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Dein Blick so kalt

Dein Blick so kalt

Titel: Dein Blick so kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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Aufruf und verlinkte ihn mit Lous Foto. Jeder in der Clique teilte es und rief seine Freunde dazu auf, das Posting ebenfalls zu teilen, seine Freunde um dasselbe zu bitten und so weiter. Wer Lou seit gestern, siebzehn Uhr, gesehen hatte, sollte sich bei Lysander melden.
    Anschließend druckte er Lous Foto aus. Er hatte es im Nymphenburger Schlosspark gemacht. Sie sah darauf so ernst aus und irgendwie zerbrechlich. Obwohl sie so stark war und fast immer lustig. War sie das wirklich? Oder war das nur eine Seite von ihr, die sie gerne zeigte? Nachdenklich fuhr er mit dem Finger ihre Augenbraue nach, die sie auf dem Bild ein wenig in die Höhe gezogen hatte. Seltsam skeptisch. Eigentlich kannte er sie kaum. Und doch war sie ihm so vertraut. Aus dem Nichts schoss plötzlich eine schreckliche Frage: Würde er Lou wiedersehen?
    Nein! So etwas durfte er nicht denken.
    Doch wie Funken bei einem Kurzschluss stoben die Gedanken durch sein Hirn: Wo war sie? Jetzt, genau in dieser Sekunde! Er konnte sich nicht wehren. Vor seinem inneren Auge entstanden Bilder, die ihn wie von Stroboskoplichtern beleuchtet durchzuckten. Ein dunkles, kaltes Verließ. Lou gefesselt an einem Heizkörper, verschnürt in einem Kofferraum. Verscharrt im Wald. Was machte sie durch? Wurde sie gequält, misshandelt oder gar… Ein dumpfes Keuchen kam aus seiner Kehle. Plötzlich war er so sicher, dass ihr etwas zugestoßen war, dass er aufsprang. Polternd fiel der Stuhl um. Er spürte es, etwas in ihm wusste es: Sie war bei keiner Freundin, bei keiner Kontaktperson. Ein perverser Scheißkerl hatte sich Lou geschnappt. Sie durften keine Zeit verlieren. Er griff nach den Ausdrucken.
    Kurz nach drei erreichte Lysander atemlos die Wohnanlage. Jem hatte sich extra freigenommen und war mit den anderen schon da. Bea und Mark erkundigten sich verwundert, was die Polizei denn tat und warum sie hier selbst ermitteln mussten. »Sie versuchen, das Handy zu orten. Wenn das nicht gelingt, fahren sie volles Geschütz auf.«
    Manu griff sich ein Bild. »Was genau sollen wir denn die Leute fragen?«
    »Ob jemand Lou gestern gesehen hat. Und wenn ja, ob sie allein war oder jemand bei ihr. Und ob den Leuten was aufgefallen ist. Ein Mann, der nicht hierhergehört. Irgendjemand, der sich ungewöhnlich benommen hat.«
    Da keine Zeit zu verlieren war, zogen sie gleich los. Immer zu zweit. Lysander ging mit Dave, der für die Aktion das Basketballtraining hatte sausen lassen.
    Als eine Stunde später das Handy in Lysanders Hosentasche die Titelmelodie von Dr. House zu spielen begann, hatten sie noch keinen Hinweis, dass überhaupt irgendjemand Lou am Vorabend gesehen hatte. Die Nummer im Display kannte Lysander nicht. Es war Russo, der sich meldete. »Die Handyortung klappt nicht. Leider.«
    Lysander würgte die aufsteigende Angst herunter. »Woran liegt das?«
    »Kann ein technisches Problem sein. Kann aber auch sein, dass das Handy kaputt ist.«
    »Jemand hat es zerstört?«
    »Muss nicht sein. Das kann auch andere Gründe haben. Haben Sie bei den Kontaktpersonen etwas erreichen können?«
    »Bisher nicht. Niemand hat eine Ahnung, wo sie sein könnte. Niemand hat von ihr seit gestern etwas gehört.«
    »Mh. Nicht so prickelnd. Das gefällt mir nicht, dass Lou seit gestern Abend von niemandem gesehen wurde. Ich denke, ich sehe mir jetzt mal die Wohnung an. Können Sie mir den Schlüssel geben?«
    »Natürlich.«
    »Ich komme zu Ihnen. Wo sind Sie?«
    »Bei der Wohnanlage. Vor Lous Haus. Ich warte vor der Tür.«
    Es vergingen zwanzig Minuten, bis Russo kam. Inzwischen kehrten die anderen zurück. Bedauernd schüttelten sie die Köpfe. »Es ist wahrscheinlich zu früh. Viele sind noch in der Arbeit. Und denen, die da sind, ist nichts aufgefallen«, sagte Jem und breitete die Hände aus. »Wir sollten später noch eine Runde durch die Häuser drehen.«
    »Wir könnten auch ein Vermissten-Plakat aufhängen«, schlug Manu vor.
    Beim Wort Vermissten-Plakat zuckte Lysander zusammen. Doch es war so. Je mehr sie unternahmen, um herauszufinden, wo Lou war, umso klarer wurde ihm, dass sie wirklich vermisst wurde. Er nickte. »Kannst du das machen?«
    »Logo. Ich mache mich sofort an die Arbeit.«
    Ein blauer Kombi fuhr vor. Russo stieg aus. Er begrüßte Lysander und sah dann fragend in die Runde. »Lauter Freunde von Lou?«
    Lysander nickte und stellte sie vor.
    Russo war alles andere als begeistert, als er die Fotos entdeckte und erfuhr, wozu die Clique sie gebraucht hatte. »Eine

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