Dein fuer immer
aus und hielt Ausschau nach versunkenen Steinen und anderem verborgenen Geröll. Der Boden war tückisch und uneben, und bei der Geschwindigkeit, mit der ich rannte, konnte jeder Fehltritt verheerende Folgen haben.
»Schneller !«, bellte Dante hinter mir. »Setz die Füße leichter auf, du hörst dich an wie ein Nashorn auf der Flucht. Ich könnte dich sogar mit geschlossenen Augen finden und fangen !«
Ich nahm mir seine Worte zu Herzen und hob die Füße in dem Augenblick wieder, in dem sie den Boden berührten. Bei jedem Schritt achtete ich darauf, konzentrierte mich, um mich so geräuschlos und unauffällig wie möglich zu bewegen. Dante überholte mich mit Leichtigkeit und lief vor mir her.
»Fang mich«, befahl er.
Während ich ihm nachjagte, staunte ich über die Kraft und Beweglichkeit meines neuen Nephilim-Körpers. Unglaublich, wie schwerfällig, langsam und unkoordiniert mein menschlicher Körper im Vergleich dazu gewesen war. Ich war jetzt nicht einfach nur sportlicher, ich spielte in einer vollkommen anderen Liga.
Ich tauchte unter Ästen hindurch, sprang über Pfützen und schoss um Felsbrocken herum, als wäre ich auf einem Hinderniskurs, den ich vor langer Zeit auswendig gelernt hatte. Und während es mir vorkam, als würde ich schnell genug rennen, um demnächst abzuheben und mich in die Lüfte zu erheben, blieb ich doch weit hinter Dante zurück. Er bewegte sich wie ein Tier, mit der Geschwindigkeit eines Raubtiers, das hinter seiner nächsten Beute herjagte. Schon bald hatte ich ihn vollkommen aus den Augen verloren.
Ich verlangsamte meinen Lauf, lauschte angestrengt. Nichts. Im nächsten Moment sprang er aus der Dunkelheit vor mir.
»Das war erbärmlich«, kritisierte er. »Noch einmal.«
Die nächsten zwei Stunden verbrachte ich damit, hinter ihm herzusprinten und denselben Befehl immer wieder zu hören: Noch einmal. Und noch mal. Immer noch nicht richtig – noch einmal.
Ich wollte schon aufgeben – die Muskeln in meinen Beinen zitterten vor Erschöpfung, und meine Lungen fühlten sich an, als wären sie wund gescheuert –, als Dante im Kreis zu mir zurücklief. Er klopfte mir wohlwollend auf die Schulter. »Gute Arbeit. Morgen machen wir mit ein bisschen Krafttraining weiter.«
»Ach ja ? Felsbrocken heben ?«, brachte ich immer noch schnaufend und keuchend heraus.
»Bäume ausreißen.«
Ich starrte ihn an.
»Wir schmeißen sie um«, erklärte er gut gelaunt. »Sorg dafür, dass du ausgeschlafen bist – du wirst es brauchen.«
»Hey !«, rief ich ihm nach. »Sind wir immer noch meilenweit von meinem Haus entfernt ?«
»Fünf, um genau zu sein. Nimm’s als Abkühlung.«
Fünf
Z wölf Stunden später war ich vollkommen steif und hatte Muskelkater vom morgendlichen Training. Die Treppen, die den Muskeln am meisten Kummer zu bereiten schienen, kroch ich nur noch vorsichtig hinauf und hinunter. Aber die Erholung würde warten müssen; Vee wollte mich in zehn Minuten abholen, und ich lief immer noch in dem Jogginganzug herum, in dem ich den ganzen Tag herumgehangen hatte.
Patch und ich hatten beschlossen, unseren Streit heute öffentlich auszutragen, damit es keine Zweifel mehr über den Status unserer Beziehung gab: Wir hatten uns getrennt und standen jetzt stramm auf gegenüberliegenden Seiten in diesem heraufziehenden Krieg. Wir hatten uns auch dafür entschieden, unsere Szene im Devil’s Handbag aufzuführen, weil wir wussten, dass es ein beliebter Nephilim-Treffpunkt war. Zwar wussten wir nicht, wer mich angegriffen hatte oder ob sie heute Abend dort sein würden, aber Patch und ich waren uns sicher, dass die Nachricht von unserer Trennung sich schnell verbreiten würde. Hinzu kam, dass der Barkeeper, der diesen Abend Nachtschicht hatte, ein leicht reizbarer Rassist war. Er war davon überzeugt, dass die Nephilim allen anderen Rassen überlegen waren – was für unseren Plan lebenswichtig war, wie Patch mir versichert hatte.
Ich schlüpfte aus meinen bequemen Sachen in ein Strickkleid mit Zopfmuster, Strumpfhosen und Stiefeletten. Mein Haar drehte ich zu einem tief hängenden Knoten zusammen und schüttelte noch ein paar Strähnen heraus, die mein Gesicht umrahmten. Ausatmend starrte ich auf mein Spiegelbild und zwang mich zu einem Lächeln. Alles in allem sah ich nicht schlecht aus für ein Mädchen, das im Begriff war, sich in einen verheerenden Streit mit der Liebe seines Lebens zu stürzen.
Die Konsequenzen des Streits von heute Abend werden nur ein paar Wochen
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