Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dein fuer immer

Dein fuer immer

Titel: Dein fuer immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
Vom Netzwerk:
einen menschlichen Körper hineingeboren worden – durchschnittliches Gewicht, durchschnittlicher Muskeltonus, durchschnittlich in jeder Hinsicht –, und es hatte eine Bluttransfusion gebraucht und einen Wechselschwur, um mich in eine Nephilim zu verwandeln. Theoretisch gesehen war ich jetzt eine von ihnen, praktisch jedoch nicht. Ich wollte nicht, dass dieser Unterschied mich zur Zielscheibe machte, aber eine leise Stimme in meinem Hinterkopf flüsterte, dass es durchaus möglich war.
    Und ich musste alles tun, was nötig war, um an der Macht zu bleiben.
    »Warum müssen wir denn so früh anfangen ?«, hätte meine erste Frage an Dante sein müssen, aber vermutlich kannte ich die Antwort schon. Die schnellsten Menschen der Welt würden aussehen, als machten sie einen Sonntagsspaziergang, wenn sie versuchten, mit Nephilim mitzuhalten. Die Höchstgeschwindigkeit eines Nephilim im besten Alter, vermutete ich, musste an die fünfzig Meilen pro Stunde betragen. Wenn Dante und ich in dieser Geschwindigkeit auf dem Schulsportplatz gesehen werden würden, würde das eine Menge ungewollter Aufmerksamkeit erregen. Aber in den Stunden kurz vor der Morgendämmerung eines Montags würden die meisten Menschen tief und fest schlafen und Dante und mir die perfekte Gelegenheit bieten, unbeobachtet zu trainieren.
    Ich steckte das Geld ein und ging nach unten. »Bin in ein paar Stunden zurück !«, rief ich meiner Mom zu.
    »Der Braten ist um sechs fertig, also komm nicht zu spät«, antwortete sie aus der Küche.
    Zwanzig Minuten später schlenderte ich durch die Tür von Pete’s Locker Room und ging direkt zur Schuhabteilung. Ich probierte ein paar Cross-Schuhe an und entschied mich dann für ein Paar aus dem Sonderangebotsregal. Dante mochte meinen Montagmorgen bekommen – es war ein freier Tag, weil die Lehrer im ganzen Distrikt auf Fortbildung waren –, aber ich würde ihm nicht auch noch mein ganzes gespartes Taschengeld geben.
    Ich bezahlte die Schuhe und sah auf meinem Handy nach der Uhrzeit. Es war noch nicht mal vier. Vorsichtshalber hatten Patch und ich vereinbart, Anrufe in der Öffentlichkeit möglichst zu vermeiden, aber ein hastiger Blick in Richtung Bürgersteige bestätigte mir, dass ich allein war. Ich zog das anonyme Handy, das Patch mir gegeben hatte, aus der Handtasche und wählte seine Nummer.
    »Ich hab’ ein paar Stunden frei«, sagte ich ihm auf dem Weg zum Auto, das ich am nächsten Block geparkt hatte. »Es gibt da eine ziemlich abgeschiedene, ziemlich versteckte Hütte im Lookout Hill Park hinter dem Karussell. Ich könnte in fünfzehn Minuten dort sein.«
    Ich hörte an seiner Stimme, dass er lächelte. »Du sehnst dich aber sehr nach mir.«
    »Ich brauche einen Endorphin-Schub.«
    »Und in einem verlassenen Schuppen rumzumachen wird dir einen verschaffen ?«
    »Nein. Ich vermute, es wird mich in ein Endorphin-Koma versetzen, und diese Vermutung würde ich gerne überprüfen. Ich komme gerade aus Pete’s Locker Room. Wenn die Ampeln nicht gegen mich sind, kann ich’s vielleicht sogar in zehn …«
    Ich kam nicht bis zum Ende. Ein Sack wurde über meinen Kopf gestülpt, und jemand nahm mich von hinten in den Schwitzkasten. Überrascht ließ ich das Handy fallen. Ich schrie und versuchte, die Arme freizubekommen, aber die Hände, die mich vorwärts auf die Straße stießen, waren zu stark. Ich hörte ein großes Fahrzeug heranrumpeln, das quietschend neben mir zum Halten kam.
    Eine Tür ging auf, und ich wurde hineingeworfen.
    In dem Lieferwagen roch es leicht nach Schweiß, ein Geruch, der durch einen zitronigen Lufterfrischer überdeckt wurde. Die Heizung lief auf Hochtouren, blies aus den Öffnungen vorne und brachte mich zum Schwitzen. Vielleicht war das gewollt.
    »Was ist los ? Was wollt ihr von mir ?«, rief ich wütend. Noch hatte ich die ganze Tragweite dessen, was gerade passiert war, nicht erfasst, so dass ich eher wütend als verängstigt war. Es kam keine Antwort, aber ich hörte das stetige Atmen von zwei Individuen neben mir. Zwei Typen plus ein Fahrer machte drei. Gegen mich allein.
    Meine Arme waren hinter dem Rücken zusammengebunden mit etwas, das sich anfühlte wie eine Abschleppkette. Meine Knöchel waren mit einer ähnlich schweren Kette gesichert. Ich lag auf dem Bauch, der Sack immer noch über meinem Kopf, meine Nase auf den geräumigen Boden des Lieferwagens gedrückt. Ich versuchte, auf die Seite zu schaukeln, aber es fühlte sich an, als ob mein Schultergelenk ausgekugelt

Weitere Kostenlose Bücher