Dein fuer immer
hat ?«
Marcie und ich drehten uns um und sahen uns einer älteren Frau gegenüber, die auf dem Bürgersteig stand. Sie hatte rosafarbene Pantoffeln an den Füßen, rosafarbene Lockenwickler im Haar und einen kleinen schwarzen Hund am Ende einer Leine.
»Wir suchen Dante«, sagte ich. »Sind Sie eine Nachbarin ?«
»Ich bin Anfang des Sommers mit meiner Tochter und ihrem Mann hierhergezogen. Direkt da unten«, sagte sie und zeigte hinter sich. »Mein Mann, John, Gott hab’ ihn selig, ist ja von uns gegangen, und so war es entweder ein Altersheim oder das Haus meines Schwiegersohns. Allerdings macht er nie den Toilettendeckel herunter«, informierte sie uns.
Was labert die da ?, fragte mich Marcie in Gedanken. Und hallo, dieser Hund braucht dringend ein Bad, das rieche ich von hier aus.
Ich setzte ein nachbarschaftlich-freundliches Lächeln auf und ging die Stufen der Veranda hinunter. »Ich bin Nora Grey. Der junge Mann, der hier wohnt, ist ein Freund von mir, Dante Matterazzi.«
»Matterazzi ? Wusste ich’s doch ! Ich wusste, dass er Italiener ist. So ein Name, der schreit doch förmlich Italien. Die überschwemmen uns hier«, sagte die Frau. »Ehe man sichs versieht, teilt man sich eine Gartenmauer mit Mussolini selbst.« Als wollte er das unterstreichen, bellte der Hund zustimmend.
Marcie und ich wechselten einen Blick, und Marcie verdrehte die Augen. Ich sagte zu der Frau: »Haben Sie Dante heute schon gesehen ?«
»Heute ? Warum hätte ich ihn heute sehen sollen ? Ich habe dir doch gesagt, dass er ausgezogen ist. Vor zwei Tagen. Mitten in der Nacht, wie man es nicht anders von einem Italiener erwartet hätte. Hinterhältig und verschlagen wie die sizilianische Mafia. Der führt nichts Gutes im Schilde, das lasst euch gesagt sein.«
»Sie müssen sich irren. Dante wohnt noch hier.« Ich versuchte, einen freundlichen Ton beizubehalten.
»Ha ! Der Junge ist erledigt. Hat sich immer von allen ferngehalten und war so aufgeschlossen, wie die eben sind. Vom ersten Tag an, wo er eingezogen ist, war das so. Man konnte schon froh sein, wenn er überhaupt gegrüßt hat. So ein Heimlichtuer hier in unserer respektablen Gegend, das passte einfach nicht. Er ist ja auch nur einen Monat geblieben, und ich kann nicht behaupten, dass es mir leidtut, dass er weg ist. Es müsste Gesetze gegen Mieter in dieser Gegend geben, so wie die die Immobilienpreise runterziehen.«
»Dante war kein Mieter. Ihm gehört dieses Haus, seine Freunde haben es ihm vermacht.«
»Hat er euch das erzählt ?« Sie schüttelte den Kopf und starrte mich mit ihren scharfen blauen Augen an, als wäre ich der größte Schwachkopf, den die Welt je gesehen hatte. »Dieses Haus gehört meinem Schwiegersohn, es ist seit Jahren im Besitz seiner Familie. Normalerweise wurde es nur den Sommer über vermietet, damals, vor der Wirtschaftskrise. Damals, als man noch ein bisschen was am Tourismus verdienen konnte. Jetzt müssen wir an italienische Mafiagangster vermieten.«
»Sie müssen sich irren«, setzte ich noch einmal an.
»Informiert euch beim Katasteramt ! Die lügen nicht. Was man von zwielichtigen Italienern nicht behaupten kann.«
Der Hund lief inzwischen um die Beine der Frau herum und fesselte sie mit der Leine. Ab und zu blieb er stehen und bedachte Marcie und mich mit einem warnenden, kehligen Knurren. Dann wandte er sich wieder seinem Schnuppern und Im-Kreis-Rennen zu. Die Frau entfesselte sich und schlurfte den Bürgersteig entlang.
Ich starrte ihr nach. Dante gehörte dieses Haus. Er hatte es nicht gemietet.
Eine schreckliche Frage engte meine Brust ein. Wenn Dante tatsächlich weg war, wie würde ich an weitere Teufelskraft kommen ? Ich hatte fast keine mehr. Mein Vorrat reichte nur noch für einen Tag, zwei vielleicht, wenn ich ihn einteilte.
»Nun, irgendwer lügt hier«, sagte Marcie. »Ich glaube, sie ist es. Alten Frauen traue ich grundsätzlich nicht. Ganz besonders nicht den schrulligen.«
Ich hörte sie kaum. Ich versuchte es auf Dantes Handy, betete, dass er abnahm, erreichte aber nichts. Nicht einmal seine Mailbox.
Während ich Marcie half, ihre Einkaufstüten ins Haus zu schleppen, kam meine Mutter nach unten, um uns zu begrüßen. »Einer deiner Freunde hat das hier abgegeben«, sagte sie und hielt mir einen großen braunen Briefumschlag hin. »Er hat gesagt, er hieße Dante ? Sollte ich ihn kennen ?«, fragte sie misstrauisch.
Ich versuchte, nicht zu gierig auszusehen, als ich mir den Umschlag schnappte. »Er ist
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