Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
des elektromagnetischen Feldes entstehen würde«, räusperte sich General Ripper. »Aber immerhin bliebe die gesamte Konstruktion als solche erhalten. Alle Systeme müssten nach und nach ausgetauscht und erneuert werden.«
»Wir hätten also den Terroristen die Möglichkeit zur Zerstörung genommen, würden aber im Gegenzug den teuersten Haufen Schrott um die Erde kreisen lassen, den die Welt jemals gesehen hat. Wir könnten möglicherweise das Leben der Astronauten retten, würden aber auf längere Zeit keinen Nutzen aus der ISS ziehen.«
»Wenn Sie das so ausdrücken, klingt es, als ob Sie an diesem Weltraumprogramm hängen. Betrachten Sie es einmal von der psychologischen Seite. Was wir dort oben erforschen, entzieht sich der Kenntnis des größten Teils der Bevölkerung – und zwar weltweit. Dieses Programm ist immer wieder in Frage gestellt worden. Und wenn man unten nicht erzählt, was oben passiert, bleibt der Eindruck bestehen, die gute alte ISS würde nach wie vor ihre Bahnen um die Erde ziehen und einigen Wissenschaftlern und Laborratten als Heimat dienen. Es dürfte uns nicht schwer fallen, ein bisschen was zu vertuschen. Wenn Sie verstehen, was ich meine!«
Vizepräsident Walter Franklin schüttelte nachdenklich den Kopf. Es war ein hoher Preis, den man zahlen würde, falls durch ein solches elektromagnetisches Feld die ISS auf Dauer irreparablen Schaden nahm. Allerdings hätte man die Chance auf ein überraschendes Eindringen, da sämtliche Elektronik und Früherkennung an Bord unbrauchbar geworden wäre. Wie das im Detail funktionieren sollte, entzog sich aber momentan seiner Vorstellungskraft. Wahrscheinlich war dies genau der kniffelige Punkt des Strategiepapiers, der noch ausgearbeitet werden musste. Dennoch wollte der Vizepräsident bereits jetzt eine Frage beantwortet haben.
»Vielleicht liegen Sie nicht ganz daneben mit Ihrer These, welche besagt, Image sei wichtiger als die Wahrheit. Vielleicht könnten wir sogar vor den Augen der Weltöffentlichkeit eine sündhaft teure Fehlfunktion im Orbit geheim halten, vorausgesetzt alle Betreiber machen bei diesem Spiel mit und lassen nichts durchsickern. Mich interessiert aber im Moment mehr, wie Sie eigentlich dieses elektromagnetische Feld aufbauen wollen. Also haben wir mittlerweile doch so etwas wie eine Strahlenkanone?«
Der Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs blickte für den Bruchteil einer Sekunde betreten zu Boden, bevor er sich aus seinem Sessel erhob und Haltung annahm. Mit einer an der Hosennaht angelegten Hand und der vor der Brust gehaltenen Offiziersmütze trug er sein Anliegen mit fester Stimme vor.
»Mr Vicepresident! Was Sie als eine Strahlenkanone bezeichnen, trifft es nur teilweise. Um den gewünschten Effekt zu erzielen, müssen wir einen starken elektromagnetischen Impuls aussenden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom Compdon-Effekt. Die genauen Einzelheiten kann Ihnen ein Waffensystemtechniker erläutern. Fakt ist: Wir haben eine solche Waffe. Und nur diese Waffe ist in der Lage, unser Problem aus der Welt zu schaffen.«
»Und um was für eine Waffe handelt es sich dabei genau?«, fragte Walter Franklin sichtlich beunruhigt.
General Ripper ließ ein paar Sekunden verstreichen, um dann die Katze aus dem Sack zu lassen. Als er antworten wollte, klopfte es an der Tür und General Lex Grant, der amtierende Sicherheitsberater des Präsidenten, betrat den Raum. Mit einer Geste deutete Franklin an, Platz zu nehmen. Franklin vertraute Grant, so wie es auch George T. Gilles tat. Im Beisein des Sicherheitsberaters wiederholte der Vizepräsident seine Frage.
»Also, um welche Waffe handelt es sich?«
»Mr Vicepresident, die Vereinigten Stabschefs ersuchen Sie hiermit, in sicherer Entfernung zur ISS eine Nuklearbombe zu zünden!«
KAPITEL 74
26.04., 23.03 Uhr
New York, Pier 86
D er Flugzeugträger USS Intrepid lag angestrahlt am Pier 86 des Hudson River und erzählte als stummer Zeuge zahlreicher Seegefechte seine bewegte Geschichte. Um diese Uhrzeit war der öffentliche Teil des schwimmenden Museums, der sich in erster Linie auf das Start- und Landedeck mit den ausgestellten Flugzeugen sowie die inneren Hangars und einige Mannschaftsunterkünfte begrenzte, längst menschenleer. Die Veteranen und Touristen, die tagsüber das Schiff bevölkert hatten, waren längst in den Straßenschluchten von Manhattan verschwunden. In der Hoffnung, endlich ein Zeichen von der Atlantis zu hören, übertrafen sich alle Fernsehstationen
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