Deichgrab
getan, um an Geld heranzukommen?«
Frank antwortete nicht.
25
Tom hatte Haie zu Hause abgesetzt. Sie hatten nicht mehr viel miteinander gesprochen. Zu sehr hatte Haie die Neuigkeit von Elkes Aussage beschäftigt. Er hatte sich nicht erklären können, warum sie damals gegen Hannes ausgesagt hatte. Und schon gar nicht konnte er glauben, was sie damals gesehen haben wollte. Wieso hatte sie Toms Onkel so schwer belastet? Und wieso hatte sie ihm nie davon erzählt?
Als Haie das Haus betrat, hörte er Elke in der Küche mit dem Geschirr klappern.
»Ich bin zu Hause!«
Er ging ins Bad und schaute in den kleinen Spiegel über dem Waschbecken. Zwei fragende Augen blickten ihn an. Wie sollte er Elke gegenübertreten? Was sollte er sagen? Wie würde sie reagieren?
Er holte tief Luft, betrat die Küche. Elke sah sofort, dass etwas nicht stimmte.
»Ich muss mit dir reden.«
Sie schluckte. So hatte sie ihn schon lange nicht mehr erlebt. Sie fragte sich, was passiert war.
»Ich habe mich mit Tom getroffen.«
»Ich habe dir doch gesagt, ich nicht will nicht, dass du dich mit ihm triffst!«
Hektische, rote Flecken bildeten sich auf ihrem Hals. Nervös hantierte sie mit dem Besteck herum.
Haie versuchte ruhig zu bleiben. Die Enttäuschung saß tief. Er war fest davon überzeugt gewesen, sie hätten keine Geheimnisse voreinander. Warum hatte sie ihm die Aussage gegen Hannes verschwiegen?
Er setzte sich an den Küchentisch, Elke blieb an der Spüle stehen. Abwehrend kreuzte sie ihre Arme vor der Brust, blickte ihn trotzig an.
»Warum hast du mir nie von deiner Aussage gegen Hannes Friedrichsen erzählt?«
Das saß. Damit hatte Elke nicht gerechnet. Ihr Blick schlug von einer Sekunde auf die andere in Erstaunen um. Die Flecken auf ihrem Hals färbten sich noch dunkler.
»Woher weißt du?«
»Das tut nichts zur Sache. Ich will wissen, warum du gegen ihn ausgesagt hast.«
»Das geht dich nichts an! Außerdem würdest du es sowieso nicht verstehen!«
»Dann erkläre es mir bitte!«
Tom saß in der Küche, drehte gedankenverloren den Schließfachschlüssel zwischen seinen Fingern hin und her.
Was mochte Onkel Hannes wohl in dem Bankfach aufbewahrt haben? Hatte der Einbrecher danach gesucht? Nach Geld? Wertvollen Gegenständen? Oder doch nach geheimen Unterlagen? Aber was sollten das für Unterlagen sein? Tom hatte keine Ahnung.
Vor ihm auf dem Küchentisch lagen sein Handy und ein Umschlag, den er im Briefkasten gefunden hatte. Als Empfänger war sein Name notiert, aber ein Absender war nicht vermerkt. Vorsichtig riss er den Umschlag auf. Ein kleiner handgeschriebener Zettel lag im Inneren. Er war von Herrn Crutschinow. Er bot ihm 450.000 DM für Onkel Hannes Haus an.
›Soviel Geld für das kleine Häuschen‹, wunderte er sich. Herrn Crutschinow schien wirklich viel daran zu liegen.
Während er noch überlegte, ob er überhaupt bereit war zu verkaufen, klingelte das Telefon.
Es war Monika. Schon am penetranten Klingeln meinte er, ihre vorwurfsvolle Stimmung ausmachen zu können. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er sich so lange nicht bei ihr gemeldet hatte. Er konnte sie nicht einmal begrüßen, weil ihm sofort ein wütender Wortschwall entgegenschlug.
Wieso er sich nicht bei ihr melden würde? Durch seine Sekretärin hätte sie erfahren, dass er vorhabe, seinen Aufenthalt in Nordfriesland zu verlängern. Und die Geburtstagsparty bei ihrer Freundin habe sie auch abgesagt.
»Aber warum denn?« Ob er glaube, sie habe Lust sich den ganzen Abend bemitleiden zu lassen, war ihre Antwort.
Tom versuchte ruhig zu bleiben. Er hatte ihre Vorwürfe satt, aber das war kein Thema für’s Telefon.
»Weißt du, ich versuche, alles hier so schnell wie möglich zu erledigen. Sogar einen Käufer für das Haus habe ich schon gefunden. Aber so schnell geht das nun mal nicht mit der Abwicklung. Termine beim Notar und bei der Bank, du weißt schon. Ich werde sicherlich noch die ganze nächste Woche brauchen.«
»Und was machst du am Wochenende? Die Bank hat dann ja wohl kaum geöffnet, oder?«
Was sollte er ihr sagen? Schnell erfand er einen alten Schulfreund, mit dem er angeblich zum Essen verabredet war.
»Und der Schulfreund ist nicht zufällig weiblich?«
Da war sie wieder, ihre ewige Eifersucht. Er hatte keine Lust sich zu rechtfertigen, deshalb log er:
»Nein, es ist Haie Ketelsen und wir gehen lediglich hier im Gasthof essen.«
Sie glaubte ihm nicht und Tom wusste das ganz genau, obwohl sie nichts
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