Dein fuer immer
Patch zog seine Lederjacke aus und legte sie um meine Schultern. »Lass uns nach Hause gehen.«
»Können wir erst noch schnell bei Pete’s Locker Room vorbeifahren ? Ich muss mein Handy holen und das anonyme, das du mir gegeben hast. Eins hab ich fallen gelassen, als ich angegriffen wurde, das andere ist mit meiner Handtasche zusammen verloren gegangen. Wenn wir Glück haben, liegen meine neuen Schuhe auch noch da auf dem Bürgersteig.«
Patch gab mir einen leichten Kuss auf den Scheitel. »Beide Telefone können wir nicht mehr gebrauchen. Wenn deine Sachen noch da sind und wir vom Schlimmsten ausgehen, dann haben deine Nephilim-Entführer ihre eigenen GPS -Sender oder Wanzen hineingebaut. Am besten besorgen wir neue Handys.«
Eines war sicher: Wenn ich bisher noch nicht motiviert genug gewesen war, mit Dante zu trainieren, dann hatte sich das jetzt gründlich geändert. Ich musste lernen zu kämpfen, und zwar schnell. Patch hatte schon genug damit zu tun, Pepper Friberg aus dem Weg zu gehen und mir Ratschläge für meine neue Rolle als Anführerin der Nephilim zu geben; er sollte nicht auch noch jedes Mal angerannt kommen müssen, weil ich mit irgendetwas überfordert war. Ich war unendlich dankbar dafür, dass er mich beschützte, aber es war an der Zeit, dass ich lernte, für mich selbst zu sorgen.
Als ich nach Hause kam, war es endgültig dunkel. Kaum war ich durch die Tür getreten, kam meine Mutter, ebenso besorgt wie verärgert, aus der Küche geeilt.
»Nora ! Wo warst du denn ? Ich habe dich angerufen, aber immer nur die Mailbox erreicht.«
Ich hätte mir am liebsten an die Stirn geschlagen. Abendessen um sechs. Ich hatte es vollständig vergessen.
»Es tut mir leid«, sagte ich. »Ich habe mein Telefon in einem der Geschäfte liegen gelassen. Als ich gemerkt habe, dass ich es verloren hatte, war es schon fast Abendessenszeit, und ich musste den ganzen Weg durch die Stadt noch mal zurückgehen. Ich hab’s aber nicht mehr gefunden, ich hatte also kein Telefon mehr. Es tut mir so leid, dass ich dich versetzt habe. Ich hatte einfach keine Möglichkeit, dir Bescheid zu sagen.« Es widerstrebte mir, sie schon wieder anlügen zu müssen. Ich hatte das schon so oft getan, dass man meinen sollte, es käme auf das eine Mal mehr oder weniger auch nicht mehr an, aber das stimmte nicht. Es tat weh, weil ich mich dadurch immer weniger als ihre Tochter fühlte und immer mehr wie Hanks. Mein biologischer Vater war ein erfahrener und unübertroffener Lügner gewesen. Und ich war kaum in einer Position, um das kritisieren zu dürfen.
»Konntest du nicht irgendwo hineingehen und einen Weg finden, mich anzurufen ?«, fragte sie und hörte sich keinen Moment danach an, als glaubte sie meine Geschichte.
»Es kommt nicht wieder vor. Ich verspreche es.«
»Ich nehme nicht an, dass du mit Patch zusammen warst ?« Mir entging der zynische Ton nicht, mit dem sie seinen Namen aussprach. Meine Mutter brachte Patch in etwa so viel Zuneigung entgegen wie den Waschbären, die häufig unser Grundstück verwüsteten. Ich zweifelte nicht daran, dass sie heimlich davon träumte, mit einem Gewehr im Anschlag auf der Veranda zu stehen und darauf zu warten, dass er sich zeigte.
Ich holte tief Luft und schwor mir, dass dies die letzte Lüge sein würde. Wenn Patch und ich das mit dem vorgetäuschten Streit wirklich durchziehen wollten, dann war es am besten, jetzt gleich den Boden dafür zu bereiten. Ich sagte mir, dass, wenn ich Mom und Vee erst einmal geschützt hatte, der Rest ein Kinderspiel sein würde. »Ich war nicht mit Patch zusammen, Mom. Wir haben Schluss gemacht.«
Sie zog die Augenbrauen hoch, schien aber immer noch nicht überzeugt.
»Es ist gerade erst passiert, und nein, ich möchte nicht darüber reden.« Ich ging auf die Treppe zu.
»Nora …«
Ich drehte mich um, und Tränen standen mir in den Augen. Sie waren überraschend gekommen und gehörten nicht zum Schauspiel. Ich erinnerte mich nur an das letzte Mal, als Patch und ich ernsthaft Schluss gemacht hatten, und ein erstickendes Gefühl erdrückte mich, raubte mir den Atem. Die Erinnerung daran würde mich für immer verfolgen. Patch hatte das Beste an mir mitgenommen und ein verlorenes und hohles Wesen zurückgelassen. Ich wollte nie wieder dieses Mädchen sein. Niemals mehr.
Moms Gesichtsausdruck wurde weicher. Sie kam zu mir, strich mir tröstend über den Rücken und flüsterte mir ins Ohr: »Ich liebe dich. Wenn du deine Meinung änderst und doch reden
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