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Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Titel: Defcon One 01 - Angriff auf Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Lettau
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Übertragungen. Sämtliche den Start betreffenden Bilder und vorläufige Einschätzungen zu den Fallschirmspringern an der Startrampe waren mit Vorsicht zu genießen. Es wurde viel spekuliert und gemutmaßt, wer die Entführer wirklich waren. Noch konnte oder wollte sich die Presse nicht darauf festlegen, ob man es mit gemeinen Verbrechern, deren Ziel die Erpressung eines hohen Lösegeldes war, oder aber mit politisch motivierten Terroristen, womöglich islamischen Fundamentalisten, die einfach nur ein Blutbad oder absurde geopolitische Veränderungen erzwingen wollten, zu tun hatte. Alle Kommentare hatten aber einen gemeinsamen Tenor: Wie bloß hatten es die Entführer der Atlantis so einfach geschafft, den Luftraum vor und über Cape Canaveral zu durchdringen, ohne aufgehalten zu werden?
    Die abstrusesten Theorien wurden gesponnen, und erst nach und nach wurden immer mehr Details an die Oberfläche gebracht. Interviewpartner – sogenannte Experten – wurden vor die Kameras gezerrt und schilderten, wie es sich denn zugetragen haben könnte.
    Die Medien reflektierten auf die Todesfälle der ursprünglichen Astronauten, erwähnten den Hals-über-Kopf-Aufbruch des Präsidenten aus Atlanta, und brachten schließlich ein Amateurvideo über brennende Trümmerteile, welche als unscharfe und verwackelte Handyaufnahmen von einem Touristen eines Kreuzfahrtschiffs weit draußen auf dem Atlantik an CNN übermittelt worden waren. Das Militär hüllte sich zu den Vorgängen in Schweigen, und lediglich die politischen Rivalen des Präsidenten meinten schon jetzt für alles eine Erklärung zu haben. Die NASA bekam einmal mehr die volle Breitseite der Presse zu spüren, ebenso wie die Nachrichtendienste, die ja wohl auf der ganzen Linie versagt hatten.
    Unter all die reißerischen und sensationsgierigen Berichterstattungen mischte sich eine weitere, äußerst emotional ausgeprägte Linie der Meinungsmache. Das persönliche Drama des amerikanischen Präsidenten, der nun um seine Tochter bangte, rückte plötzlich in den Fokus. Kreativ wie die Bildregisseure an den Computerschnittplätzen der Sender waren, entstanden plötzlich kleine Filmclips, die in einer Mischung aus Sentimentalität und Patriotismus Musik und Archivbilder von Vater und Tochter vor dem Hintergrund der Nationalflagge und dem startenden Space Shuttle vermengten.
    Es folgten Interviews mit Personen des öffentlichen Lebens, die das Ereignis als unfassbare Tragödie, persönlichen Schicksalsschlag des Präsidenten und als Ende der bemannten Raumfahrt kommentierten. Als ein leicht bekifft wirkender Popstar, der sich als absoluter Fan von Tracy Gilles ausgab, ankündigte, er würde der Astronautin der Herzen einen Song widmen, machte dieser Begriff schlagartig die Runde und löste eine Welle der Anteilnahme im Land aus.
    Spacy hatte genug gesehen und schüttelte nur ungläubig den Kopf. Am liebsten hätte er sich den Fernseher geschnappt und im hohen Bogen über Bord geworfen.
    Stattdessen stand er auf und wollte gerade den Ausschalter drücken, als ein Hinweis eingeblendet wurde. Es hieß, der Präsident würde um 23.00 Uhr Ortszeit eine Presseerklärung im Weißen Haus abgeben.
    Mit einem Blick auf die Uhr wandte sich Spacy an Kapitän Carlsen, der wie gewohnt an seiner Pfeife nuckelte und einen starken Kaffee trank.
    »Bin gespannt, wie er dieses Desaster der Bevölkerung erklären wird. Und wie sein Notfallplan aussieht. Das Ersatzshuttle Endeavour kann frühestens in einer Woche starten, die Vorbereitungszeit für einen Sojus - oder Progress - Raketenstart von einem russischen Kosmodrom zur ISS dauert ähnlich lange, falls man ein Rettungs- oder Überfallkommando hochschicken will.«
    »Stimmt«, pflichtete Spacy bei.
    »Es erscheint mir völlig verrückt, die ISS im Piratenstil eines Kapitän Blackbeard unerkannt zu entern, falls es darauf hinauslaufen soll«, knurrte der Kapitän der Beluga .
    »Zumindest hat das bisher noch keiner versucht«, grinste Spacy den alten Seebär an und machte sich ans Kommunikationspult der Brücke, um sich bei der NASA ein paar Auskünfte einzuholen. John Forrester schied als Ansprechpartner momentan aus, sein Freund und Raumfahrtexperte Hunter saß schon in einem Flieger nach Vandenberg, und Tracy würde zumindest bis zum Rendezvous mit der Internationalen Raumstation die nächsten fünfundvierzig Stunden außer Gefecht sein. Blieb also nur noch Nicole Borman im Startkontrollzentrum übrig, zu der er dank Admiral Adamskis

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