Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
abzulegen und eine schützende Stellung aufzusuchen. Gelähmt vor Angst hatte Hernandez bereitwillig die Mannschaftsquartiere gezeigt, wo alle Besatzungsmitglieder friedlich in ihren Kojen gelegen hatten. Es war ein Leichtes gewesen, alle Matrosen, inklusive Hernandez, hinter einem schweren Schott des Vorratsraums einzuriegeln. Im Bauch des Schiffes befanden sich jetzt dreizehn Gefangene. Aber er konnte sich nicht sicher sein, ob sich noch andere Personen Bord aufhielten. Deshalb behielt Spacy sicherheitshalber die Tür im Auge.
»Was wollen Sie überhaupt? Wir haben nur Zucker und Mangos an Bord, die dürften Sie kaum interessieren. Oder ist das wieder so eine amerikanische Willkür, mit der Ihr uns jahrzehntelang klein haltet?«, fauchte der Kapitän aus seinem Stuhl heraus und wartete auf einen Fehler des Fremden.
»Ich bin nicht hier, um mit Ihnen über Politik zu reden. Ich will auch nicht Ihre Mangos und Ihren Zucker. Ich bin hier, weil sich auf Ihrem Schiff etwas befindet, was nicht Eigentum Ihres Volkes ist«, antwortete Spacy mit scharfer Stimme und legte deutlich sichtbar einen Hebel an seiner Maschinenpistole um. Kapitän Pedro Lòpez Domínguez schluckte kurz, als er die Handbewegung registrierte.
»Warum nehmen Sie dann nicht gleich unsere ganze Insel mit? Ihr verdammten Yankees meint wohl, euch würde die Welt gehören. Hier auf dem Schiff ist nichts, was Ihnen gehört. Jede Schraube, jede Planke Holz, sogar jeder Tropfen Öl, der durch die Leitungen gepumpt wird, ist mit Hilfe des kubanischen Volkes verdient worden. Unsere sozialistische Idee wird nie sterben. Haben Sie verstanden? Nie!«
Verachtungsvoll spukte der Mann auf den Boden. Spacy hatte genug von dem Gerede und zielte mit der Waffe direkt auf den Kopf des Kapitäns. Der Lauf berührte fast die Stirn des aufbrausenden aber tapferen Mannes, welcher nicht zugeben wollte, dass dieses Schiff ein Geheimnis beförderte.
»Hör zu, Freundchen! Meine Geduld ist langsam am Ende. Warum zeigst du mir nicht einfach, was dort im Laderaum neben dem Zucker und den Mangos versteckt ist? Und falls du dich noch einmal als kleiner Che Guevera aufspielst, reißt dir eine Salve aus diesem Ding hier deine verdammte Birne in tausend Stücke.«
»Ich habe keine Ahnung, was Sie sehen wollen. Erschießen Sie mich, wenn Sie meinen, damit etwas zu erreichen«, sagte der Kapitän in ruhigem Ton, als habe er von einer Sekunde auf die andere sein Ende akzeptiert.
Spacy lief die Zeit davon und er wollte nicht riskieren, von einer Crew gelyncht zu werden, die sich vielleicht gerade selber befreite. Deshalb wirbelte er ohne jede Vorwarnung die Maschinenpistole herum und schlug den Kolben mit voller Wucht gegen die Schläfe von Kapitän Domínguez.
Dieser bäumte sich kurz in seinem Korbsessel nach hinten, sodass Spacy ein zweites Mal zuschlagen konnte, diesmal in den Magen. Schwer mitgenommen stöhnte der Kapitän laut auf. Doch erst der dritte Schlag, der eine mehr als empfindliche Stelle zwischen den Beinen traf, brach seinen Willen.
»Und jetzt raus mit der Sprache, Kapitän! Wer ist für das hier verantwortlich?« Spacy suchte auf dem Armaturenbrett den Schalter für die Außenbeleuchtung und legte den entsprechenden Hebel um. Sofort erstrahlte das gesamte Vordeck der Cojio im gleißenden Licht. Sämtliche Container, sowie die drei Flugzeugteile, die in Rumpf und zwei Tragflächen geteilt waren, wurden unter den Planen sichtbar.
Domínguez hustete und blickte mit verzerrtem Gesicht nach draußen, wo seine Ladung wie ein Weihnachtsbaum am Heiligabend in vollem Glanz erstrahlte.
»Sie werden kein Rauschgift finden. Weil wir einfach kein Rauschgift an Bord haben. Und das ist die Wahrheit. Erschießen Sie mich, erschießen Sie die Mannschaft, versenken Sie das Schiff. Wir haben kein Rauschgift an Bord. Die Cojio ist kein Drogenkurier«, mühte sich der nach Luft ringende Kapitän ab, seinen Worten die notwendige Glaubwürdigkeit zu verleihen.
Spacy fiel fast aus allen Wolken. »Was reden Sie da, Mann? Selbst wenn Ihr Drogen an Bord hättet, wären diese nicht der Grund meines Besuchs. Ich rede von dem da! Ich rede von diesem Flugzeug da!«
»Was soll damit sein? Dieses Modell ist ein Geschenk unseres Landes an das venezolanische Volk. Eine aufwändige Holzattrappe für irgendein Flugzeugmuseum in Venezuela. Als Dank für das verbilligte Öl, welches wir von dort beziehen«, japste der sichtlich angeschlagene Kapitän.
»Bitte was?«
»Sie haben mich richtig
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