Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dein Blick so kalt

Dein Blick so kalt

Titel: Dein Blick so kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
Vom Netzwerk:
vorm Haus und starrte auf die Eingangstür, als könnte er Lou dadurch heraufbeschwören. Doch nicht Lou erschien, sondern Mitarbeiter der Spurensicherung gingen ein und aus. Das Appartement wurde kriminaltechnisch untersucht. Russo war zuversichtlich, Faser- und DNA-Spuren zu finden. Die hinterließ seiner Erfahrung nach jeder Täter. Diese Worte hallten in Lysanders Kopf nach.
    Er zog das Handy aus der Hosentasche und ging online. Dutzende Leute hatten Kommentare bei Facebook geschrieben. Überwiegend aufmunternde Worte, doch kein einziger brauchbarer Hinweis war darunter. Niemand hatte Lou gesehen. Eine PN war eingegangen. Die Nachricht eines Bildzeitungsreporters, der den Aufruf gesehen hatte und nun einen Interviewtermin mit Lysander vereinbaren wollte und zwar zum Thema »Versagt unsere Polizei?« Lysander klickte die Nachricht weg. Russo legte sich mächtig ins Zeug und hatte sein gesamtes Team für die Suche nach Lou eingeteilt. Den würde er ganz sicher nicht der BLÖD-Zeitung zum Fraß vorwerfen.
    Unruhig stand er auf und ging vor der Tür auf und ab. Was konnte er tun? Vielleicht noch einmal mit Onkel Achim reden. Er wohnte nur zwei Etagen über Lou. Möglicherweise war ihm doch etwas aufgefallen. Er sprintete in den fünften Stock. Die Bewegung tat ihm gut. Als er an der Tür zur Dachterrassenwohnung stand, kam ihm in den Sinn, dass Lous Onkel ja ziemlich sauer auf ihn war und ihn vermutlich nicht reinlassen würde. Doch er täuschte sich. Onkel Achim öffnete die Tür und entschuldigte sich als Erstes bei Lysander. »Ich habe mich vorher im Tonfall vergriffen. Das tut mir leid. Ich dachte wirklich, Lou hätte dich versetzt und du drehst deshalb durch. Komm rein.«
    Onkel Achim bot ihm eine Cola an. Lysander lehnte dankend ab und folgte ihm in die Küche. Ein Teller mit Melone und Schinken stand auf der Granittheke und daneben ein Glas Weißwein. Onkel Achim aß zu Abend, während in Lysanders Magen die Angst lag wie ein kalter Stein. Wie konnte der Mann nur einen Bissen runterbringen?
    »Magst du einen Happen essen?«
    Lysander schüttelte den Kopf. »Ich habe Ihnen doch von den Fotos erzählt. Eines wurde vor dem Restaurant gemacht, in dem Sie mit Lou waren. Der Kerl muss auf der anderen Straßenseite gewesen sein. Haben Sie jemanden bemerkt?«
    Mit vollem Mund schüttelte Onkel Achim den Kopf. »Ich kann mich nicht erinnern, ob da jemand war. Mir ist niemand aufgefallen.«
    »Und hier im Haus?«
    Mit einem Schluck Wein spülte Lous Onkel einen Bissen hinunter. »Lass das die Polizei machen. Dort sind die Fachleute. Sie haben nicht nur Erfahrung, sondern ganz andere Möglichkeiten.«
    Im selben Moment, als er das sagte, klingelte es an der Wohnungstür. »Sicher Lous Eltern. Jetzt muss ich mich warm anziehen. Sie kommen, um mir Vorwürfe zu machen.« Onkel Achim verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als wäre das Ganze nur ein Spiel. Aus dem kalten Gefühl der Angst in Lysanders Magen, stieg heiße Wut. Wie konnte er nur! Er fand es wohl amüsant, dass Lou weg war. Dabei befand sie sich höchstwahrscheinlich in Lebensgefahr, wenn sie nicht vielleicht schon… Er verbot sich, diesen Gedanke zu Ende zu denken, konzentrierte sich auf den Klang von Achims Schritten, die sich Richtung Tür entfernten.
    Die Stimme eines Mannes war zu hören. Einen Augenblick Zeit… ein paar Fragen… Daniela Schneider.
    Was war da los? Das waren nicht Lous Eltern. Die Stimme kannte Lysander. Es war die von Moritz Russo. Leise rutschte er vom Hocker. Was hatte Onkel Achim mit Daniela Schneider zu tun?
    Auf einmal war sie weg gewesen. Spurlos verschwunden und erst Wochen später hatte man ihre Leiche gefunden. Hatte derselbe Mann sich nun auch Lou geschnappt? Lysander blieb im Durchgang stehen, unsichtbar für Russo und Onkel Achim und lauschte.
    »Herr Bergmair, wo waren Sie am Mittwoch, den zwölften Juni, zwischen Mitternacht und ein Uhr morgens?«
    »Das ist Wochen her. Aber um diese Zeit pflege ich zu schlafen. Am Wochenende zwar nicht, ganz sicher jedoch unter der Woche. Ich muss morgens früh raus. Weshalb fragen Sie?«
    »Daniela Schneider wurde in der genannten Nacht von einem Mann angesprochen. Kurz nach Mitternacht, und zwar vor der Bar des Hotels Königshof. Dort befindet sich der Abgang zum S- und U-Bahn-Geschoss.«
    »Ja? Und? Weshalb kommen Sie damit zu mir?«
    »Es gibt eine Zeugin, die den Mann gesehen und beschrieben hat. Wir haben ein Phantombild, und das sieht Ihnen verblüffend ähnlich.«
    »Mir?« Lous

Weitere Kostenlose Bücher