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Dein Auftritt Prinzessin

Titel: Dein Auftritt Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot Katarina Ganslandt
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dann nach der Mittagspause in T & B anfing, den Drehplan für die nächste Folge ihrer Sendung »Lilly spricht Klartext« auszuarbeiten, Boris seine Geige auspackte und irgendein Concerto anstimmte (leider nicht im Lehrmittelkabuff - die haben die Tür noch immer nicht ersetzt) und Michael Kopfhörer aufsetzte und einen neuen Song für seine Band komponierte, da wurde es mir noch mal ganz bewusst.
    Es gibt überhaupt nichts, worin ich gut bin. Das ist traurig, aber wahr. Wäre ich nicht Prinzessin, wäre ich der allerdurchschnittlichste Mensch auf diesem Planeten. Ich kann noch nicht mal wellenreiten oder Freundschaftsbändchen knüpfen. Ich kann gar nichts.
    Meine Freunde und Freundinnen sind alle hochbegabt: Lilly weiß alles und spricht ohne Hemmungen vor der Kamera. Michael spielt nicht nur Gitarre und ungefähr fünfzig andere Instrumente, einschließlich Klavier und Schlagzeug, nein - er kann auch Computer programmieren. Boris gibt ungefähr seit seinem elften Lebensjahr ausverkaufte Violinkonzerte in der Carnegie Hall. Tina Hakim Baba liest einen Liebesroman pro Tag und kann den Inhalt anschließend auswendig wiedergeben, und Ling Su ist eine superbegabte Zeichnerin. Die Einzige von uns, die auch kein besonderes Talent vorweisen kann, ist Shameeka - was mich kurz tröstete, bis mir einfiel, dass sie rasend intelligent ist und supergut aussieht und nur Einsen schreibt. Wenn sie mit ihrer Mutter einkaufen geht, wird sie immer von irgendwelchen Modelscouts angesprochen, ob sie nicht Model werden will (nur dass ihr Vater das nie im Leben erlauben würde).
    Was findet Michael bloß an mir, wo ich doch so talentlos
und uninteressant bin? Wahrscheinlich kann ich von Glück sagen, dass ich mal Fürstin werde. Wenn ich mir einen Job suchen müsste, würde ich ja nie einen finden, weil ich eben nichts kann.
    Tja. Ich sitze hier in einem Kurs namens Talent & Begabung und muss dennoch den Tatsachen ins Auge sehen:
     
    Ich, Mia Thermopolis, bin weder talentiert noch begabt.
     
    WAS HABE ICH HIER ÜBERHAUPT VERLOREN????? ICH GEHÖRE NICHT HIERHER!!!! ICH GEHÖRE IN WERKEN!!!!! ODER IN HAUSWIRTSCHAFT!!!! ICH SOLLTE EIN VOGELHÄUSCHEN BASTELN ODER EINEN KUCHEN BACKEN!!!!!
     
    Eben hat sich Lilly zu mir rübergebeugt. »Hey, was hast du denn, Mia?«, hat sie gefragt. »Du siehst aus, als hättest du eine Socke verschluckt.« Das sagt sie jedes Mal, wenn jemand total deprimiert aussieht, weil Fat Louie immer so bedröppelt guckt, wenn er wieder mal aus Versehen eine meiner Socken gefressen hat, die wir dann vom Tierarzt operativ entfernen lassen müssen.
    Zum Glück hatte Michael Kopfhörer auf und kriegte nichts mit. Er soll nicht erfahren, was ich seiner Schwester gegenüber ehrlich zugegeben hab, nämlich dass ich eine talentlose Blenderin bin, weil er sonst erkennen würde, dass ich alles andere als eine Kate Bosworth bin, und mit mir Schluss machen würde.
    »... und in T & B bin ich ja auch nur, weil ich in Mathe fast durchgefallen wäre«, endete ich.
    Worauf Lilly etwas sehr Überraschendes sagte. Ohne mit der Wimper zu zucken, behauptete sie: »Spinnst du? Klar hast du ein Talent.«

    Ich starrte sie mit aufgerissenen und (wie ich gestehen muss) tränenfeuchten Augen an: »Ach ja? Was denn?« Ich hatte die volle Panik, gleich loszuflennen. Wahrscheinlich krieg ich doch meine Tage, normalerweise bin ich keine solche Heulsuse.
    Aber zu meiner Enttäuschung sagte Lilly bloß: »Also da musst du schon selbst drauf kommen. Ich sag’s dir nicht.« Als ich protestierte, erklärte sie mir: »Man kann sich nur selbst selbstaktualisieren. Ohne fremde Hilfe. Das Gefühl, es allein geschafft zu haben, ist für das Selbstwertgefühl sehr wichtig. Außerdem ist dein Talent so was von offensichtlich. Wenn du das nicht selbst siehst, hast du echt Tomaten auf den Augen.«
    Ich guckte mich verwirrt um. Ich sah überhaupt nichts, was etwas mit mir zu tun hatte. Boris kratzte mit dem Bogen über die Saiten und Michael hackte wie wild auf sein Keyboard ein (lautlos). Mehr sah ich nicht. Die anderen lasen in ihren Ratgeberbüchern »Optimale Prüfungsvorbereitung«, kritzelten rum oder formten Skulpturen aus Vaseline oder wie das Zeug heißt.
    Ich hab immer noch keine Ahnung, was Lilly gemeint haben könnte. Ich besitze keine einzige herausragende Fähigkeit - außer vielleicht der, eine Fischgabel von einer normalen Gabel unterscheiden zu können.
    Wie konnte ich jemals so naiv sein zu glauben, zu meiner Selbstaktualisierung würde mir

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