Dein Blick so kalt
billigere Lösung als den Schlüsseldienst. Im Baumarkt kann man vermutlich auch Schlösser kaufen. Dann brauche ich nur noch jemanden, der es einbaut. Vielleicht frage ich Ben…«
»Oh! Ben?« Neugierig stiegen Caros Augenbrauen in die Höhe.
»Nicht, was du jetzt denkst.« Lou schüttelte es, als sie an den bleichen Grottenolm dachte. Nee, den sollte sie besser nicht fragen. »Ben ist der Sohn der Hausmeisterin. Ein total komischer Typ. Aber sicher kann das auch jemand von der Hausverwaltung machen.«
Caro wurde wieder ernst. »Dass du das Shirt doch im Waschsalon vergessen hast…«
»Und dort findet es jemand und weiß, wohin er es schicken muss? Eher unwahrscheinlich.« Lou zog eine Grimasse, um die Sorgenfalten aus Caros Gesicht zu vertreiben. In dem ging in der Tat eine Veränderung vor sich. Der Ausdruck wurde ernster, nachdenklich. »Du Lou, sag mal, das war ein ganz einfaches weißes H-&-M-T-Shirt, also nichts Besonders mit Schleifchen, Rüschchen oder Knopfleiste oder so?«
Lou nickte.
»Hast du in der Agentur mit jemandem darüber gesprochen, dass das Shirt weg ist?«
Lou überlegte. »Ja. Ich habe es am Montag an der Kaffeetheke Jem erzählt.«
»Was genau?«, wollte Caro wissen.
»Dass es weg ist und ich anfangs dachte, jemand hätte es aus meiner Wohnung geklaut.«
»Und auch, dass es ein ganz normales weißes T-Shirt ist?«
Lou nickte.
»Hat nur er das gehört?«
»Du meinst, Jem steckt dahinter?«
»Ich meine, jemand aus der Agentur könnte dahinterstecken. Sylke oder Julian, die beiden kämen wohl eher infrage als Jem.«
Für einen Augenblick schloss Lou die Augen, um sich die Szene ins Gedächtnis zu rufen. »Sylke kam dazu und Julian könnte es eigentlich auch gehört haben. Die Tür zu seinem Büro stand offen. Aber wie soll einer von den beiden an mein Shirt kommen?«
»Wieso dein Shirt?« Caro grinste. »Es ist ein weißes H-&-M-Shirt, wie es die zu Hunderttausenden gibt.«
Der Groschen fiel. »Du meinst, Julian hat das Gespräch mitbekommen und ein solches Shirt gekauft…«
»Oder aus dem Schrank seiner Frau genommen…«
»… und hat es mir geschickt. Seine Rache dafür, dass ich ihm im Fotostudio auf die Finger geklopft habe. Das würde Sinn machen und auch erklären, warum er plötzlich aufgetaucht ist, als ich es ausgepackt habe. Wahrscheinlich hat er schon die ganze Zeit darauf gelauert. Und deshalb war er auch im Zimmer, als Gunda mir das Kuvert gegeben hat. Meine Reaktion wollte er natürlich beobachten.«
Erleichtert lehnte Lou den Kopf in den Nacken. »Ja. So macht das Sinn.«
»Aber wenn das so weitergeht, hältst du das nicht durch. Dein Chef muss dich in Ruhe lassen. Wer weiß, was er sich noch für fiese Spielchen einfallen lässt. Du musst mit ihm reden. Besser wäre allerdings, wenn das jemand für dich tun könnte. Deine Eltern vielleicht?«
So weit kam es noch. »Die ganz sicher nicht. Wenn meine Eltern mitkriegen, was hier läuft… Das hatten wir doch schon. Pa würde nicht mit Julian reden. Der würde mich eigenhändig einpacken und zurück nach Straubing karren.«
»Und was ist mit Onkel Achim? Er könnte das doch übernehmen.«
Lou überlegte, ob das nicht doch eine Möglichkeit war. Es bestand zwar weiterhin die Gefahr, dass Onkel Achim ihr Problem Tante Ute weitererzählte, aber vielleicht gelang es ihr ja, ihn zu überzeugen dichtzuhalten.
36
Onkel Achim öffnete die Tür. »Hallo Louischen. Das ist ja eine nette Überraschung. Komm doch rein.«
Obwohl ein Arbeitstag hinter ihm lag, sah er aus wie um acht Uhr morgens auf dem Weg zur Praxis. Das Haar ebenso glatt wie die Wangen, das Hemd faltenfrei und den angenehmen Duft eines Eau de Toilette verströmend. Vielleicht hatte er gerade geduscht und sich umgezogen, um sich mit seiner Freundin zu treffen. »Ich störe hoffentlich nicht?«, fragte Lou etwas verlegen.
»Natürlich nicht. Hübsche junge Frauen können mich gar nicht stören.« Er zwinkerte ihr zu. »Magst du etwas trinken?«
»Gerne.«
Sie folgte ihm durch die große Penthousewohnung. Überall Parkettböden, helle Wände und große Fensterflächen. Im Vorübergehen zog er eine offene Tür ins Schloss. Unwillkürlich fragte Lou sich, was sich wohl im Zimmer dahinter verbarg.
In der Küche nahm er Weißwein und Mineralwasser aus dem Kühlschrank. »Weinschorle?«
Weinschorle um diese Zeit? Obwohl, es war ja schon Abend und sie wollte nicht als Spießerin vor ihm dastehen. »Mit mehr Wasser als Wein, bitte.«
Er schenkte zwei
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