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Deichgrab

Deichgrab

Titel: Deichgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ihnen helfen?«
    Sie schaute ihn freundlich an. Ihr dunkles Haar schien rötlich getönt und war perfekt frisiert. Ihr Make-up war dezent auf ihr hellblaues Kostüm abgestimmt. Tom kramte aus seiner Hosentasche einen der Zeitungsausschnitte hervor, faltete ihn auseinander und legte ihn vor Frau Beckmann auf den Schreibtisch.
    »Ich interessiere mich für den Verfasser dieses Zeitungsberichtes.«
    »Von wann ist denn der Bericht?«
    »Von 1962, allerdings weiß ich nicht, um welche Ausgabe es sich bei diesem Artikel handelt.«
    Sie stand auf und ging in einen angrenzenden Raum. Tom blickte sich um. Es war ungemütlich. Es gab kein Fenster. Der Raum, lediglich durch eine Neonröhre erhellt, wirkte dadurch kalt und steril.
    Nach einer Weile kehrte Frau Beckmann mit einem dicken Aktenordner unter dem Arm zurück.
    »Hier ist es! Martin Schleier heißt er. Genau, das muss er sein! Wofür brauchen Sie den Namen?«
    Tom überlegte, was er ihr antworten sollte, entschloss sich schließlich für die Wahrheit.
    »Wissen Sie, der Mann, der damals vor Gericht stand in diesem Artikel, war mein Onkel. Bis vor wenigen Tagen habe ich nichts von der ganzen Sache gewusst und nun versuche ich mir ein eigenes Bild zu machen. Wissen Sie zufällig, wo ich diesen Martin Schleier finden kann?«
    Sie blickte wieder auf das Blatt im Ordner.
    »Tut mir leid, aber Herr Schleier arbeitet wohl schon etliche Jahre nicht mehr für uns.«
    Toms Hoffnung, mehr über die Gerichtsverhandlung zu erfahren, zerplatzte wie eine Seifenblase. Verzweifelt startete er noch einen letzten Versuch.
    »Und eine Adresse? Haben Sie vielleicht zufällig eine Adresse?«
    Frau Beckmann schüttelte den Kopf.
    »Tut mir sehr leid, aber hier ist keine Anschrift verzeichnet.«
    Tom bedankte sich und verließ das Büro. Langsam ging er den Flur entlang und überlegte.
    »Konnte Frau Beckmann Ihnen helfen?«, fragte der Mann am Empfang.
    »Teilweise. Den Namen weiß ich jetzt, nicht aber, wo ich diesen Martin Schleier finden kann.«
    »Martin Schleier suchen Sie? Warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt?«
    Tom blickte den älteren Herrn überrascht an.
    »Kennen Sie denn Herrn Schleier?«
    »Herr Schleier ist mein Schwager. Ich habe ihm damals die Stelle als Volontär besorgt. Aber das ist schon lange her.«
    »Und wo kann ich ihn finden?«
    »Ach, seit er vor etlichen Jahren einen schweren Asthmaanfall erlitten hat, lebt er als freier Autor auf Sylt. Wegen der Luft, wissen Sie? Hat sich ein kleines Häuschen da gekauft. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen seine Telefonnummer geben. Einen Moment.«
    Er zog aus seinem grauen Jackett ein kleines Notizbuch hervor und blätterte darin herum. Nur einen kurzen Augenblick und er hatte gefunden, wonach er suchte.
    »Hier ist sie ja.«
    Der ältere Mann riss von einem Block, den er aus einer Schublade am Informationsschalter hervorholte, ein Stück Papier ab und notierte darauf die Nummer. Dann gab er Tom den Zettel.
    »Was wollen Sie von Martin?«
    »Ich wollte ihm nur ein paar Fragen stellen zu einer Gerichtsverhandlung, über die er damals berichtet hat«, antwortete Tom.
    »Etwa den Fall Hannes Friedrichsen?«
    »Genau, wie kommen Sie darauf?«
    »Weil das sein erster großer Bericht war. Kann mich noch genau erinnern, dass es damals irgendwie ’ne Menge Tumult um den Fall gab. Aber Martin wird Ihnen sicherlich etwas mehr dazu sagen können. Grüßen Sie ihn schön von mir!«
    Draußen hatte sich inzwischen die Sonne erfolgreich durch die Wolken gekämpft. Es war angenehm warm. Tom entschloss sich, noch einen kleinen Spaziergang durch die Stadt zu machen, ehe er wieder nach Hause fahren würde.
    Er bog in den kleinen Kopfsteinpflasterweg ein und schlenderte die Häuserreihe entlang, in der vor einigen Jahren Theodor Storm gewohnt hatte. Vor dem Haus mit der Nummer 31 blieb er stehen. ›Der Schimmelreiter‹ fiel ihm ein. Die Novelle hatte er in der Schule gelesen. Obwohl das schon etliche Jahre her war, konnte er sich an den Inhalt noch recht gut erinnern. Jetzt bot sich die Gelegenheit zu sehen, wie der Mann, der den Reiter zum Leben erweckt hatte, einst selbst gelebt hatte. Er nutze die Chance und drückte die geschwungene Messingklinke hinunter.

     
    Haie lehnte sein altes Damenfahrrad gegen die Hauswand. Es war nicht ungewöhnlich, dass er mittags nach Hause kam. Wenn es in der Schule wenig zu tun gab, nutzte er oft die Zeit für eine ausgiebige Mittagspause.
    Elke stand in der Küche und richtete einen Salat an. Sie

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