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Deichgrab

Deichgrab

Titel: Deichgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
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aus.« Der Mann vom Katasteramt lächelte verschwörerisch.
    Er schob einen Bogen über den Schreibtisch. ›Auskünfte über ein zu erwerbendes Grundstück‹ stand in dicken schwarzen Buchstaben darauf. Tom lächelte, griff nach dem Kugelschreiber, den der Mann neben das Papier gelegt hatte und begann den Antrag auszufüllen. Name des Kaufinteressenten: Vladimir Crutschinow.

37
    Hilflos blickte Frank durch die Glasscheibe, hinter der sein Vater in einem Bett von mehreren Überwachungsgeräten umgeben lag. Die Ärzte hatten ihm gesagt, er käme wohl durch, aber einem Besuch hatten sie nicht zugestimmt.
    ›Wie friedlich er aussieht‹, dachte Frank. Kaum vorstellbar empfand er die Wutanfälle seines Vaters. Eigentlich kannte er ihn nicht wirklich. Was wusste er schon über ihn? War er jemals glücklich gewesen? Hatte er geliebt oder war er geliebt worden? Die schmale Gestalt mit dem blassen Gesicht kam ihm furchtbar unbekannt vor.
    Er spürte, wie sich vorsichtig eine Hand auf seine Schulter legte und blickte sich um.
    »Meike?«
    Noch ehe er ein weiteres Wort sagen konnte, legte sie ihm ihren Zeigefinger auf seine Lippen. Fragend blickte er in ihre Augen, aber ihr Blick verriet ihm nicht, ob sie seinetwegen gekommen war. Schweigend schauten sie eine Zeit lang gemeinsam durch die Glasscheibe. Nach einer Weile zupfte sie vorsichtig an seinem Ärmel. Er folgte ihr aus dem Raum.
    »Was ist passiert?«
    Schuldbewusst blickte er zu Boden. Der graue Linoleumbelag war abgetreten und wies mehrere Risse auf.
    »Er hatte einen neuen Anfall. Wir hatten Streit.«
    Meike schüttelte leicht den Kopf.
    »Hört das denn niemals auf?«
    Er spürte, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete und räusperte sich.
    »Wollen wir etwas trinken?«
    Sie nickte, da sie das Gefühl hatte, er wolle ihr etwas Wichtiges sagen.
    »Aber nicht hier. Lass uns ins ›Enneff‹ gehen.«
    Das kleine Bistro war um diese Zeit gut besucht. Viele Leute nutzen den günstigen Mittagstisch. Sie hatten Glück und bekamen den letzten freien Platz an einem kleinen Tisch in der hinteren Ecke des Gastraumes. Frank bestellte einen Kaffee für sich und Früchtetee für Meike. Nachdem ihre Bestellung serviert worden war, blickte sie ihn erwartungsvoll an. Aber er schwieg.
    »Warum habt ihr euch gestritten?«
    Er spürte, es war an der Zeit die Wahrheit zu sagen. Er wollte sie nicht mehr belügen. Deshalb berichtete er ihr zunächst von dem Besuch von Herrn Crutschinow im Krankenhaus. Sie hörte ihm aufmerksam zu. Als er erzählte, Herr Crutschinow habe in Broders Schreibtisch herumgewühlt, blickte sie erstaunt auf.
    »Aber was hat er denn gesucht?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Angeblich sollte er wichtige Unterlagen ins Krankenhaus bringen. Als ich Vater nach den Unterlagen gefragt habe, hat er sich fürchterlich aufgeregt.«
    Er holte aus seiner Jackentasche eine Packung Zigaretten. Umständlich riss er das Cellophanpapier ab, klopfte eine Zigarette aus der Schachtel und zündete sie an. Als er jedoch ihren Blick auffing, drückte er die Zigarette hastig im Aschenbecher aus. Verlegen rührte er in seiner Kaffeetasse.
    »Und wie geht es dir?«, fragte er sie wie beiläufig.
    Sie spürte die Enttäuschung, die sich in ihr breit machte. Gerade noch hatte sie gedacht, wie schön es sein konnte wenn er ehrlich zu ihr war. Warum tat er jetzt so, als interessiere es ihn nicht wirklich, wie es ihr ging? Immer wenn es um Gefühle ging, versuchte er unnahbar zu sein.
    »Gut.«
    Sie versuchte, das Gespräch wieder auf Broder zu lenken.
    »Und hast du herausgefunden, wonach Herr Crut-schinow in Vaters Unterlagen gesucht hat?«
    »Nicht wirklich. Ich habe nur einen Umschlag mit Zeitungsartikeln gefunden, den Vater unter einer Schublade im Schreibtisch versteckt hatte. Danach hat er aber bestimmt nicht gesucht.«
    »Was für Zeitungsartikel?«
    »Ach, alte Ausschnitte aus der Zeit, in der Britta Johannsen verschwunden ist. Von den Verhandlungen gegen Hannes Friedrichsen und so.«
    Sie blickte ihn fragend an.
    »Wieso hat er die aufgehoben?«
    »Keine Ahnung.«
    »Meinst du, er hatte vielleicht etwas mit dem Verschwinden von Britta zu tun?«
    »Ganz sicher nicht!«

     
    Als Tom den Wagen vor dem Haus abstellte, wartete Haie bereits auf ihn.
    »Mensch, wo bist du denn gewesen? Ich warte ja schon eine halbe Ewigkeit auf dich!«
    »Na, nun übertreib mal nicht.«
    »Mir ist noch etwas eingefallen.«
    »Und ich habe Neuigkeiten vom Katasteramt. Lass uns ins Haus gehen und

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