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Dein Gesicht morgen 03 - Gift und Schatten und Abschied

Dein Gesicht morgen 03 - Gift und Schatten und Abschied

Titel: Dein Gesicht morgen 03 - Gift und Schatten und Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Marias
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war schwierig, denn sie war auch fähig, vorauszusehen, wann und wo ich mich vorsätzlich und vorausschauend von ihren von mir vorausgesehenen Voraussagen entfernen würde. So könnten wir uns am Ende gegenseitig neutralisieren, und unser Gespräch hätte weder Wahrheit noch Sinn, ebenso wenig wie alles andere, was wir tun würden. Wenn die Kräfte gleich sind, dann ist es an der Zeit, die Waffen niederzulegen: dann wird die Lanze abgeworfen und der Schild gesenkt, um ihn im Gras abzulegen, das Schwert in den Boden gerammt und der Helm auf den Knauf gehängt. Es war besser, wenn ich mich entspannte und nicht versuchte, vorzugreifen, schon gar nicht, gegen mich vorzugehen; besser, ich verhielt mich nicht künstlich und trank weiter aus meinem Glas, unbesorgt, in aller Ruhe, mit dem Wissen, daß es letztendlich in meiner Hand lag, ›ja‹ oder ›nein‹ zu antworten und noch immer das Gespräch zu führen.
    »Broccoli, Saltzman, Pevsner, alles ausländische Namen, ich meine, keine britischen. Das ist auffallend, nicht? Ein wenig seltsam, daß die Bond-Produzenten deutschen oder italienischen Ursprungs sind.« Und während ich antwortete, nahm ich einen Schluck, ich gab meiner onomastisch-geographischen Neugier nach und drängte sie nicht, zur Sache zu kommen. Wahrscheinlich waren auch die Angehörigen dieser vermögenden Familien künstliche Engländer. Bei all den möglichen Gründen kamen wirklich einige zusammen. »Auch wenn sie eingebürgert oder hier geboren sind. Sie klingen nach falschen Briten.«
    »Na ja, das ist doch normal, ich weiß nicht, was du mit ›falsch‹ überhaupt sagen willst. Man hat die irrige Vorstellung, es gebe hier nicht viel Vermischung oder die Anwesenheit von Ausländern sei etwas ganz Neues, Leute wie dieser Abramovich, der sich Chelsea unter den Nagel gerissen hat, und dieser Al Fayed und andere millionenschwere Araber. Aber Großbritannien ist seit Jahrhunderten voller nicht-englischer Namen. Nimm Tupra, nimm mich, nimm Rendel oder dich selbst. Der einzige von uns, dessen Name nicht von draußen kommt, ist Mulryan, und der sieht ganz nach einem Iren aus.«
    »Aber ich bin kein Engländer, ich zähle nicht«, sagte ich. »Ich bin in jeder Hinsicht Spanier und nur vorübergehend hier. Das glaube ich jedenfalls, so fühle ich mich, aber wer weiß, ob ich am Ende nicht doch hier bleibe. Und du bist es nur zur Hälfte, nicht wahr? Britin, meine ich. Dein Vater ist Spanier. Nuix ist katalanisch, nehme ich an.« Ich sprach den Namen aus, wie es sich gehörte, nicht wie auf Spanisch, sondern als würde er ›Nush‹ geschrieben. Die Engländer dagegen nannten sie ›Niux‹, wie ich beobachtet hatte, das heißt so, als würden sie ihren Namen ›Nukes‹ schreiben.
    »Er war in der Tat Spanier, jetzt ist er es nicht mehr«, antwortete die junge Nukes. »Aber ich bin gar nichts zur Hälfte, sondern nur Engländerin. So wie Michael Portillo das sein mag, der Politiker, du weißt schon, er wäre beinahe Kandidat der Torys für den Posten des Premierministers geworden, sein Vater war ein Flüchtling aus dem Bürgerkrieg. Und dann wurde dieser Howard zum Kandidaten gekürt, der seinen Namen geändert hat, aber von der Herkunft her Rumäne ist. Und in Irland gab es schon vor vielen Jahren einen Präsidenten mit eindeutig spanischem Namen, De Valera, der so nationalistisch war wie irgendein O’Reilly, er ging aus der Sinn Féin hervor, das mußt du dir mal vorstellen. Dann sind da die Kordas, die jahrzehntelang die Filmindustrie des Landes beherrscht haben, und der Maler Freud und dieser Musiker, Finzi, und der Dirigent Sir John Barbirolli und dieser Filmemacher, der den Film The Full Monty gedreht hat, ich weiß nicht mehr, ob er Cattaneo oder Cataldi hieß. Dann gibt es noch Cyril Tourneur, den Zeitgenossen Shakespeares, und die Dichter Dante und Christina Rossetti und Byrons unheimlichen Freund, Doktor John Polidori, und Joseph Conrad mit seiner Prosa, er hieß eigentlich Korzeniowski. Gielgud war ein litauischer oder polnischer Name, und niemand hat je auf der Bühne ein besseres Englisch rezitiert; Bogarde war Holländer, und dann war da auch der alte Schauspieler Robert Donat, der Mr. Chips spielte, sein Name war eine Abkürzung von Donatello, glaube ich. Es gab angesehene Verleger wie Chatto und Victor Gollancz und den Buchhändler Rota. Du hast Lord Mountbatten, der ursprünglich Battenberg hieß, und sogar die Rothschilds. Von den Hannoveranern ganz zu schweigen, die Jahrhunderte hier

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