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Deichgrab

Deichgrab

Titel: Deichgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
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zur Ruhe zu kommen. Zu viel Aufregung schadet dem Baby.«
    Frieda legte ihre Hand auf Meikes Arm.
    »Du und das Baby seid jetzt erstmal wichtiger als alles andere. Du musst dich schonen.«
    »Wenn das so einfach wäre«, seufzte Meike. »Gestern Abend habe ich einen Anruf bekommen. Mein Schwiegervater liegt im Krankenhaus.«
    »Was ist denn passiert?«
    Meike zuckte mit den Schultern. »Genaueres wollte man mir am Telefon nicht sagen.«

     
    Als Tom aufwachte, spürte er die zwei Flaschen Wein vom gestrigen Abend. Sein Kopf brummte. Er stand auf und trat ans Fenster.
    Der Blick war umwerfend. Martin Schleiers Haus lag leicht erhöht auf einer Düne, aus dem Fenster konnte er bis hinunter aufs Meer blicken. Die Sonne stand bereits hoch am strahlend blauen Himmel. Er öffnete das Fenster und atmete tief die frische, salzige Luft ein. Seine Kopfschmerzen waren nicht mehr so stark. Er zog sich rasch an und ging die Treppe hinunter.
    In der Küche gluckerte bereits die Kaffeemaschine, es roch nach frischen Brötchen. Martin Schleier saß am Küchentisch und blätterte in der Zeitung. Als    Tom eintrat, blickte er auf.
    »Guten Morgen! Gut geschlafen?«
    Tom nickte. »Ausgezeichnet.«
    Martin Schleier stand auf, goss den fertigen Kaffee in eine Thermoskanne. In einer Hand die Thermoskanne, in der anderen den Brotkorb ging er durch die Verandatür nach draußen. Tom folgte ihm. Der Tisch auf der kleinen Steinterrasse war gedeckt. Herr Schleier forderte ihn auf, Platz zu nehmen.
    »Das ist wirklich ein kleines Paradies hier«, sagte Tom mit einem Blick auf das Meer.
    »Ja, ich könnte mir auch nicht mehr vorstellen, irgendwo anders zu leben.«
    Der Kaffee war stark und ließ seine Kopfschmerzen vollkommen verschwinden. In der Ferne hörten sie die Schreie der Möwen, die um die Fischkutter im Hafen kreisten. Tom schnitt sich ein Brötchen auf, belegte es dick mit Esrom, einem dänischen Käse.
    »Ich habe die ganze Nacht noch einmal über den Fall nachgedacht«, sagte Martin Schleier.
    »Also, wenn Ihr Onkel nicht für das Verschwinden der kleinen Britta verantwortlich war, kann es nur jemand anderes aus dem Dorf gewesen sein. Die Zigeuner, die sich angeblich damals zur gleichen Zeit im Dorf aufhielten, hatten damit wohl eher nichts zu tun, jedenfalls halte ich das für sehr unwahrscheinlich.«
    »Wieso?«
    »Na ja, erst einmal haben die anderen Dorfbewohner die Möglichkeit mit den Zigeunern auch relativ schnell verworfen und plötzlich fanden sich Zeugen, die angeblich alle die Schuld Ihres Onkels bestätigen konnten oder zumindest hundertprozentig davon überzeugt waren. Wenn Ihr Onkel also nichts mit dem Verschwinden von Britta zu tun hatte, war der tatsächliche Mörder entweder ein sehr beliebter oder aber einflussreicher Mann. Wieso hätten die Zeugen sonst Falschaussagen machen und den wahren Täter decken sollen?«
    »Wie kommen s ie darauf, dass es ein Mann gewesen ist?«
    »Einer Frau traue ich weder den Mord an einem kleinen Mädchen, noch die anschließenden Machenschaften zu.«
    »Aber rein theoretisch könnte der Täter auch eine Frau gewesen sein. Ausschließen können wir das nicht.«
    »Natürlich nicht. Aber ich gehe eher von einem Mann als Täter aus. Und ich glaube auch, einige im Dorf wussten durchaus, wer der wahre Täter war. Das würde auch diese feindselige Stimmung im Dorf erklären. Hannes war nicht verantwortlich für Brittas Verschwinden und das haben bestimmte Leute im Dorf ganz genau gewusst.«
    »Aber wie kann man mit so einer Lüge leben?«
    Martin Schleier zuckte mit den Schultern. Nachdenklich zog er an der Zigarette, die er sich angezündet hatte.
    »Wahrscheinlich gar nicht.«
    Nach dem Frühstück überredete er Tom zu einem Strandspaziergang. Schweigend gingen sie nebeneinander her. Jeder hing seinen Gedanken nach. Tom fragte sich, ob der Mann neben ihm recht hatte. Vielleicht wussten tatsächlich mehrere aus dem Dorf, wer für Brittas Verschwinden verantwortlich war. Das würde auch ihre Haltung ihm gegenüber erklären. Wahrscheinlich hatten sie Angst, er könne alles herausfinden. Aber warum sollten sie gelogen haben? Was musste man gegen jemanden in der Hand haben, damit dieser einen Mörder deckte? Wer hatte so viel Einfluss? War es nicht wahrscheinlicher, man hatte überhaupt keine Ahnung gehabt, wer für das Verschwinden von Britta verantwortlich sein könnte und sie hatten in Hannes nur ein passendes Opfer für ihre Wut gesehen? Er wusste es nicht. Sein Blick schweifte

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