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Deichgrab

Deichgrab

Titel: Deichgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
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einen Dalmatiner, der schwanzwedelnd auf ihn zugestürmt kam. Als Tom jedoch ausstieg, begann der Hund zu knurren.
    »Aus Leo! Das ist ein Gast.«
    Als hätte der Hund jedes Wort genau verstanden, kam er nun ebenfalls schwanzwedelnd auf Tom zu.
    »Sie mögen keine Hunde?«
    »Nicht wirklich.«
    Das war verhältnismäßig freundlich ausgedrückt. Im Grunde genommen hasste er Hunde, weil er sich vor ihnen fürchtete. Eine Angst, von der er zwar nicht wusste, woher sie kam, die ihn aber schon sein Leben lang begleitet hatte. Schon wenn er einen Hund sah, bekam er Gänsehaut. Dabei spielte die Größe noch nicht mal eine Rolle. Er fand Hunde falsch und unberechenbar und deshalb hielt er sich so gut es ging von ihnen fern.
    Martin Schleier ging zum Haus und schloss die Tür auf. Tom folgte ihm. Die Eingangstür war niedrig, der Gastgeber bückte sich gewohnheitsmäßig, als er sein Haus betrat. Außer Leo schien niemand zu Hause zu sein.
    Im Flur standen eine große Standuhr und eine alte Bauerntruhe. Im Wohnzimmer befand sich ein großer Kachelofen. Sie erreichten das Obergeschoss des Hauses über eine enge Holztreppe. Das Zimmer, welches gegenüber der Treppe lag, diente ohne Zweifel als Büro. Vor dem kleinen Sprossenfenster stand ein schwerer Holzschreibtisch. An den Wänden befanden sich Regale, die an der rechten Seite bis zum Bersten mit Büchern gefüllt waren. In den Regalen an der linken Wand waren Aktenordner verstaut. Sie waren alle fein säuberlich beschriftet und nach Jahrgängen sortiert.
    Martin Schleier bot Tom an, auf einem gestreiften Ohrensessel Platz zu nehmen und griff dann zielsicher nach einem der schweren Ordner. Er blätterte kurz darin herum, dann räusperte er sich.
    »So, hier ist die Aussage der Zeugin. Sie wollte beobachtet haben, dass Hannes sich des Öfteren an der Schule herumgetrieben und kleine Mädchen angesprochen hatte. Und einmal hatte sie angeblich gesehen, wie sich unter dem Stoff seiner Hose deutlich eine Erektion abgezeichnet hatte, als er sich mit der kleinen Ilka am Fahrradständer unterhielt.«
    »Wer war die Zeugin?«
    »Elke Ketelsen.«
    Tom traute seinen Ohren nicht. Nein, das konnte nicht sein. Etwa Haies Elke? Sie hatte ausgesagt, Hannes sei ein Pädophiler? Das gab es ja gar nicht.
    »Und die anderen?«
    »Die Kaufmannsfrau Helene Paysen, Klaus Nissen und natürlich Broder Petersen.«
    »Und sonst, was hat die Anklageseite noch vorgebracht?«
    Martin Schleier blätterte weiter. »Wie gesagt, nicht besonders viel. Da es ja keine Leiche gab, basierte die Anklage vornehmlich auf die Zeugenaussagen. Moment, ich habe mir hier eine Notiz gemacht.«
    Er las einen Eintrag im Ordner, kratzte sich am Kopf.
    »Komisch, dass ich das gar nicht weiter verfolgt habe«, murmelte er vor sich hin.
    »Was ist?«
    »Broder Petersen hat seine Aussage am vierten Verhandlungstag zurückgezogen.«

21
    Haie hatte den ganzen Tag versucht, Tom auf seinem Handy zu erreichen. Er hatte schon fünfmal eine Nachricht hinterlassen, aber Tom meldete sich nicht.
    Er machte Feierabend und fuhr mit dem Fahrrad nach Hause. Elke war nicht da und so nutzte er die Gelegenheit, erneut anzurufen. Wieder nur die Mailbox. Kurz kam ihm der Gedanke, dass Tom etwas zugestoßen sein könnte. Er blickte auf die Uhr. Halb fünf. Bis zum Abendessen wäre er pünktlich zurück. Er setzte sich wieder auf sein Fahrrad und fuhr die Dorfstraße entlang in Richtung Hannes Friedrichsens Haus.
    Dort war alles ruhig. Ein großer Container stand im Vorgarten. Haie blickte hinein. Er war noch nicht mal bis zur Hälfte gefüllt.
    Obwohl Toms Wagen nicht in der Einfahrt stand, klingelte er. Alles blieb ruhig. Sicherheitshalber ging er einmal ums Haus herum. Durch die kleinen Butzenscheiben des Küchenfensters schaute er ins Innere. Die Spuren des Einbruchs waren noch deutlich zu sehen. Überall lagen Gegenstände durcheinander. Er wollte seine Hilfe beim Aufräumen anbieten. Allein brauchte man ja ewig, bis das Chaos beseitigt war.
    Er stieg wieder auf sein Fahrrad, nachdem er keinen Hinweis auf Toms Anwesenheit gefunden hatte. Zwar etwas beruhigter, fragte er sich dennoch, wo Tom war und warum er nicht zurückrief. Er konnte es kaum erwarten, ihm die Neuigkeit über den Schließfachschlüssel zu erzählen. Gleich morgen könnten sie nach Flensburg zur Deutschen Bank fahren um endlich herauszufinden, was es mit diesem Schlüssel auf sich hatte. In Gedanken sah er bereits, wie Tom und er eine Mappe voller geheimer Dokumente von dem

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