Dein Auftritt Prinzessin

eingeladen«, sagte Lilly, der man anmerkte, dass sie sich bemühte, nicht angeberisch zu klingen. Was ihr aber nicht gelang. Ihre Stimme troff vor Genugtuung. »Freitagmorgen. Ich fahr also nicht mit euch in die Schule.«
    »Wow«, sagte ich ehrfürchtig. »Eine Frühstücksbesprechung. Meinst du, da gibt’s dann auch Bagels?«
    »Kann gut sein«, sagte Lilly.
    Ich war schwer beeindruckt. Ich bin noch nie von Filmproduzenten zu einer Frühstücksbesprechung eingeladen worden. Bloß vom spanischen Botschafter in Genovia.
    Als ich Lilly fragte, ob sie irgendwelche Forderungen an die Filmproduzenten hat, nickte sie, wollte aber nicht mehr dazu erzählen.
    Ich muss mir den Film wirklich endlich anschauen, um herauszufinden, was sie daran so schlimm findet. Mom hat ihn auf Video. Sie sagt, sie hätte selten so gelacht.

    Andererseits lacht Mom auch bei »Dirty Dancing«. Sogar an den Stellen, die überhaupt nicht lustig gemeint sind, weshalb ich nicht weiß, inwieweit man auf ihr Urteil vertrauen kann.
    Oh. Gerade kam eine Durchsage. Anscheinend ist einer der Cheerleader die Achillessehne gerissen (leider war es nicht Lana), als sie in der Pause Dehnübungen machte, und jetzt findet ein Vorturnen statt, um Ersatz zu finden. Das Mädchen, das normalerweise eingesprungen wäre, ist nämlich kürzlich auf eine Mädchenschule nach Massachusetts verbannt worden, weil es eine etwas zu (be)rauschende Party gefeiert hat, während seine Eltern auf Martinique im Urlaub waren.
    Hoffentlich ist Lilly zu sehr mit dem Protest gegen den Film über mein Leben beschäftigt und kommt nicht auf die Idee, gegen das Cheerleader-Vorturnen zu demonstrieren. Letztes Jahr hat sie mich gezwungen, mit einem riesigen Schild rumzulaufen, auf dem stand: CHEERLEADING IST KEINE SPORTART, SONDERN SEXISTISCHES RUMGEHAMPEL. Ich weiß nicht, ob das stimmt, weil es ja sogar Meisterschaften für Cheerleader gibt, die auf dem Sportkanal übertragen werden. Andererseits jubeln die Cheerleader den Mädchenmannschaften unserer Schule wirklich nie zu, sei es beim Basket- oder Volleyball. Aber sobald die Jungs irgendwo antreten, ist Lana mit ihrer Gang sofort zur Stelle. Also sind Cheerleader vielleicht doch sexistisch.
    O Gott, eben kam so ein Typ aus der Oberstufe rein, um mir auszurichten, ich solle ins Direktorat kommen! Dabei hab ich gar nichts gemacht! Diesmal bin ich echt unschuldig!

Mittwoch, 21. Januar, vor Mrs Guptas Büro
    Ich kann es echt nicht glauben. Heute ist erst der zweite Tag des zweiten Halbjahres und schon sitze ich wieder vor Mrs Guptas Büro. Okay, ich hab meine Hausaufgaben nicht gemacht, aber mein Stiefvater hat mir doch extra eine Superentschuldigung geschrieben, die ich heute Morgen als Allererstes im Sekretariat abgeliefert hab.
    Leider konnte Mia ihre Hausaufgaben vom Dienstag, dem
20. Januar nicht erledigen, da sie nach wie vor unter den
Nachwirkungen des anstrengenden Langstreckenfluges lei
det. Selbstverständlich wird sie die fehlenden Hausaufgaben
heute nachholen.
    Frank Gianini
    Schon irgendwie blöd, dass Mr G mein Stiefvater und Lehrer in einer Person ist, aber wieso hat Mrs Gupta damit ein Problem? Und ja, mir ist bewusst, dass heute erst der zweite Tag des zweiten Halbjahres ist und meine Leistungen bereits nachlassen. Aber so dramatisch ist das nun auch wieder nicht.
    Wenigstens kann es nichts mit Lana zu tun haben. Die hab ich heute noch gar nicht gesehen, konnte also auch keine ihrer Besitztümer zertrampeln.
    OGOTTOGOTT - gerade kommt mir ein Gedanke. Wenn
ihnen nun aufgefallen ist, dass es ein Versehen war, mich in T & B aufzunehmen? Wo ich doch weder talentiert noch begabt bin. Vielleicht war es nur ein Computerfehler, den sie jetzt entdeckt und korrigiert haben, und ich werde in Werken oder Hauswirtschaft abgeschoben, wo ich ja auch von Rechts wegen hingehöre? Die lassen mich Gewürzregale bauen!!!! Oder - noch schlimmer - Maisomeletts mit Paprika und Bohnen braten!!!!!
    Ich werde Michael nie wiedersehen! Ja, vielleicht auf dem Schulweg und in der Mittagspause und auf dem Heimweg und am Wochenende und in den Ferien, aber das war es dann auch schon. Wenn ich nicht mehr in T & B darf, entgehen mir und Michael damit wöchentlich fünf wertvolle Stunden des Zusammenseins! Nicht dass wir uns in T & B so viel unterhalten würden. Michael ist ja (im Gegensatz zu mir) tatsächlich talentiert und begabt und sollte die Zeit nutzen, um seine musikalischen Fähigkeiten weiter auszubauen, statt mir Nachhilfe zu geben, worauf