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Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Titel: Defcon One 01 - Angriff auf Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Lettau
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und Gefräßiges mitten auf hoher See loszuwerden. Die Einsamkeit war es, die ihm zu schaffen machte.
    Die Batterien reichen für ungefähr dreißig Minuten , hatte dieser kleine sadistische Ausbilder gesagt. Also schaltete er die ohnehin fast nutzlose Lampe nur gelegentlich ein, um den Druckanzeiger seiner Nitrox-Flasche zu kontrollieren. Es war ein einsamer Trip durch die Hölle, und es war im wahrsten Sinne des Wortes kein Land in Sicht. Kein Licht, keine Umrisse, die auf ein Ziel hindeuteten. Einfach nur Schwärze. Unbarmherzige, seelenlose Schwärze, wohin man auch blickte. Willis hatte keine Ahnung, wie tief die See unter ihm war und was da unten so alles lauerte. Oben, unten, links, rechts, vorne, hinten – was machte es schon aus, aus welcher Richtung der Tod einen ereilen würde? Hier war alles nur ein tranceartiges Gleiten in einem Zustand der Lethargie. Wer sich hier unten freiwillig bewegte, musste lebensmüde oder total immun gegen jegliche Urängste sein. Einfach nur weiter, immer weiter.
    Tommy Wayne und Bruce Stocker hatten bis auf wenige Meter zu ihrem Kandidaten aufgeschlossen. Willis hielt sich tapfer und lag gut in der Zeit. Er tauchte nahezu perfekt auf einer Linie und Höhe, korrigierte mit kontrollierten Bewegungen immer wieder ein Abdriften gegen die tückische Strömung. Er sparte sich seine Batteriereserven und schaltete die Lampe nur selten ein, um den Luftvorrat zu überprüfen. Er hielt nicht ein einziges Mal an, um sich umzuschauen oder eine Pause zu machen. Da es ohnehin nichts zu sehen gab, was die schwache Lampe in ihrem Schein hätte erfassen können, war dies die einzige und richtige Entscheidung. Allerdings war dies auch der Grund dafür, warum alle Kandidaten vor Willis den Stress des plötzlichen und völlig unerwarteten Angriffs nicht verkraftet hatten, da sie in einer Art Schläfrigkeit gefangen waren, welche eine schnelle und richtige Abwehrreaktion verhinderte. Die meisten seiner Vorgänger hatten beim Test die gesamte Ausrüstung verloren und waren verteidigungsunfähig geworden. Die Mehrzahl hatte überhaupt nicht realisiert, dass ein Fisch wohl kaum in der Lage sein würde, gezielt ein Messer aus der Scheide zu ziehen, eine Harpune aus der Hand zu schlagen oder die Tauchermaske zu entwenden. In den nächsten Sekunden würden Tommy Wayne und Bruce Stocker erfahren, ob ihr Kandidat einen Menschen von einem Tier unterscheiden konnte und ob er die Panik in eine kontrollierte Abwehrreaktion umwandelte.

    Willis sah auf die Uhr, der Minutenzeiger auf dem Ziffernblatt sprach eine eindeutige Sprache. Er war erst seit dreißig Minuten unterwegs und er hatte dennoch das Gefühl, als sei es bereits eine Stunde. Die Angst darf mich nicht besiegen, wenn ich abbrechen will, kann ich immer noch freiwillig nach oben , mahnte er sich zu mehr Wachsamkeit. Sie haben mich mit dem Krokodil konfrontiert und mit diesen unheimlichen Höhlen. Sie haben mir die Sicht genommen und entscheiden sich kurzer Hand, mich blind durch diese schwarze Hölle tauchen zu lassen. Wer weiß, welche Überraschung sie noch für mich bereit halten .
    Er schärfte seine Sinne und legte zum ersten Mal auf seinem langen Weg eine Hand an seine Pressluftharpune, die an einem Schnellklettverschluss seines rechten Oberschenkels befestigt war. Dann überprüfte er den Sitz des Messers und entschied, dass es in der jetzigen Position unterhalb der rechten Wade völlig deplatziert war, wenn ihm bei einer plötzlichen Attacke ein Hai oder ein anderer Fisch ein komplettes Bein abtrennen würde. Also nahm er das Messer samt Scheide und verstaute es entgegen jeglicher Taucherregel vor seinem Brustkorb. Willis fragte sich nicht, ob er den Schock durch ein plötzlich abgerissenes Bein überhaupt überleben würde. Seine Verteidigungsinstinkte waren nun geschärft und er versuchte, die Dunkelheit zu seinem Verbündeten werden zu lassen – wie auch immer das funktionieren sollte.
    Plötzlich fiel ihm ein, sich auf den Rücken zu drehen, um vielleicht über ihm schwimmende Körper zu entdecken, die sich schwach vom hereinfallenden Mondlicht abhoben. Enttäuscht musste er feststellen, dass da einfach überhaupt nichts zu erkennen war. Er war nach wie vor blind. Alle seine Sinne waren nun auf eine plötzliche Attacke eingestellt. Aber dennoch rechnete er sich zum ersten Mal eine echte Chance aus, diese völlig aussichtlos scheinende Situation zu überleben.
    Wayne und Stocker hatten aufmerksam registriert, was Willis dort

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