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Dein Blick so kalt

Dein Blick so kalt

Titel: Dein Blick so kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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Lou legte auf.
    Okay und jetzt?
    Es war heller Tag. Niemand würde in ihrer Wohnung sein. Falls aber doch? Wie sollte sie sich wehren? Um Hilfe rufen? Und wenn niemand sie hörte? Plötzlich fiel ihr das Waffengeschäft ein, an dem sie täglich vorbeiradelte. Die mussten doch irgendwas haben, womit man sich verteidigen konnte. Pfefferspray! Genau. Das war es.
    Lou schwang sich aufs Rad und fuhr zu diesem Laden. Eine Viertelstunde später verließ sie ihn um neun Euro ärmer und ein Pfefferspray reicher, das man allerdings nur zur Abwehr von Tieren verwenden durfte, wie der Verkäufer ihr eindringlich erklärt hatte. Das war ihr grad egal. Wenn jemand in ihrer Wohnung war, würde sie sich mit dem Spray zur Wehr setzen.
    Dennoch klopfte ihr das Herz bis zum Hals, als sie vor ihrem Appartement stand und erst einmal das Ohr an die Tür legte. Drinnen war es still, so weit sie das hören konnte, denn das Blut rauschte in ihren Ohren.
    Leise schob sie den Schlüssel ins Schloss. Als sie morgens gegangen war, hatte sie zweimal abgesperrt. Auch jetzt musste sie zweimal umdrehen. Trotzdem zog sie das Pfefferspray aus der Tasche und sah sich um. Zuerst im Bad. Dann im Flurschrank. Im Zimmer war niemand. Auch nicht unter dem Bett. In der Küche brummte der Kühlschrank. Sie war allein in der Wohnung.
    Nachdem sie erleichtert das MacBook gestartet hatte, googelte sie Schlüsseldienste und fiel beinahe in Ohnmacht, als sie las, was das kostete. Das günstigste Angebot, das sind fand, war bei 239,– Euro. Hallo! Ging’s noch?! Fassungslos starrte sie auf den Monitor. Was sollte sie jetzt machen? Während sie noch überlegte, wie viel Geld wohl noch auf ihrem Konto war, erschien oben in der Menüleiste Caro96 ist online, gleichzeitig hüpfte unten das Skype-Icon auf und ab und der Klingelton erklang. Lou schaltete die Webcam ein. Caros Gesicht erschien auf dem Monitor. »Na, alles klar bei dir?«, fragte sie.
    »Geht so.«
    »Das klingt ja nicht sehr begeistert. Hast du das Praktikum schon über?«
    Eigentlich schon, dachte Lou. Am liebsten würde sie den ganzen Krempel hinschmeißen. »Julian nervt.«
    »Wie nervt?«
    Endlich kam Lou dazu, Caro von ihren Problemen zu erzählen und sie kippte den Mülleimer gleich komplett vor ihr aus. Schließlich hatte sie stundenlang den Liebeskummer ihrer Freundin ertragen. Da war es nur fair, wenn Caro sich nun Lous Sorgen anhörte. Sie erzählte von Julians Grabschattacken, von Sylke von und zu Üps und dann endlich das, was ihr am meisten im Magen lag: die Geschichte mit dem T-Shirt. »Wer klaut denn ein Shirt, zerschneidet es und verschickt es dann? Das ist doch total pervers! Jemand muss einen Wohnungsschlüssel haben. Jemand, der auch weiß, wo ich arbeite. Doch bei der Polizei nehmen die das nicht ernst.«
    »Du warst bei der Polizei? Echt?«
    »Klar. Doch die sagen, das war kein Einbruch, weil die Tür nicht aufgebrochen worden ist, und wegen eines billigen H-&-M-Shirts reißen die sich kein Bein aus. Ich habe mir jetzt ein Pfefferspray besorgt.«
    »Am besten wäre es, wenn du das Schloss auswechseln lässt.« Caro klang ziemlich besorgt.
    »Das kostet ein Schweinegeld. Das kann ich mir nicht leisten.«
    »Das müsste eigentlich deine Tante bezahlen. Ist ja schließlich ihre Wohnung und sie sollte wissen, wer einen Schlüssel dafür hat. Hast du schon mit ihr geredet?«
    »Ja. Es gibt nur zwei. Angeblich. Einen hat sie, einen ich. Aber ich kann ihr nicht sagen, was los ist. Sie würde das meinen Eltern erzählen und dann ist Schluss mit dem Praktikum.«
    »Willst du das echt noch durchziehen? Ich meine, dein Chef ist ein Ekel und die Lehrstelle wirst du sowieso nicht bekommen, und selbst wenn, dann würdest du die doch nicht mehr haben wollen. Oder?«
    »Echt nicht. Aber ich brauche das Praktikum, um woanders einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Und außerdem würde mein Vater recht behalten. Er traut mir einfach nichts zu und mir dreht sich der Magen um bei der Vorstellung, wie er von seinem Sudoku hochguckt, wenn ich wieder daheim antrabe, und dann selbstgefällig sagt: Das habe ich mir ja gleich gedacht, dass du das nicht länger als drei Wochen durchhältst.« Es gelang ihr ganz gut, seinen Tonfall nachzuäffen. »Also echt, diesen Triumph gönne ich ihm nicht. Ich gebe nicht auf.«
    »Hm. Ja. Verstehe. Aber vielleicht wäre das doch die vernünftigere Lösung.«
    »Kann schon sein. Aber ich ziehe das trotzdem durch. Ich muss nur das Schloss auswechseln lassen. Sicher gibt es eine

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