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Deichgrab

Deichgrab

Titel: Deichgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
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daran, wie sie einmal im Kunstunterricht etwas zum Thema Freundschaft hatten malen sollen und er ein Portrait seines Großvaters angefertigt hatte. Der Lehrer hatte es nicht aufhängen wollen, da er der Meinung gewesen war, dass das Bild wohl doch eher zum Thema Familie passen würde. Kleinlaut hatte Tom geantwortet, dass sein Großvater auch gleichzeitig sein einziger Freund sei. Da hatten die anderen Kinder wieder getuschelt und gekichert.
    Über den kleinen Schulhof ging er hinüber zur Turnhalle. Die Tür war nur angelehnt. Sofort nahm ihn der typische Turnhallengeruch seiner Kindheit in Empfang. Bohnerwachs vermischt mit Schweiß und dem Geruch von alten Sportsocken. Durch den kleinen Gang mit den Umkleidekabinen lief er zum Eingang der Halle. Haie war gerade damit beschäftigt, Bohnerwachs auf dem Hallenboden zu verteilen. Tom setzte sich auf die kleine Holzbank neben der Tür. Haie hatte ihn noch nicht entdeckt. Pfeifend wischte er mit einem Tuch über den Boden und schrubbte, bis die Dielen glänzten. Tom schaute ihm eine Weile zu, bis er seine Richtung änderte und ihn schließlich bemerkte. Freudig lächelnd kam er mit seinem Wischmopp auf ihn zu.
    »Hallo Tom! Na, dann will ich mal Feierabend machen.«
    »Ich habs nicht eilig.«
    Verwundert blickte Haie auf das Pflaster an Toms Stirn:
    »Was ist das denn?«
    Tom schilderte den nächtlichen Einbruch. Schweigend lief Haie neben ihm her und lauschte seinen Ausführungen. Als sie beim Wagen ankamen und er seinen Bericht mit den Worten: »... und von da ab an kann ich mich an nichts mehr erinnern«, schloss, rief er:
    »Das gibts ja gar nicht! Hast du denn eine Ahnung, was derjenige gesucht haben könnte?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Onkel Hannes irgendetwas Wertvolles besessen hat. Und auch sonst weiß ich nicht, wonach der Einbrecher gesucht haben könnte. Ist ja auch die Frage, ob er fündig geworden ist.«
    »Hatte Hannes denn irgendwelche Dokumente, die er immer verschlossen oder versteckt hielt?«
    »Nicht wirklich.«
    Tom hatte den Wagen zur Straße gelenkt und bog nach rechts in den Koog ab.
    »Den Eichenschrank habe ich ja schon neulich untersucht, aber da waren nur die üblichen Sachen drin. Sparbuch, Dokumente vom Haus, Personalausweis. Nichts, wofür es sich gelohnt hätte, einzubrechen. Ansonsten habe ich nur diesen merkwürdigen Schlüssel gefunden, von dem ich vermute, dass er zu einem Schließfach gehört.«
    Er verlagerte sein Gewicht etwas nach links, zog den Schlüssel aus seiner rechten Hosentasche.
    »Nee, da hab ich keine Ahnung von. Aber vielleicht weiß ich jemanden, der uns weiterhelfen kann. Mein Cousin arbeitet in der Bank. Vielleicht weiß der, was das für ein Schlüssel sein könnte.«
    »Etwa in der Raiffeisenbank?«
    Haie nickte.
    »Vergiss es, da war ich gestern schon, die haben keine Schließfächer.«
    Sie fuhren immer weiter die Straße entlang, immer tiefer in die Köge.
    »Halt mal an!«
    Tom stoppte den Wagen am Straßenrand. Mit dem Zeigefinger deutete Haie auf einen großen Bauernhof, machte dann mit der Hand eine fast kreisende Bewegung.
    »Das alles gehört Broder Petersen.«
    Tom schaute in die Weite, dann blickte er fragend zu Haie.
    »Broder und Hannes waren früher gut befreundet. Kurz bevor die Sache mit Britta geschah, hatten sie einen großen Streit. Keine Ahnung, worum es ging. Auf jeden Fall haben sie danach kaum noch ein Wort gewechselt. Plötzlich, von einem Tag auf den anderen. Manche im Dorf haben behauptet, dass Broder Hannes wohl zur Rede gestellt hatte, weil es hieß, er habe sich auf seinem Hof an Britta rangemacht. Kann ich mir zwar nicht vorstellen, aber Helene, die Besitzerin vom Sparladen, hat das jedenfalls so erzählt. Und du weißt ja, wie das ist, wenn die Gerüchte erst mal gesät sind. Schnell ist es im ganzen Dorf herumerzählt, jeder fügt noch etwas dazu und dann ist es irgendwann auch so gewesen.«
    »Aber wieso denn auf dem Hof von Broder? Was hat Britta denn da gewollt?«
    »Broders Frau Magda ist sehr jung gestorben. Sie war eine Pferdenärrin. Broder hatte ihr vor ihrem Tod noch einen Schimmel gekauft. Britta hatte ihn geritten, nachdem Magda gestorben war, deswegen war sie regelmäßig auf dem Hof. Am Tag ihres Verschwindens sei sie auf dem Weg zum Reiten gewesen, hatte ihre Mutter ausgesagt. Aber dort ist sie nie angekommen.«
    Sie fuhren weiter die Straße entlang, bogen dann in Richtung Hauke-Haien-Koog ab. Nach einer Weile kamen sie an einer kleinen Gastwirtschaft

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