Deichgrab
blickte nur kurz auf.
»Sag mal Haie, dieser Tom, was ist das eigentlich für einer?«
Haie schaute sie überrascht an.
»Du hast ihn doch selbst kennen gelernt. Er überlegt sich, hierher zu ziehen. Er ist sehr nett, hatte mich zu ein paar Kurzen eingeladen und ich habe ihm einiges über unser Dorf erzählt.«
»Vor allem von der Sache mit Hannes Friedrichsen, oder? Warum lügst du mich an? Meinst du, ich weiß nicht, wer Tom ist? Das halbe Dorf spricht bereits über ihn.«
»Und?«
»Ich will nicht, dass du mit ihm über diese Sache sprichst. Was geschehen ist, könnt ihr sowieso nicht ändern. Besser ihr lasst die Sache auf sich beruhen, bevor wieder das ganze Dorf in Aufregung gebracht wird.«
Haie ärgerte sich über Elkes Einstellung. Was Hannes Friedrichsen anging, waren sie schon immer unterschiedlicher Meinung gewesen. Warum, wusste er eigentlich gar nicht. Aber er sah nicht ein, sich von seiner Frau vorschreiben zu lassen, mit wem er sich worüber unterhalten durfte. Natürlich würden sie Streit bekommen, aber das würden sie so oder so, wenn Elke erst erfuhr, dass er sich bereits gestern mit Tom getroffen und ihm einiges von damals erzählt hatte. Außerdem verstand er nicht, wieso sie das nach all den Jahren immer noch so aufregte. Wenn sie nach wie vor der Meinung war, dass Hannes Britta umgebracht hatte, wieso durfte er dann nicht darüber sprechen? Wieso durfte er keine andere Meinung zu dem Thema haben und darüber spekulieren, ob nicht ein anderer Britta getötet hat? Schon gestern, als er sich mit Tom über die Sache unterhalten hatte, war ihm aufgefallen, dass es selbst heute noch Dinge gab, auf die er sich keinen Reim machen konnte. Irgendetwas stimmte doch bei der ganzen Sache nicht.
»Wieso willst du eigentlich nicht, dass über die Sache mit Hannes gesprochen wird?«
Elke mühte sich mit der Salatschleuder ab. Wütend zog sie an dem Band, welches die Schleuder in Bewegung setzte.
»Weil es nichts bringt.«
»Und wenn es nun doch alles ganz anders war, als alle vermutet haben?«
»Und selbst wenn es so wäre, was würde es heute noch ändern? Britta ist tot, tot!«
Haie war einen Schritt zurückgewichen. Verwundert schaute er auf Elke, die sich krampfhaft an der Spüle festklammerte. Sie zitterte vor Aufregung. Er verstand nicht, warum sie sich so aufregte. Es tat ihm plötzlich leid, sie provoziert zu haben. Er nahm sie in die Arme, drückte sie leicht an sich. Sie wehrte sich nicht.
»Ist ja gut«, flüsterte er in ihr Ohr. »Ich wollte nicht streiten.«
Sie lehnte sich an seine Schulter und er spürte, dass sie zitterte.
»Und«, fragte Broder aufgeregt, »hat er sie gefunden?«
»Nein«, tönte es aus dem Telefonhörer.
»Mensch Klaus, das kann doch gar nicht sein! Irgendwo müssen doch diese blöden Unterlagen sein!«
Broder verstand nicht, warum Klaus’ Neffe beim gestrigen Einbruch nichts gefunden hatte.
Sie hatten ihn angeheuert, damit er für sie in Hannes Haus nach den Unterlagen suchte. Selbst waren sie dazu ja nicht mehr in der Lage. Und Klaus’ Neffe hatte sich überreden lassen. Broder war sich allerdings nicht sicher, ob Klaus ihm auch wirklich genau erklärt hatte, wonach er suchen sollte.
»Das Problem war wohl, dass plötzlich dieser Tom nach Hause gekommen ist. Maik musste ihm leider eins überziehen und ist dann abgehauen. Da hatte er aber wohl schon alles abgesucht«, schilderte Klaus den Hergang.
»Hat Tom ihn etwa gesehen?«
»Nein, wieso?«
»Na dreimal darfst du raten, wer mich heute wegen dem Einbruch schon angerufen hat. Kalle wollte mir angeblich nur davon erzählen. Wenn da man nicht mehr dahinter steckt. Und mit Frank wollte er auch sprechen. Letzten Endes glaubt der noch, ich wäre bei Hannes eingebrochen und Frank soll mir ein Alibi geben.«
Klaus lachte. Broder wurde wütend.
»Was gibt es denn da zu lachen? Du meinst auch, nur weil deine Erna nicht mehr lebt, bist du mir nichts mehr schuldig, was? Du hängst genau so tief drin wie ich!«
»Nun mach aber mal einen Punkt!« Klaus Stimme wurde laut.
»Meine Idee war das schließlich nicht damals. Ich war doch nur immer dein Handlanger. Für die Drecksarbeit. Wie heute auch. Wer hat sich denn darum gekümmert, dass Maik bei Hannes einbricht?«
»Ach, lass gut sein! Sehen wir uns morgen im ›Deichgrafen‹?«
Klaus bejahte die Frage. Anschließend verabschiedeten sie sich und legten auf.
Broder ging hinüber zum Eichensekretär und genehmigte sich einen ordentlichen Schluck aus
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