lag im Verborgenen der streng geheime Forschungsbereich der National Underwater & Space Agency, welcher knapp fünfzig Mitarbeiter beherbergte. Das knapp zweitausend Quadratmeter umfassende Zentrum für Unterwasserforschung gliederte sich in drei weiterführenden Ebenen auf, die lose durch freitragende Stahltreppen und Zwischendecks verbunden waren und tief unter der Wasserfläche des trüben Hudson Rivers lagen. Riesige Aquarien, Wasserbassins, Druckkammern, Werkstätten und Computerarbeitsplätze vermittelten den Eindruck, man befinde sich in den Kulissen eines am Meeresgrund angesiedelten Science Fiction-Films. Verstärkt wurde der Eindruck durch reflektierendes und fluoreszierendes Licht, das sich durch ein in der Mitte der Anlage angeordnetes Tauchbecken von knapp zehn Metern Tiefe, fünfzehn Metern Breite und einhundert Metern Länge an den blank polierten Stahlwänden und Decken in immer wieder neuen Formen und Mustern spiegelte. Eine überdimensionierte Monitorwand auf der Kopfseite der Anlage zeigte eine Weltkarte mit blinkenden Dioden und Ziffern und symbolisierte die maritimen Forschungsgebiete der NUSA EXPLORERS, der global operierenden Unterwasser-Teams. Mitarbeiter in weißblauen Overalls hantierten mit allerlei technischen Geräten, und Taucher in großen Becken testeten neue Materialien und Anzüge.
Ein besonderes Augenmerk der Anlage waren die sogenannten Remotely Operated Vehicles, also ferngesteuerte und kabelgebundene Tauchroboter, sowie diverse Autonomous Underwater Vehicles, die ihren Antrieb aus Batterien speisten. Absolutes Highlight in der Ansammlung technischer Geräte bildete der Flying Fish , ein raketenähnliches Objekt von ca. sieben Metern Länge, das laut Aussage der Ingenieure zukünftig in der Lage sein würde, als eine Art bemannter Torpedo kombinierte Flug- und Tauchmanöver durchzuführen. Ein erster unbemannter Testflug stand für nächsten Monat auf dem Programm, und Mark Spacy war von Admiral Adamski instruiert worden, Flying Fish auf einem NUSA-Testgelände auf den Bahamas zu erproben. Die Konstrukteure des Flying Fish hatten dem glänzenden weißen Objekt mit der nahezu glatten Oberfläche zwei Fischaugen und ein grinsendes Haifischmaul auf den Kopf gemalt, sodass Spacy unwillkürlich zurück grinsen musste, als er an diesem eigentümlichen Apparat vorbeikam.
Er folgte einer nach weiter unten führenden Wendeltreppe, deren Sprossen sanft unter seinen Tritten vibrierten. Schließlich führte ihn sein Weg zu einem Schott, hinter dem sich eine in blaues Neonlicht geflutete Unterwasserröhre anschloss, die von außen unsichtbar das Pier mit der USS Intrepid verband. Die Röhre führte etwa acht Meter auf eine Leiter zu, über die man nach kurzem Aufstieg einen Bereich erklomm, der wie das Innere eines exklusiven Londoner Salons anmutete und für dessen Zutritt ein Augenscan per Kamera notwendig war. Spacy unterzog sich der völlig schmerzlosen
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