Dein Auftritt Prinzessin
nur die Liebe eines Jungen fehlen? Seit ich weiß, dass Michael mich liebt (oder zumindest sehr mag), ist alles nur noch schlimmer. Weil seine unglaubliche Talentiertheit meine Untalentiertheit noch sichtbarer werden lässt.
Ach, könnte ich mich doch ins Krankenzimmer legen und eine Runde schlafen. Aber dazu müsste ich Fieber haben, und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich bloß vom Flug übermüdet bin.
Ich wusste doch gleich, dass heute ein Unglückstag werden würde. Hätte ich doch nur meine Königin-Amidala-Unterhose an, dann wäre mir die traurige Wahrheit über meine Talentlosigkeit erspart geblieben.
Dienstag, 20. Januar, Geschichte
Ich werde nie irgendwas erfinden, weder zum Nutzen noch zum Schaden der Allgemeinheit, weil ich eine unbegabte Versagerin bin. Ich schaffe es ja noch nicht mal, das Land, das ich eines Tages regieren werde, dazu zu bringen, PARKUHREN AUFZUSTELLEN!!!!!!
Hausaufgaben:
Mathe:
Aufgaben Kap. 11 (kein Förderunterricht bei Mr G, weil er Schulkonferenz hat; außerdem hat das Halbjahr erst angefangen und ich steh nicht mehr auf der Kippe)
Englisch:
Tagebuch auf aktuellen Stand bringen (»Wie ich meine Winterferien verbracht habe« - 500 Wörter)
Bio:
Kap. 13 lesen
G-Lehre:
Kapitel 1 lesen: »Du und deine Umwelt«
T & B:
Geheimes Talent herausfinden
Franz:
Chapitre dix
Geschichte:
Kapitel 13: »Schöne neue Welt«
Dienstag, 20. Januar, in der Limousine auf dem Weg zu Grandmère bzw. zum Prinzessunterricht
Dringend erledigen:
1. Königin-Amidala-Unterhose wiederfinden
2. Aufhören, ständig darüber nachzugrübeln, ob Michael mich liebt oder nicht. Glücklich mit dem sein, was ich habe. Dran denken, dass viele Mädchen gar keinen Freund haben. Oder wenn doch, einen voll ekligen, der keine Schneidezähne mehr hat wie Maury Povich.
3. Tina anrufen und fragen, wie die Nicht-Nachlauf-Strategie bei ihr funktioniert.
4. Alle Hausaufgaben erledigen. Nicht schon am ersten Schultag schlampern!!!!!
5. Michaels Geschenk einpacken
6. Herausfinden, was Grandmère gestern Abend von Mom gewollt hat. Hoffentlich will sie mich nicht zum Tontaubenschießen mitnehmen oder so was Komisches. Ich hab keine Lust, auf Tontauben zu schießen! Und auch auf sonst nichts.
7. Aufhören, an den Nägeln zu kauen
8. Katzenstreu kaufen
9. Geheimes Talent herausfinden. Wenn Lilly es erkannt hat, muss es was ziemlich Offensichtliches sein, weil sie noch nicht mal das mit meinen Nasenflügeln bemerkt hat.
10. SCHLAFEN!!!!!!!!!!!!! Jungen stehen nicht auf Mädchen mit tiefen und ganz und gar nicht Kate-Bosworth-mäßigen blau-violetten Ringen unter den Augen. Noch nicht mal so wunderbare Jungs wie Michael.
Dienstag, 20. Januar, immer noch auf dem Weg zu Grandmère
Rohentwurf für Englischhausaufgabe:
Wie ich meine Winterferien verbracht habe
Ich habe meine Winterferien in Genovia verbracht. Bevölkerung: 50 000. Genovia ist ein Fürstentum, das an der Côte d’Azur zwischen Italien und Frankreich liegt. Genovias wichtigstes Exportprodukt ist Olivenöl. Das wichtigste Importprodukt sind Touristen. Seit einiger Zeit leidet die Infrastruktur des Landes jedoch unter der beträchtlichen Abnutzung des Straßenbelags durch die vielen Fußgänger, die von den im Hafen liegenden Kreuzfahrtschiffen…
Mittwoch, 21. Januar, Schule
O Gott. Ich war gestern anscheinend sogar noch müder, als ich dachte. Angeblich bin ich in der Limousine auf dem Weg ins Plaza Hotel eingeschlafen, und Lars hat es nicht geschafft, mich wachzurütteln, weshalb ich den P-Unterricht volle Kanne verpasst hab. Als er versuchte, mich zu wecken, hab ich wohl um mich geschlagen und ihn auf Französisch wüst beschimpft (was ja wohl François’ Schuld ist und nicht meine).
Deshalb hat er Hans befohlen, umzudrehen und mich nach Hause zu fahren, wo er mich dann eigenhändig die drei Stockwerke in mein Zimmer hochgetragen hat (eine beachtliche Leistung. Immerhin wiege ich ungefähr so viel wie fünf Fat Louies zusammen) und Mom mich ins Bett brachte.
Ich bin noch nicht mal zum Abendessen aufgewacht, sondern hab bis heute Morgen um sieben durchgeschlafen! Das sind fünfzehn Stunden am Stück.
Wow. Die Aufregung darüber, wieder zu Hause zu sein und Michael wiederzusehen, hat mich anscheinend total ausgelaugt.
Oder lag es doch an der Zeitverschiebung und meine gestrige Ich-bin-eine-unbegabte-Versagerin-Depression hatte gar nichts mit Minderwertigkeitskomplexen zu tun, sondern mit meinem durch REM-Tiefschlaf-Entzug gestörten
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