Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
Control Center kommen, um mir ein Bild von der Lage zu machen. Was ich dort gesehen habe, ist unfassbar. Ich selber habe mehr als dreißig schwerbewaffnete Männer in schwarzen Kampfanzügen gezählt, die alle vermummt sind und die völlig verängstigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der NASA in Schach halten. Es herrscht eine gespenstische Ruhe in dem Raum, und jeder hat Angst, etwas zu sagen, um nicht erschossen zu werden. Es hat bereits zwei Tote gegeben, die in einen Nebenraum gebracht wurden. Ich durfte Aufnahmen von den beiden ermordeten Mitarbeitern machen, die wir aber mit Rücksichtnahme auf die Familienangehörigen nicht zeigen werden. Bei den Toten handelt es sich um Edward G. Penn und Frederick McCasland. Beide waren Angestellte der Weltraumbehörde. Gute Männer, fleißige Männer, beliebte Männer. Wie ich gehört habe, hinterlassen sie jeweils Frau und Kinder.«
»Verdammt«, zischte der Präsident. »Muss man denn unbedingt über die Nachrichten den Tod dieser Männer bekanntgegeben?«
General Grant schüttelte ebenfalls verständnislos den Kopf. Er mochte sich gar nicht vorstellen, was in diesem Augenblick die Angehörigen der Opfer empfanden. Phillip redete unterdessen weiter.
»Leider bin ich gehalten, keine weiteren Details preiszugeben, da die Kidnapper drohen, den gesamten Komplex in die Luft zu jagen. Zwei meiner eigenen Leute, Kameramann Chris Nolte und Tontechniker Thomas Oldfield, befinden sich ebenfalls noch im MCC. Auch ihnen droht der Tod, wenn ich mich mit meinem Bericht nicht an die Vorgaben der Terroristen halte. Ich kann Ihnen also weder sagen, wer diese Leute sind und ob sie tatsächlich aus Kuba stammen, noch darüber berichten, in welchem Zusammenhang der Anführer der Gruppe zu den Terroristen auf der ISS steht. Die gesamte Aktion macht einen extrem gut organisierten Eindruck. Der Anführer, dem ich mehrmals Auge in Auge gegenübergestanden habe, lässt sich übrigens mit Neil Armstrong anreden. Er und seine Leute machen einen absolut entschlossenen Eindruck. Es wird viele Tote geben, sollten die Einsatzkräfte einen Angriff starten!«
Der Kameramann im Übertragungswagen zog das Objektiv auf und zeigte die beengte Situation in dem Ü-Wagen, vor dessen Regiepult Phillip saß und berichtete. Dann zoomte die Kamera wieder näher auf das Gesicht des übernächtigt wirkenden Journalisten.
»Doch sehen Sie selber, was sich heute um acht Uhr morgens Central Standard Time im Flugkontrollzentrum der NASA zugetragen hat. Sie werden ein etwa zweiminütiges Video zu Gesicht bekommen, welches in dem Augenblick entstanden ist, als sich die ISS per Satelliten-Funksignal gemeldet hat. Die Bild- und Tonqualität ist entsprechend schlecht, weil wir in einem abgedunkelten Raum vor einer Leinwand drehen mussten.«
»Du bekommst ja deinen Pulitzer-Preis, verdammt nochmal! Aber jetzt lass endlich dieses Band ablaufen«, flüsterte George T. Gilles, während sich seine Hände in der Bettdecke verkrampften und Phillip seinen Auftritt zelebrierte.
»Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! In diesen Tagen ziehen uns dramatische Ereignisse in ihren Bann, und ich kann mich nicht daran erinnern, jemals etwas so Unglaubliches kommentiert zu haben. Die Nation steht hinter dem Präsidenten, der sich in diesem Moment von seinem Infarkt in einem Krankenhaus in Washington erholt. Wir wissen nicht, wie es George T. Gilles geht, aber vielleicht ist es besser, dass er nicht alles mitbekommt. Dies müssen harte Stunden für ihn sein, ebenso wie für die Angehörigen, die in diesem Moment um die ermordeten Edward G. Penn und Frederick McCasland trauern.«
»Komm endlich zur Sache, du Schmeißfliege«, fluchte Grant fast unhörbar, während der Präsident voller Anspannung eine bequemere Sitzposition versuchte. Sofort war Grant bei ihm, um ihm das Kopfkissen zu richten.
»Der Präsident bangt um die vielen Mitarbeiter der NASA … aber auch um seine Tochter. Von daher ist dieser Beitrag gleichzeitig der Überbringer zweier Nachrichten – einer guten und einer schlechten.«
»Oh mein Gott«, stöhnte Gilles.
»Die Tochter unseres Präsidenten, die Astronautin Tracy Gilles, welche zusammen mit Doug Brown, dem Kommandanten des Space Shuttles, vor über sechzig Stunden von Cape Canaveral mit der Atlantis zur Internationalen Raumstation aufgebrochen ist, wurde von den Terroristen …«
KAPITEL 77
27.04., 06.38 Uhr (Ortszeit)
Vandenberg, AFB
»… dazu aufgefordert, die Forderungen zu verlesen«, erklang die
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