Dein Blick in meiner Morgenroete
habe ja nicht einmal Zähne.«
»Ich weiß nicht, was du bist«, sagte ich zweifelnd. »Doch ich weiß mit Sicherheit, dass du kein Spielzeug bist. Ein Spielzeug kann keine Unterhaltung führen und wenn Cole wirklich ein falscher Cole wäre, wie du behauptest, dann könnte ein Spielzeug das nicht wissen.«
»Ich bin nicht von hier«, gestand Bojo. »Ich bin nicht von dieser Welt. Aber du brauchst keine Angst zu haben. Ich will niemandem schaden. Ich will nur helfen. Du musst mir vertrauen, sonst bekommst du deinen Cole nie zurück. Nur ich kann dir helfen. Als Erstes müssen wir den falschen Cole loswerden. Komm mit ihm heute Nachmittag in die Turnhalle.«
»Und dann?«, wollte ich wissen, noch immer skeptisch, was ich nun glauben sollte.
»Dann wirst du sehen.«
K apitel 6
Die Stunden schienen überhaupt nicht rumgehen zu wollen. Ich hatte Bojo wieder in meinen Rucksack gesteckt und hatte in der Gerätekammer der Turnhalle gewartet, bis die nächste Pause anfing. Niemand schien mich vermisst zu haben. Im Unterricht grübelte ich unentwegt über das nach, was Bojo mir gesagt hatte. Seltsamerweise war mein Denken heute extrem zähflüssig. Ich hatte keine Ahnung, was mit mir los war. Während der Mittagspause verhielt sich Cole wirklich seltsam. Er musterte mich unentwegt auf eine Art und Weise, die mich nervös machte. Noch immer hatten wir keinen telepathischen Kontakt. Alles schien darauf hinzudeuten, dass Bojo Recht hatte. Nun, ich würde mit Cole in die Turnhalle gehen und sehen, was passierte. Ich war mir nur nicht sicher, ob ich es wirklich herausfinden wollte.
Endlich war es so weit. Die Glocke verkündete das Ende der letzten Stunde. Ich packte hektisch meine Sachen, verließ den Raum und begab ich mich zu Coles Spind.
»Hey«, sagte er.
»Hey«, antwortete ich mit klopfendem Herzen.
»Bereit zu gehen?«, wollte er wissen und verschloss seinen Spind.
»Ja«, erwiderte ich hastig. »Ich meine … ich muss noch mal in die Turnhalle.«
Er musterte mich misstrauisch.
»In die Turnhalle? Wieso?«
»Keine Ahnung. Cherryl bat mich, dort nach der Schule kurz vorbeizukommen. Es … schien wichtig zu sein. Kommst du mit?«
Ich war furchtbar nervös. Hoffentlich bemerkte er es nicht.
»Natürlich komme ich mit«, erwiderte er grimmig. »Ich lasse dich da doch nicht allein hingehen. Es könnte eine Falle sein.«
Das klang jedenfalls typisch Cole. Aber er hatte Recht. Es könnte eine Falle sein. Ich schluckte. Was auch immer hier vorging, ich würde es jedenfalls bald herausfinden. Ich musste nur in die Turnhalle gehen. Mit Cole. Warum nur fühlte es sich so falsch an? Verwirrung machte sich in meinem Kopf breit. Ich wollte es mir schon fast anders überlegen, da packte Cole mich am Arm und zog mich mit sich.
Wir betraten die Turnhalle. Tatsächlich stand Cherryl in der Nähe der Gerätekammer. Das Schiebetor zur Kammer war halb geöffnet doch es war so dunkel darin, dass man nur die Konturen der Schwebebalken in der ersten Reihe erkennen konnte.
»Hi, Leute«, grüßte sie.
Wir gingen auf sie zu. Ich konnte spüren, wie Cole sich neben mir versteifte. War es Cole? Wer war er, wenn es nicht Cole war? Doch irgendwie war es mir egal. Ich fühlte mich seltsam emotionslos. Mein heftiger Herzschlag hatte sich seit dem Betreten der Halle mehr und mehr beruhigt und war jetzt langsam und flach. Als wir bei Cherryl ankamen, traten auf einmal andere Schüler aus der Gerätekammer. Es waren vorwiegend Mädchen. Von den meisten wusste ich mit Sicherheit, dass sie auch einen Bojo hatten. Alle von ihnen hatten auf jeden Fall eine lange Klinge in den Händen. Ich spürte kalten Stahl in meiner Hand und registrierte seltsam stumpf, dass auch ich eine Klinge in der Hand hielt. Wie war die dahin gekommen? Neben mir stieß Cole ein tiefes Grollen aus.
»Ich wusste, dass es eine Falle ist«, sagte er, löste sich von mir und starrte mich an. »Was ist los mit dir, Faith? Es sind diese Teddydinger, nicht wahr? Du hast mich angelogen. Du hast doch so einen!«
Er riss mir den Rucksack herunter und öffnete ihn. Ich hatte plötzlich das Bedürfnis, Bojo zu verteidigen. Ich hob meine Klinge und wollte zustoßen, doch Coles Hand schloss sich um mein Handgelenk. Mit der freien Hand holte er Bojo aus der Tasche.
»Ich wusste es«, sagte er und sah zu mir auf.
»Nein!«, rief ich und wollte mich losreißen.
Die Anderen kamen näher. Mit erhobenen Klingen schlossen sie den Kreis um uns herum. Cole drückte mein Handgelenk so
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