Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
GO zwischen dem Start- und dem Flugkontrollzentrum reinkamen. Von nun an würde der Countdown rasend schnell nach unten ticken. Von nun an überwachten in irrsinniger Geschwindigkeit Computer die Startautomatik. Kein Mensch war in der Lage, mit dem Tempo der Überwachungsrechner mitzuhalten. Den Ingenieuren der NASA kam in dieser heiklen Phase des Starts die Rolle von Beobachtern zu, die nur bedingt die hochkomplexen Rechenschritte beeinflussen konnten.
» Atlantis , wir sind jetzt bei T-9 Minuten«, meldete sich das Startkontrollzentrum. »Ground Launch Sequenzer GLS übernimmt nun den Countdown.«
»Roger, SKZ«, antwortete Tracy und blickte auf die Digitaluhr im Cockpit, deren rot aufleuchtende Ziffern die verbleibende Zeit bis zum Abheben mit 08:58:57 signalisierten.
Bei T-7 Minuten 30 Sekunden schwenkte die gesamte Zugangsbrücke zum Orbiter mit einem deutlich hörbaren Knarren zurück, sodass die Atlantis nun verbindungslos zum Startturm auf der Rampe stand. Wenig später wurde die Stromversorgung initialisiert. Dann folgten in immer kürzeren Abständen Hinweise darauf, was rund um den Startturm geschah. Tracy war hochkonzentriert und arbeitete routiniert die hundertfach einstudierte Checkliste ab. Der komplexe technische Vorgang wurde in wenigen Worten durch das Startzentrum kommentiert.
»Zielgebiet der SRBs gesichert.«
»Roger.«
»Luftoberflächenprofiltest gestartet.«
»Roger, SKZ.«
»Bewegungstest der SSMEs gestartet.«
Die Uhr stand nun bei T-03:54:50 Minuten. Es waren keine signifikanten Vorkommnisse in den Telemetriedaten zu erkennen, alles lief nach Standardprozedere der NASA weiter. Bei
T-02:55:00 Minuten wurde der Gasabluftarm zurückgezogen. Gleichzeitig wurden die Ventile der Sauerstofftanks geschlossen und der Flugdruck auf 1,5 Bar gedrückt. Tracy und der Kommandant klappten die Visiere ihrer Helme runter und verschwendeten nicht einen Gedanken daran, ob es ihnen die Terroristen gleichtaten. Bei T-00:55:00 erfolgte die Umschaltung auf die interne Energieversorgung.
Nun folgte einer der kritischsten Punkte überhaupt, bei T-31 Sekunden, unmittelbar vor dem Zünden der Haupttriebwerke. Die Kontrolleure im Startzentrum überließen nun endgültig den Computern den Start, der mit einem GO die Start-Sequenzer freigab. Die Hydraulikaggregate der Feststoffraketen wurden aktiviert, sieben Sekunden später schwenkten deren Düsen in die endgültige Startposition. Jetzt konnte der Start nur noch durch ein automatisches Abschalten der Haupttriebwerke abgebrochen werden.
»Roger, SKZ. Einwandfreie Daten«, sagte Tracy, als ein unbekanntes Geräusch das Space Shuttle wie ein mächtiges Gewittertosen heimsuchte.
»Das ist das Sound-Unterdrückungssystem«, schrie Doug Brown, als sich bei T-16 Sekunden Millionen Liter Wasser über die Startrampe ergossen. Die gesamte Konstruktion erzitterte und der Lärm ebbte scheinbar ein wenig ab, um dann zum Finale noch mal richtig anzuschwellen. Bei T-10 Sekunden gaben nun die Bordcomputer das Signal zur Zündung der drei Haupttriebwerke. Unsichtbar für die Crew verbrannten Funkensprüher mögliche Reste von gasförmigem Wasserstoff unter dem Heck der Atlantis , um eine Explosion zu verhindern. Wer sich jetzt unterhalb der Rampe befand, hätte in dem infernalischen Lärm noch genau sieben Sekunden Zeit für einen letzten Gedankengang.
»Halt dich fest, Tracy, jetzt kommt meine Lieblingsstelle«, brüllte der Kommandant in sein Helmmikrofon, während ein gewaltiges Zittern den Orbiter erschütterte und es bei T-6 Sekunden in Abständen von menschlich nicht wahrnehmbaren einhundert und zwanzig Millisekunden dreimal hintereinander krachte, als ob der liebe Gott den Himalaya in die Luft sprengte. Die Atlantis schien zu schwanken, als gleichzeitig die Feststoffraketen zündeten und sofort auf einhundert Prozent ihrer Leistung waren.
»T-0, Lift Off«, schrie Tracy gegen den infernalischen und Unmengen von Adrenalin erzeugenden Lärm an, als sich die Raumfähre unter einem Brummen, Poltern und Rumpeln, das aus dem tiefsten Höllenschlund der Erde zu kommen schien, unmerklich langsam in die Höhe bewegte. Weniger als drei Sekunden waren seit T-0 vergangen und die Triebwerke erzeugten bereits einhundert und vier Prozent ihrer nominalen Leistung. Der nicht-axiale Schub im Moment der Zündung war bereits ausgeglichen, und das Space Shuttle befand sich in einer exakt senkrechten Ausgangslage.
Der spätabendliche Himmel über Florida wurde erhellt durch den
Weitere Kostenlose Bücher