Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
das Problem sein.«
»Sondern?«
»General Rippers Plan sieht vor, eine E-Bombe, vielleicht sogar eine Atombombe, zu zünden. Er erhofft sich davon einen nuklearen elektromagnetischen Impuls, der sämtliche Schaltkreise – auch die von möglichen Zündern – dauerhaft lahmlegt.«
»Wie bitte?« Adamski klappte die Kinnlade herunter. Verstört sah er Herold Hollister an, dem fast sein Drink aus der Hand gefallen wäre. Auch Kelley Delorean hielt sich entsetzt die Hand vor den Mund. »Das ist absoluter Wahnsinn. Damit setzt er doch die ISS dauerhaft außer Betrieb. Und niemand weiß, welche Sprengzünder die Terroristen verwenden. Sollte es schiefgehen, werden die Kidnapper die Raumstation mit Äxten in ihre Bestandteile zerlegen. Dieser Plan ist das Verrückteste, was ich jemals gehört habe. Der Vizepräsident hat doch wohl nicht ernsthaft vor, diesem hirnrissigen Vorhaben zuzustimmen?«
»Walter Franklin steht unter Druck. Die Militärs sitzen ihm im Nacken. Es rächt sich jetzt, die Stabschefs nicht früher eingebunden zu haben. Die fühlen sich ausgebootet und fürchten um zukünftige Etats. Das Thema Amtsenthebung wegen Befangenheit macht hinter vorgehaltener Hand überall in Washington die Runde.«
»Diese Bastarde«, schnaufte der Admiral. »Ich bin nicht unbedingt ein Freund der jetzigen Politik und des jetzigen Präsidenten, aber wenn es so abläuft, wie Sie es schildern, kann man nur hoffen, dass die Bombe nicht gezündet wird. Wie sieht denn der genaue Plan aus?«
»Morgen früh gibt es eine detaillierte Präsentation. Dann werden die Stabschefs dem Vizepräsidenten den Vorschlag unterbreiten, Operation Skywalker – so der Codename – zuzustimmen. Sie brauchen vermutlich ein zweites Space Shuttle binnen Wochenfrist. Das dürfte allerdings schwierig werden. Aus Zeitgründen wird deshalb der Abschuss einer seegestützten Cruise Missile in Betracht gezogen.«
»Mein Gott, das ist vollkommen irre. Die Sache droht total aus dem Ruder zu laufen«, zeigte sich Adamski schockiert. Entsetzt kippte er seinen Drink runter.
»Aber das ist noch nicht alles«, sagte der amtierende Sicherheitsberater des Präsidenten und ließ der Bedeutung seiner Worte eine kurze Pause folgen.
»Das ist noch nicht alles? Schlimmer kann es ja wohl kaum noch kommen.«
»Es kann noch schlimmer kommen. Wenn General Ripper sich morgen durchsetzen sollte, wird der Flug der Independence aus Gründen der nationalen Sicherheit von einem Experten begleitet, der eine brisante Fracht im Handgepäck hat. Dann ist die Carfentanyl-Variante endgültig gestorben. Stattdessen wird die E-Bombe mitreisen und sofort gezündet.«
Die NUSA Direktoren sahen sich verständnislos an. General Grant hingegen mutmaßte über die weiteren Details der militärischen Pläne. Energisch funkte Admiral Adamski dazwischen.
»Wie soll das zeitlich hinhauen? Spacy und Hunter stecken in den entscheidenden Vorbereitungen zum Countdown. Vor einer Stunde kam die Nachricht, der Behälter mit dem Betäubungsmittel werde morgen früh in Vandenberg eintreffen. Wer soll sie dann noch aufhalten? Sie waren selber dabei, als Präsident Gilles das Okay für diesen Einsatz gegeben hat.«
»Ich muss Sie leider enttäuschen. Walter Franklin führt jetzt die Amtsgeschäfte und hat weiche Knie bekommen. Er hat General Ripper die Erlaubnis erteilt, den Countdown nach eigenem Ermessen zu stoppen. Bis in Washington eine endgültige Entscheidung getroffen wird.«
»Also ist der Countdown verschoben?« Adamski kollabierte fast.
»Nein, der Countdown ist noch nicht verschoben. Er kann aber jederzeit angehalten oder verzögert werden, falls der Stab ein Go durch den Vizepräsidenten erhält«, besänftigte Grant seinen Amtsvorgänger. »Morgen um 10.00 Uhr trifft sich der Stab. Danach sehen wir weiter. Tut mir leid, Admiral!«
Das Gespräch war beendet. Admiral Adamski sah aus, als würde er jeden Moment explodieren. Erst allmählich beruhigte er sich und fasste einen Entschluss, den er als den folgenschwersten seiner gesamten Laufbahn betrachtete. Gedankenverloren zündete er erneut eine der schweren Zigarren an, deren Rauchkringel sich wie Miniaturdruckwellen durch den Raum verteilten.
»Alles klar bei dir, Adam?«, erkundigte sich Hollister besorgt nach dem Zustand seines Geschäftspartners.
»Alles klar wie Kloßbrühe, Hollie«, erwiderte Adamski mit einem Blick, der ganze Legionen in die Flucht geschlagen hätte. »Ruf bitte einen unserer Piloten an, ich habe was zu
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