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Deichgrab

Deichgrab

Titel: Deichgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sein Kopf pochte, als wolle er zerspringen. Er versuchte sich zu bewegen, setzte sich vorsichtig auf. Kleine, glitzernde Punkte tanzten vor seinen Augen. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, was geschehen war.
    Er erinnerte sich an die aufgebrochene Tür und den Schein der Taschenlampe in der Küche. Langsam stand er auf, stütze sich an der Wand ab und schaltete das Licht ein.
    Die düstere Flurlampe enthüllte ein Chaos. Von der kleinen Kommode im Flur waren alle Schubladen herausgerissen, der Inhalt über den gesamten Flur verstreut. Auf Zehenspitzen schlängelte er sich so gut es ging durch die Unordnung. Möglichst vorsichtig, um keine Spuren zu verwischen.
    Im Bad nahm er einen Waschlappen, hielt ihn unter kaltes Wasser und legte ihn auf seinen Kopf. Im Spiegel sah er über seinem linken Auge eine kleine Platzwunde. Das Blut war bereits angetrocknet. Vorsichtig wischte er mit dem Waschlappen darüber. Es brannte ein wenig. Aus dem Arzneischränkchen nahm er ein Pflaster, drückte es behutsam darauf.
    In den anderen Zimmern sah es ähnlich aus. Überall waren die Schubladen aus den Schränken gerissen. Alles lag verstreut auf dem Boden. Selbst das Besteck aus den Küchenschubladen bildete ein wildes Durcheinander auf dem Linoleumfußboden. Das Geschirr lag teilweise zerbrochen dazwischen.
    Am schlimmsten hatte der Einbrecher im Schlafzimmer von Onkel Hannes gewütet. Die Matratze war aufgeschlitzt, der Schaumstoff lag im ganzen Zimmer verteilt.
    Tom blickte auf seine Uhr, es war Viertel vor fünf und draußen wurde es bereits hell. Er rief zunächst die Polizeidienststelle im Dorf an. Eine freundliche Frauenstimme vom Band teilte ihm jedoch mit, dass diese leider noch nicht besetzt war und in dringenden Notfällen der Hauptwachtmeister unter einer Handynummer erreichbar sei, die sie zweimal wiederholte.
    Er wählte erneut. Nach dem vierten Klingeln meldete sich eine dunkle, verschlafene Männerstimme.
    »Mein Name ist Tom Meissner und ich möchte einen Einbruch melden.«
    Der Mann schien weder besonders überrascht, noch besonders engagiert.
    »Mhmm, ... so, so« grunzte er in den Hörer, als Tom erklärte, wer er sei und wo eingebrochen worden war.
    »Ist denn etwas entwendet worden?«
    Diese Frage überforderte Tom. So genau hatte er sich die Sachen von Onkel Hannes noch gar nicht betrachtet. Und wie sollte er in diesem Chaos überhaupt feststellen, ob etwas fehlte? Der Fernseher und die kleine Hi-Fi-Anlage waren auf jeden Fall noch da.
    »Sind Sie verletzt? Soll ich einen Arzt schicken?«, fragte der Polizist mit leicht besorgter Stimme, als er bemerkte, dass Tom Schwierigkeiten hatte, klare Sätze zu formulieren.
    »Nein, es geht schon.« Er hatte nur fürchterliche Kopfschmerzen. Der Hauptwachtmeister erklärte ihm, dass unverzüglich jemand vorbeischauen würde. Dann legte er auf.
    Bevor Tom nach oben in sein altes Zimmer ging, legte er die Türkette vor. Wenigstens seinen Schlafsack hatte der Einbrecher verschont. Ansonsten sah es hier ebenso wüst aus wie im Rest des Hauses. Alle Bücher waren aus den Regalen gerissen, die Schreibtischschubladen herausgezogen und auf den Boden geworfen. Auch das komplette Bettzeug samt Matratze war aufgeschlitzt und das Innenleben lag im ganzen Raum verteilt.
    Er legte sich seinen Schlafsack um und setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl. Wer war hier eingebrochen und was hatte man gesucht? Alles, woran er sich mittlerweile erinnern konnte, war, dass es ein Mann gewesen sein musste. Das jedenfalls meinte Tom an der Stimme erkannt zu haben. So tief konnte keine Frau sprechen, nicht in so einer Situation und noch nicht einmal mit verstellter Stimme. Leider war das aber auch schon alles, was ihm wieder eingefallen war.
    Aber wonach hatte der Einbrecher gesucht? Geld? Eher unwahrscheinlich, denn sonst hätte er ja zumindest den guten Grundig-Fernseher mitgenommen. Oder hatte er ihn stehen lassen, weil Tom ihn überrascht hatte?
    Und warum war gerade jetzt eingebrochen worden? Das Haus stand doch schon einige Wochen leer. Da hätte es doch durchaus einen besseren Zeitpunkt für einen Einbruch gegeben.
    Er überlegte, wonach der Einbrecher gesucht haben konnte, aber ihm fiel absolut nichts ein. Wenn die Polizei da gewesen war, würde er sich Onkel Hannes Sachen genauer ansehen. Wo die wohl blieb? Er zitterte immer noch leicht und das Hämmern in seinem Kopf wurde stärker. Viertel nach fünf, jetzt mussten sie wohl gleich kommen.
    Das Läuten der Türglocke weckte ihn

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