Dein fuer immer
scharf bewacht sein. Im selben Augenblick, in dem du einen Fuß hineinsetzt, werden sie wissen, dass du da bist. Es wäre vielleicht leichter gewesen, wenn sie ein Museum oder das Gerichtsgebäude ausgewählt hätten. Das alte Millar-Haus ist groß, aber nicht so groß. Sie werden jeden Zentimeter unter Überwachung haben.«
»Was genau das ist, worauf ich vorbereitet bin. Ich habe den Plan schon in allen Einzelheiten im Kopf. Scott wird mich reinlassen.«
»Das wird nicht klappen. Sie werden damit rechnen, dass die gefallenen Engel Spione einzuschleusen versuchen, und selbst wenn Scott für dich ein Fenster offen lässt, werden sie daran auch schon gedacht haben. Und sie werden nicht nur dich gefangen nehmen, sondern auch wissen, dass Scott ein Verräter ist.«
»Ich werde Scotts Körper in Besitz nehmen.«
Ich blinzelte. Ganz langsam dämmerte mir, was er vorhatte. Natürlich. Es war Cheschwan, und Patch würde kein Problem damit haben, die Kontrolle über Scotts Körper zu übernehmen. Und von außen betrachtet, würde niemand den Unterschied zwischen den beiden wahrnehmen können. Patch würde vorbehaltlos zu dem Treffen zugelassen werden. Es war die perfekte Tarnung. Ein kleines Problem gab es allerdings. »Scott wird sich niemals dazu bereit erklären.«
»Hat er schon.«
Ich starrte ihn ungläubig an. »Hat er ?«
»Er tut es für dich.«
Meine Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. Es gab nichts auf der Welt, wofür sich Scott heftiger einsetzte, als seinen Körper vor gefallenen Engeln zu schützen. Mir wurde klar, wie viel ihm unsere Freundschaft bedeuten musste. Dass er dazu bereit war … das, was er am meisten fürchtete … Mir fehlten die Worte. Ich empfand nur tiefe, schmerzliche Dankbarkeit für Scott und war fest entschlossen, ihn nicht zu enttäuschen.
»Bitte sei vorsichtig heute Nacht«, sagte ich.
»Ich werde vorsichtig sein. Und ich werde nicht länger bleiben als unbedingt nötig. Sobald du sicher aus dem Meeting heraus bist und ich lange genug da war, um alles zu erfahren, was ich erfahren muss, wird Scott seinen Körper wieder zurückbekommen.«
Ich nahm Patch fest in die Arme. »Danke«, flüsterte ich.
Eine Stunde vor zehn brach ich von Patchs Wohnung aus auf. Auf Verlangen meiner Nephilim-Gastgeber fuhr ich einen Mietwagen. Sie hatten alle Eventualitäten bedacht und alles getan, damit ich nicht von irgendwelchen neugierigen Nephilim oder, schlimmer noch, gefallenen Engeln verfolgt werden konnte, die vielleicht Wind von dem hochgeheimen Treffen heute Nacht bekommen haben könnten.
Die Straßen waren dunkel und feucht vom Nebel. Meine Scheinwerfer strichen über das schwarze Band des Asphalts, das sich über die Hügel und um die Kurven wand. Ich hatte die Heizung aufgedreht, aber sie konnte die Kälte nicht aus meinen Knochen vertreiben. Ich wusste nicht, was mich heute Abend erwartete, und das machte es schwierig, irgendetwas zu planen. Ich würde improvisieren müssen, und das gefiel mir gar nicht. Es wäre mir lieber gewesen, mit etwas mehr als nur dem Vertrauen auf meine Instinkte ins Millar-Haus zu gehen, aber das war alles, was ich hatte. Endlich hielt ich vor Marcies altem Haus.
Einen Augenblick blieb ich noch im Wagen sitzen, blickte auf die weißen Säulen und die schwarzen Fensterläden. Der Rasen war mit verwelkten Blättern übersät. Braune Äste, die Überreste der Hortensien, ragten aus den Terrakottatöpfen zu beiden Seiten des Eingangs. Zeitungsblätter in verschiedenen Stadien der Zersetzung lagen auf dem Bürgersteig herum. Nach Hanks Tod war das Haus verlassen worden, und es sah längst nicht mehr so einladend und elegant aus, wie ich es in Erinnerung hatte. Marcies Mom war in eine Wohnung am Fluss gezogen, und Marcie … nun, Marcie hatte den Satz mi casa es su casa wörtlich genommen.
Hinter den zugezogenen Vorhängen glomm schwaches Licht nach draußen, und obwohl keine Umrisse zu erkennen waren, wusste ich, dass einige der einflussreichsten und mächtigsten Anführer der Nephilim-Welt direkt hinter der Tür saßen und nur darauf warteten, sich ein Urteil über die Neuigkeiten zu bilden, die ich ihnen liefern würde. Aber ich wusste auch, dass Patch da sein und dafür sorgen würde, dass ich nicht in Gefahr geriet.
An diesen Gedanken klammerte ich mich, als ich noch einmal tief Luft holte und zur Haustür marschierte.
Ich klopfte.
Die Tür ging auf, und ich wurde von einer hochgewachsenen Frau hineingezogen, die mich gerade lange genug ansah, um
Weitere Kostenlose Bücher