Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
verstanden. Sehen Sie selber nach, wenn Sie mir nicht glauben.
Spacy wollte nicht glauben, was er aus dem Mund des kubanischen Kapitäns gehört hatte. Er zog ein paar Handschellen aus einer Tasche seines Kampfanzugs und legte sie dem Mann um ein Handgelenk. Dann zog er ihn samt Sessel unsanft an die Rückwand des Ruderhauses und ließ das andere Ende der Handschellen um ein Heizungsrohr einschnappen, sodass Domínguez nicht in Reichweite seiner Instrumente oder der Lautsprecheranlage gelangen konnte. Er warf einen kurzen Blick durch die Fenster und kletterte dann über die Leiter nach unten auf das Vorderdeck. Er stieg eine weitere Leiter hinab, die in den offenen Laderaum führte. Einen Augenblick später stand er an einer der Tragflächen, die auf speziellen Holzböcken lag. Was er dort sah, machte ihn rasend vor Wut. Er schlug mit der Faust gegen das Holz.
Domínguez hatte Recht gehabt, dies war lediglich eine Attrappe. Und es war nicht die Attrappe, die Spacy vor einigen Tagen auf dem Militärflughafen auf Kuba gesehen hatte. Denn dort hatte er eine echte Maschine gesehen, soviel stand fest. Fieberhaft überlegte er, was jetzt zu tun war. Es machte wenig Sinn, den Frachter zu versenken. Die armen Teufel an Bord waren wahrscheinlich allesamt unschuldig, da sie überhaupt nicht wussten, wer hinter dem Ganzen steckte. Dennoch musste er noch ein paar Worte mit dem Kapitän wechseln, um völlig sicher zu sein. Als er sich umdrehte, um den Mann zur Rede zu stellen, meinte er für einen Moment einen Lichtblitz im Steuerhaus der Cojio gesehen zu haben.
Er kletterte die Leiter des Frachtraums rauf und stürmte zurück in Richtung Ruderhaus, um Domínguez alles zu entlocken, was einen Hinweis auf die Hintermänner bringen konnte. In der Kabine angelangt sah er den Kapitän, der zusammengesackt in seinem Sessel hing. Irgendetwas schien nicht zu stimmen. Spacy hob das Kinn von Dominguez und sah das kleine kreisrunde Loch auf der Stirn, aus dem Blut sickerte.
Pedro Lòpez Domínguez war tot und in seinen glasigen Augen lag ein letzter überraschter Blick. Irgendjemand hatte dem Kubaner eine Kugel in den Schädel gejagt. Und wer immer das getan hatte, musste sich noch an Bord befinden.
Spacys Puls raste. Er musste sich zwingen, einen klaren Kopf zu bewahren. Ein Mörder war an Bord. Das Schiff fuhr ohne Steuermann auf offener See und stellte eine Gefahr dar. In der Vorratskammer war die Mannschaft eingeschlossen, inklusive des Ersten Offiziers. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Männer sich befreien würden. Am Horizont begann es zu dämmern. Und die Beluga wartete auf ein Zeichen von ihm, bevor er sich von dem Schiff absetzen konnte, um auf seine Rettung zu warten.
Ich stecke ganz schön in der Scheiße , fasste Spacy seine Lage zusammen. Wenn er herausfinden wollte, wer Kapitän Domínguez umgebracht hatte, durfte er auf keinen Fall das Schiff verlassen. Auf einem Frachter dieser Bauart gab es unzählige Möglichkeiten, sich zu verstecken. Bestimmt lauerte ihm der Mörder bereits in einem Hinterhalt auf.
Dann schoss ihm eine Idee durch den Kopf, ein grober Plan. Er musste den Mörder dazu zwingen, aus seinem Versteck herauszukommen. Würde der Plan scheitern, könnte dies Spacys Ende bedeuten – vielleicht vor einem kubanischen Erschießungskommando. Dennoch: Er war bereit, alles auf eine Karte zu setzen.
Er machte sich mit der Steuerkonsole vertraut und warf ein Blick auf die Seekarten. Er steckte mit Zirkel und Lineal einen Kurs ab und wendete das Schiff, welches sich kurz darauf in eine langgezogene Linkskurve legte. Nach fünf Minuten konnte er durch einen Blick aus dem Ruderhaus feststellen, wie die Cojio eine aufgewühlte weiße Spur hinter sich herzog, die bald einen sauberen 180 Grad Halbkreis beschreiben würde. Er griff zu dem Mikrofon, welches an einem Gestänge oberhalb der Decke hing, und betätigte den entsprechenden Schalter. Die gesamte Crew und auch der Mörder konnten ihn nun hören.
»An die Besatzung der Cojio . Hier spricht der neue Kapitän. Mein Name tut nichts zur Sache. Wie Ihnen der Erste Offizier, Jorge Hernandez, sicherlich mitgeteilt hat, habe ich das Kommando über Ihr Schiff übernommen. Ich bin Mitarbeiter einer international tätigen Organisation, die einer großen Verschwörung auf der Spur ist. An Bord der Cojio befindet sich ein Flugzeugmodell, welches allen Kubanern bekannt sein dürfte. Dieses Modell ist sehr wahrscheinlich Teil eines großangelegten
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