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Deichgrab

Deichgrab

Titel: Deichgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
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vorbei.
    »Hunger?«, fragte Tom.
    »Immer!«

     

13
    Broder schreckte vom Klingeln des Telefons auf. Er war in seinem Sessel eingenickt. Umständlich griff er nach seinen Gehstock, stemmte sich mühsam aus dem Sessel hoch. Beim vierten Klingeln nahm er den Hörer ab.
    »Petersen?«
    »Moin, Broder, hier ist Kalle«, tönte es aus dem Telefon.
    Broder räusperte sich.
    »Moin Kalle, na, was gibts?«
    »Ich wollte mal hören, ob du schon gehört hast, dass in Hannes Haus eingebrochen worden ist?«
    Broder wurde es heiß. Es war zwar nicht ungewöhnlich, dass Kalle Ingwers ihn anrief, aber sonst galten diese Anrufe eher irgendwelchen ausgebrochenen Kühen und dem Schaden, den sie verursacht hatten. Dass Kalle ihn einfach so anrief, um ihm Neuigkeiten aus dem Dorf zu erzählen, kam eigentlich nie vor.
    »Nee«, antwortete er deshalb, »aber deshalb rufst du ja wohl nicht an. Oder ist wieder eine von meinen Kühen ausgebrochen?«
    Er trat von einem Bein auf das andere, wechselte den Hörer von der rechten in die linke Hand.
    »Nein, diesmal sind keine Kühe ausgebüxt. Ich wollte dir nur das von dem Einbruch erzählen und fragen, ob du vielleicht gehört hast, ob irgendwas in Gange ist im Dorf?«
    »Bist du nicht die Dorfpolizei?«
    Kalle fand, dass Broder überreagierte und wunderte sich. Schließlich wusste er, dass Broder durch seine regelmäßigen Kneipenbesuche häufig an einem Abend mehr über die Geschehnisse im Dorf erfuhr, als er nach drei Tagen intensivster Recherche. Deshalb empfand Kalle die Frage nur als selbstverständlich.
    »Ach, ich dachte nur, du hättest was gehört. Kann mir vorstellen, dass seit der Tom Meissner da ist, wieder geredet wird. Und nun der Einbruch.«
    »Ich hab nichts gehört. Wusste gar nicht, dass der Tom da ist.«
    »Ja, er kümmert sich wohl um den Nachlass. Obwohl, viel zu regeln gibt es da nicht.«
    Broder schluckte. Er wollte das Gespräch so schnell wie möglich beenden.
    »Du Kalle, ich muss gleich weg.«
    »Nicht schlimm. Ich wollte eh noch mit Frank sprechen, ist der da?«
    Broder spürte, wie sein Herz einen Schlag aussetzte. Seine Hand begann zu zittern. »Nein«, log er, »der ist unterwegs, wieso? Kann ich ihm was ausrichten?«
    »Nein, das muss ich schon selbst mit ihm besprechen. Dann mach es mal gut. Tschüß!«
    Broder stand wie versteinert da, den Telefonhörer immer noch in der Hand. Was wollte Kalle von Frank? Ging es um seine Schulden, hatte er vielleicht etwas angestellt? Redete man im Dorf schon darüber? Broder liefen kleine Schweißperlen über die Stirn. Als er sie wegwischen wollte, bemerkte er den tutenden Telefonhörer in seiner Hand. Er legte ihn langsam auf die Gabel. Er würde mit Frank sprechen müssen. So konnte es ja schließlich nicht weitergehen. Er musste wissen, was Kalle von Frank wollte. Und vor allem musste er wissen, ob und wie Hannes auf die ausgebliebenen Zahlungen reagiert hatte. Als er an das Fenster trat, stellte er jedoch fest, dass er Kalle gar nicht angelogen hatte. Franks Wagen stand nicht mehr auf dem Vorplatz.

     
    Die kleine Gastwirtschaft war hell und freundlich eingerichtet. Auf den Tischen standen kleine Vasen mit frischen Feldblumen, an den Wänden hingen Bilder mit Motiven aus der Umgebung.
    Tom und Haie hatten sich an einen der Tische am Fenster niedergelassen und blätterten in der Speisekarte, die ihnen die freundliche Bedienung gebracht hatte. Haie bestellte sich Bratkartoffeln mit Spiegelei und Tom nahm die Schweinemedaillons mit Rotkohl.
    »Tja«, begann Haie, während sie auf ihr Essen warteten, »das war schon echt merkwürdig damals. Ich kann mich noch genau erinnern. Es war ein Freitag, als Britta verschwand. Sie hatte sich wohl nach den Hausaufgaben auf den Weg zu Broders Hof gemacht. Mit dem Fahrrad. Als sie abends um sechs nicht zu Hause gewesen war, hatte Marlies bei Broder angerufen. Der erzählte, dass Britta nicht da gewesen sei und er auch gar nicht gewusst hätte, dass sie an diesem Nachmittag hatte kommen wollen. Ich hab zu der Zeit noch in der Papierfabrik gearbeitet und hatte Spätschicht. Als ich nach Hause kam, waren schon etliche aus dem Dorf mit Taschenlampen unterwegs und haben nach Britta gesucht. Ich habe mich dann einer Gruppe angeschlossen. Aber die Suche war völlig erfolglos. Im Dunkeln war es ohnehin schwierig, aber auch an dem darauf-
      folgenden Tag war es nicht einfacher. Es hatte schon länger ordentlich gestürmt, ein richtiger Orkan mit Windböen bis Stärke 12. Und dann kam eine

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