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Deichgrab

Deichgrab

Titel: Deichgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf. Es war halb zehn und er war auf dem Stuhl eingeschlafen.
    Tom warf den Schlafsack auf den Boden und stand auf. Ihm schwindelte. In seinem Kopf hämmerte es. Langsam tastete er sich die Treppe hinab.
    Draußen stand ein älterer Herr in Polizeiuniform. »Moin, Sie haben einen Einbruch gemeldet? Wann ist der Einbruch in etwa passiert?«
    Tom nannte den Zeitpunkt seines Heimkommens.
    »Ist irgendetwas entwendet worden?«
    Da Tom nur mit den Schultern zuckte, murmelte er:
    »Also nicht!«
    »Möchten Sie sich denn nicht wenigstens mal umschauen?«
    »Nicht nötig.«
    Er riss einen Zettel von seinem Block, reichte Tom die Durchschrift.
    »Das ist die Kopie Ihrer Anzeige. Wir melden uns bei Ihnen, sobald wir neue Informationen für Sie haben.«
    Sprachlos nahm er den Zettel entgegen, auf dem ein Aktenzeichen und eine Telefonnummer notiert waren. Ganz unten hatte der Polizist mehrere Kreuze gemacht und den Zeitpunkt von Toms Heimkehr notiert.
    Ärgerlich drehte Tom sich um und schloss die Tür. Wie wollte die Polizei einen Einbruch aufklären, wenn sie sich noch nicht einmal den Tatort ansah? Wenn die damals ebenso engagiert das Verschwinden von Britta untersucht hatten, war es ja kein Wunder, dass man die Leiche nie gefunden hatte.
    Wütend stapfte er zurück in das Durcheinander aus Papieren, Büchern und Besteck. Sein Handy klingelte. Es war Monika. In dem Moment, in dem er das Gespräch angenommen hatte, bereute er es bereits. In seiner jetzigen Stimmung konnte es eigentlich nur zum Streit kommen.
    »Hallo, Schatz«, begrüßte sie ihn, »kommst du voran?«
    »Nicht wirklich.«
    »Ulla fragt, wie es aussieht mit Samstag. Du kommst doch mit, oder?«
    Er hätte wetten können, dass Ulla überhaupt nicht gefragt hatte, sondern dass Monika wissen wollte, wann er wiederkommen würde. Sie traute sich nur nicht, ihn zu fragen. Wie immer. Es nervte ihn ziemlich, dass sie immer eine ihrer Freundinnen vorschob, um ihn indirekt etwas zu fragen, was sie eigentlich selbst wissen wollte.
    »Ich habe noch eine Menge zu erledigen. Wahrscheinlich werde ich sogar länger als geplant bleiben.«
    Er konnte hören, wie sie schluckte.
    »Da wird Ulla aber enttäuscht sein.«
    Schon wieder. Er konnte es nicht mehr hören.
    »Aber du hast dir ja auch gar nicht so lange frei genommen. Geht das denn überhaupt?«
    »Falls du es vergessen hast, ich bin selbständig. Da kann ich selbst bestimmen, wann ich frei mache und wann nicht!«
    Er wusste, sie konnte nichts für seine Laune. Wahrscheinlich vermutete sie auch wieder, dass er mindestens fünf andere Frauen kennengelernt hatte. Sie wusste nur nicht genau, wie sie danach fragen sollte, schließlich gab es hier keine Ulla oder Isabell, die man unter fadenscheinigen Gründen vorschieben konnte. Bevor das Gespräch eskalierte, sagte er:
    »Du, ich muss los. Habe einen Termin beim Makler. Vermisse dich!«
    Schnell legte er auf. Irgendwie hatte er ein schlechtes Gewissen. Warum log er sie an? Und vermisste er sie überhaupt? Er schob sein schlechtes Gewissen beiseite. Jetzt war nicht die Zeit darüber nachzudenken, ob es richtig gewesen war mit ihr zusammenzuziehen. Und schon gar nicht war jetzt die Zeit, um Beziehungsprobleme aufzuarbeiten. Er hatte wirklich andere Dinge zu klären. Zum Beispiel, wer hier eingebrochen hatte und warum.
    In der Küche räumte er das Besteck wieder in die Schubladen. Die Scherben fegte er zusammen. Unter dem Küchenschrank entdeckte Tom eine halbvolle Pralinenschachtel. Dunkle Schokoladenkugeln mit Branntweinfüllung. Onkel Hannes Lieblingspralinen. Da das Haltbarkeitsdatum noch nicht abgelaufen war, stellte er sie in den Küchenschrank. Danach brühte er sich einen Kaffee auf und setzte sich an den Küchentisch. Der Schuhkarton mit seinen Briefen hatte etwas gelitten. Der Einbrecher hatte ihn durchwühlt und anschließend auf den Boden geworfen. Irgendetwas Schweres musste darauf gefallen sein, denn die Pappe war ganz eingeknickt. Tom legte die Briefe wieder in den Karton, bis auf einen, den er auseinander faltete und las.

     
    Lieber Großvater,

     
    langsam gewöhne ich mich an das Leben bei Onkel Hannes. Ich habe inzwischen meine Sachen ausgepackt und ein paar Bilder aufgehängt. Anscheinend muss ich ja wohl doch etwas länger hier bleiben, und da ist es einfach praktischer, wenn meine Sachen im Schrank liegen. Immer aus dem Koffer alles rauszuwühlen, ist einfach viel zu umständlich.
    Freunde habe ich leider noch keine gefunden. Manchmal fühle ich mich

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