Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
erledigen.«
»Um diese Uhrzeit? Wo willst du hin?«
»Nach Vandenberg!«
»Vandenberg?«
»Ja, der letzte freie Platz in der Independence ging soeben an einen senilen Weltraumtouristen.«
» Du willst mitfliegen?«
»Besser ich als irgendein CIA-Heini mit einer E-Bombe im Rucksack. Außerdem wollte ich schon immer meine Höhenangst loswerden!«
KAPITEL 75
27.04., 07.50 Uhr
Houston, Flugkontrollzentrum
F ür die Männer und Frauen im abgedunkelten Mission Control Center war das Warten auf eine Nachricht von der ISS zu einem nervenzerrenden Geduldsspiel geworden. Isoliert von der Außenwelt, ohne jegliches Sonnenlicht, unter dem künstlichen Schein der Neonbeleuchtung, saßen die verunsicherten Mitarbeiter der NASA und beteten still in der Hoffnung vor sich hin, dass bald ein audiovisuelles Signal des Kommandanten der Internationalen Raumstation kommen würde. Die Wissenschaftler hatten das Andockmanöver miterlebt, ebenso wie das Einsteigen der Besatzung. Kurz darauf waren sämtliche Übertragungsbilder unterbrochen worden. Auf den beiden äußeren der drei großen Bildschirme, vor Kopf des großen Raumes, liefen lediglich die Telemetriedaten der Flugbahn sowie die Statusberichte der einzelnen Module in Zahlenkolonnen ab. Der mittlere Bildschirm zeigte ein bedrohliches Schwarz, dessen bedrückende Leere fast noch schlimmer war als die zahlreichen Gewehrläufe, welche auf die Körper der Flugkontrolleure gerichtet waren.
John Forrester saß an seinem Tisch und analysierte die eingehenden Datenströme, die ihm von den Arbeitspulten übermittelt wurden. Die Systeme zeigten keine signifikanten Auffälligkeiten. Was Forrester zu schaffen machte, war die absolute Ungewissheit, wie es weitergehen würde. Sein Team war auf Krisensituation technischer Natur eingestellt und bestens bewährt, nicht aber auf die zusätzliche psychische Belastung durch die Anwesenheit schwerbewaffneter Geiselnehmer vorbereitet. Bei einigen Mitarbeitern registrierte er die ersten Symptome von Stress und Panik. Von daher bat er Armstrong um einen Gefallen.
»Sie sollten unseren Leuten eine Verschnaufpause gönnen. Die meisten sind völlig übermüdet und am Ende ihrer Kräfte. Wenn nicht bald eine Nachricht von Ihren Leuten kommt, klappen die ersten an den Arbeitsplätzen zusammen. Wenn einer meiner Leute durchdreht, kann die Situation eskalieren.«
»Sobald die Kontaktaufnahme erfolgt ist, reden wir über diesen Punkt. Aber nicht jetzt. Es wird nicht mehr lange dauern«, schlug Armstrong dem Flugdirektor seine Bitte ab. »Und das Fernsehteam kann sich schon mal bereitmachen. Das wird die Sendung des Jahrhunderts.«
Ein CNN-Team, bestehend aus Kameramann, Tontechniker und Reporter, war mitten in der Nacht im Austausch gegen drei Mitarbeiterinnen in das Gebäude geholt worden, wobei Armstrongs Männer den Eingangsbereich nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen hatten.
»Phillips, kommen Sie her«, rief Armstrong dem Journalisten zu.
Sofort beendete der Reporter die Unterhaltung mit seinem Team und kam an den Tisch des Flugdirektors, hinter dem sich der große und sonnengebräunte Blonde aufgebaut hatte.
»Hier bin ich«, meldete sich James Phillips, unbeeindruckt von dem martialischen Gehabe des Hünen, welcher lässig seine Zigarette aus dem Mundwinkel heraushängen ließ und seine AK-47 in der Hüfte gestemmt hielt.
»In fünf Minuten können Sie mit Ihrer Übertragung beginnen. Wie vereinbart filmen Sie über unsere Hinterköpfe auf die Monitorwand. Sobald die Forderungen von der ISS aus verlesen sind, unterbrechen wir wieder die Funkstrecke. Danach wird Forrester von Ihnen interviewt, wie besprochen. Anschließend sehen Sie zu, dass Sie Ihren Arsch raus in den Übertragungswagen bekommen und den Bericht fertig machen. Zwanzig Minuten später läuft der Beitrag dann über den Sender, ansonsten knalle ich eine weitere Geisel ab. Haben Sie das verstanden?«
»Verstanden«, bestätigte Phillips, der als einer der sogenannten Embedded Journalists im Irak-Krieg 2003 gewesen war und dort einen Querschläger abbekommen hatte. Seit jenem Tag zog er das Bein nach, was mittlerweile, neben seiner obligatorischen khakifarbenen Weste, zu einer Art Markenzeichen geworden war.
»Und kommen Sie nicht auf die Idee, mich ein zweites Mal nach dieser Live-Nummer zu fragen. Während wir hier Interviews geben und die Cops draußen sehen, was abgeht, stürmen die vielleicht sofort die Bude, weil sie denken, wir seien abgelenkt. Sie werden schön
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