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Deichgrab

Deichgrab

Titel: Deichgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihn zurück auf den Herd stellen wollte, wurde ihr schwindlig. Sie stützte sich auf die Spüle.
    »Lass mich das machen.«
    Sie setzte sich an den Küchentisch. Hanna stellte den Kessel auf den Herd und schaltete die Platte an. Dann holte sie zwei Tassen aus dem Hängeschrank über der Spüle und setzte sich zu ihr an den Tisch.
    »Was ist denn los? Hast du wieder Schmerzen?«
    »Mir geht’s heute nicht so gut.«
    »Ist etwas mit Lorentz?«
    »Ach, ich weiß einfach nicht weiter. Es wird jeden Tag schlimmer mit ihm. Manchmal glaube ich, er weiß gar nicht mehr, wer ich bin.«
    Hanna streichelte sanft über ihre Hand.
    »Das wird schon. Heute ruhst du dich mal aus und morgen sieht die Welt sofort anders aus.«
    Sie stand auf, nahm den Kessel vom Herd und brühte einen schwarzen Tee auf.
    »Ich koch dir später was Schönes. Wirst sehen, danach geht es dir gleich besser.«
    Frieda versuchte zu lächeln. Hanna war schon immer der Meinung gewesen, ein gutes Essen könne jeden Kummer vertreiben. Ihre Figur unterstrich diese Ansicht nur zu deutlich.
    Nachdem sie zusammen einen Tee getrunken hatten, ging Frieda ins Bad und machte sich ein wenig frisch. Hanna begann in der Küche mit den Vorbereitungen für das Mittagessen. Sie hatte von zu Hause einige Zutaten mitgebracht und zauberte eine frische Gemüsesuppe. Als Frieda angezogen in die Küche kam, duftete es bereits köstlich. Sie deckte den Tisch.
    »Kommt Fritz auch zum Essen vorbei?«
    »Nein, der ist heute in Flensburg. Verhandlungen mit der Bank. Die wollen uns den Kredit streichen. Gerade jetzt, wo es wieder ein bisschen besser läuft in der Gastwirtschaft.«
    Sie füllte die Suppe auf und setzte sich.
    »Hast du schon das Neueste von Haie Ketelsen gehört?«, fragte sie, nachdem sie den ersten Löffel Suppe verspeist hatte.
    »Er soll ausgezogen sein.«
    »Wieso das denn?«
    »Keine Ahnung, er hat wohl Ärger mit Elke. Erst Meike, nun Elke, ich weiß nicht, was mit den Leuten los ist. Wahrscheinlich liegt das doch an diesem Tom. Seit der im Dorf ist, fangen alle an verrückt zu spielen. Der soll bloß wieder verschwinden!«
    Frieda rührte in ihrer Suppe.
    »Hast recht. Wird Zeit, dass wieder Ruhe im Dorf einkehrt. Der Crutschinow will doch das Haus vom Hannes kaufen. Damit wäre die Sache dann ja auch erledigt und dieser Tom kann wieder abhauen.«
    »Der Crutschinow will Hannes Haus kaufen? Was will der mit dem alten Kasten?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Besser der, als dieser Aufrührer im Dorf. Steckt seine Nase in Angelegenheiten, die ihn nichts angehen. Der soll uns einfach in Ruhe lassen.«

     
    Das Café war kaum besucht. Haie und Tom setzten sich an einen Tische im hinteren Teil des Gastraumes.
    Tom blickte sich mehrere Male um, bevor er mit zittrigen Fingern den Umschlag aus der Dokumententasche hervor holte. Ungeschickt öffnete er den großen Umschlag und nahm die Papiere heraus.
    »Was ist das?«, fragte er, nachdem er die Unterlagen flüchtig durchgeblättert hatte.
    »Zeig mal her!«
    Er reichte Haie den Stapel Papiere. Es waren Listen mit Nummern und eine Flurkarte. Im Anhang befanden sich mehrere Fotos, die aber zu dunkel waren, um darauf wirklich etwas erkennen zu können. Haie studierte die Listen.
    »Wenn mich nicht alles täuscht, sind das Registriernummern aus der Papierfabrik.«
    »Was für Registriernummern?«
    »Nummern von Abfallfässern. Die Fabrik hatte ein bestimmtes System, nachdem die Chlorfässer registriert wurden.«
    »Etwa solche Fässer, wie sie vor Sylt angespült wurden?«
    Haie nickte. Er blickte ratlos auf die Liste. Es waren unzählig viele Nummern.
    Er nahm die Fotos und hielt sie dicht unter die kleine Lampe, die über dem Tisch hing.
    »Die sind bei Nacht aufgenommen. Schau hier«, er deutete auf eines der Fotos, »das sind Scheinwerfer.«
    Tom beugte sich über den Tisch.
    »Tatsächlich. Und da kann man noch ein Stück von einem Nummernschild erkennen. NF-P-09?«
    Er betrachtete die anderen Fotos, aber auf keinem tauchte das Nummernschild ein weiteres Mal auf. Und auch die dunklen Gestalten kamen ihm nicht bekannt vor. Er versuchte sich an Hannes zu erinnern, an seine Größe, seine Statur. Aber keine der Gestalten, die leider nur schattenhaft auf den Bildern zu erkennen waren, entsprach auch nur annähernd der Erinnerung an seinen Onkel.
    Er nahm die Flurkarte, drehte sie in verschiedene Richtungen.
    »Wo ist das?«
    Haie rückte näher an ihn heran.
    »Keine Ahnung. Aber hier sind Kreuze verzeichnet, mit

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