Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
bitte raus aus den Anzügen und runter von Bord. Und das ist keine Bitte, sondern ein Befehl!«
Während die überflüssig gewordenen Crewmitglieder schweigsam die Helme ablegten und sich gegenseitig dabei halfen, aus den Druckanzügen zu steigen, meldete sich das Startkontrollzentrum vom Weltraumbahnhof.
» Atlantis , hier ist Nicole Borman. Wie ist Ihr Status?«
»Bis auf Gilles und Brown gehen alle von Bord«, bestätigte der Kommandant mit einem Blick auf die Uhr. »Und zwar in genau acht Minuten.«
»Okay Atlantis . Lassen Sie uns keine Zeit verlieren, da das GO NO GOfast zeitgleich abläuft. Die Abluftventile für die Crewkabine müssen nochmals manuell geöffnet und geschlossen werden. T-9 beginnt in … fünfzehn Minuten mit dem Start der automatischen Boden-Start-Sequenzer. Kurz darauf geht der Zugriffsarm zurück. Ihrer Crew bleiben dann noch sieben Minuten, um über die Notfallkörbe nach unten zu dem unterirdischen Schutzbunker zu gelangen.«
»Verstanden, SKZ. Sonst noch was?«
»Ja, eine Nachricht vom Präsidenten. Ich konnte ihn auf Anweisung aus Houston nicht zu euch durchstellen.«
»Was hat er gesagt?«, wollte Tracy, die im Wettlauf gegen die Zeit den anderen Astronauten dabei half, aus den Raumanzügen zu kommen, wissen.
»Er hat sich gegen einen vorzeitigen Start und gegen eine Erstürmung des Shuttles entschieden, um nicht das Leben der Geiseln in Houston zu gefährden.«
»Sagen Sie ihm bitte, er habe richtig entschieden. Und sagen Sie ihm bitte auch, dass ich ihn liebe. Doug und ich werden schon klarkommen.«
»Das mache ich«, bestätigte die Startleiterin mit belegter Stimme und ließ eine kurze Pause folgen. »Ach und noch etwas, Tracy.«
»Ja?«
»Wir haben eine Nachricht vom Forschungsschiff Beluga erhalten. Die patrouillieren draußen auf dem Atlantik. Ich soll Ihnen etwas ausrichten.«
Tracy ließ sich nicht anmerken, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Wegen der Anspannung in der letzten Stunde hatte sie keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken, wie sehr wohl Mark, zur Untätigkeit verdammt, mitlitt.
»Ja?«
»Ihr Freund ist in Gedanken bei Ihnen. Ich soll Ihnen ein Zitat des Schriftstellers Oscar Wilde mit auf den Weg geben.«
»Ein Zitat?«
»Ja, es lautet: Unabhängigkeit bedeutet alles .«
Tracy bedankte sich bei der Startleiterin und widmete sich wieder ihren Instrumenten, während die bis auf die Unterwäsche ausgezogenen Astronauten sich an der manuellen Entriegelung der Luke zu schaffen machten.
»Seltsam. Was hat Mark nur gemeint mit Unabhängigkeit bedeutet alles ?«
Doch bevor Tracy noch weitere Überlegungen anstellen konnte, holte sie ein schrilles Signal in die Realität zurück. Kommandant Brown hatte soeben die automatische Entriegelung der Luke ausgelöst und drückte nun den entsprechenden Knopf, um den Alarm stumm zu schalten.
Frische, feuchtwarme Luft wehte in den klimatisierten Innenraum der Fähre und ließ die Temperatur kurzfristig ansteigen. Von draußen war das dumpfe Rumpeln der Hydraulik des Versorgungsturms zu hören. Die beiden Piloten warfen einen Blick über die Schulter und sahen drei schwarz gekleidete Gestalten im Eingangsbereich der Luke stehen.
In dem Augenblick, als Brown die kalten dunklen Augen der drei Terroristen erfasste, beschleunigte sein Puls. Es war ein Fehler gewesen, diese Leute an Bord zu lassen. Nie zuvor hatte er in Gesichter geblickt, die so selbstbewusst und entschlossen wirkten. Ihre Anwesenheit an Bord legte sich wie ein Fluch über die Raumfähre. Als die Luke von außen geschlossen wurde, fiel gleichzeitig die Temperatur.
Die Eindringlinge schienen genau zu wissen, wie sie die zurückgelassenen Raumanzüge der Crew anzulegen hatten und schlossen mit sicheren Handgriffen sämtliche Versorgungs- und Kommunikationsanschlüsse der internen Module an. Dann nahmen sie wie perfekt ausgebildete Astronauten ihre Sitzplätze ein und setzten ihre Helme auf. Bis dato war nicht ein einziges Wort gefallen.
Tracy warf Brown einen vielsagenden Blick zu. Beiden war die schwarze Tasche nicht entgangen, die mit an Bord gebracht worden war. Deren Inhalt bestand mit Sicherheit nicht aus Lunchpaketen. Und die kleinkalibrigen Schusswaffen an den Körpern der Terroristen verfehlten ebenfalls nicht ihre Wirkung.
Die bedrohliche Stille in dem Orbiter schien Tracy langsam zu erdrücken und sie war deshalb froh, als sie die vertraute Stimme von John Forrester hörte und über Kopfhörer die letzten Gesprächsfetzen des GO NO
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