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Dein Gesicht morgen / Fieber und Lanze

Dein Gesicht morgen / Fieber und Lanze

Titel: Dein Gesicht morgen / Fieber und Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Marías
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Krimiautoren wie Ellery Queen und Agatha Christie, Van Dine und Van Gulik, Woolrich, Highsmith und Dexter und natürlich Conan Doyle, Simenon und Chesterton gesehen zu haben, ich kannte die Namen durch meinen Vater – ungleich spekulativer als ich –, nicht direkt ihre Schöpfungen (außer Sherlock Holmes und Maigret, die zum allgemeinen Grundwissen gehören). Vielleicht hatte ich Glück – brennend die Neugier, hat sie uns erst einmal erfaßt –, und unter ihnen befand sich auch Fleming, obwohl er nicht eigentlich ein Krimiautor war, ich stelle mir vor, daß alle Vorgenannten wahrscheinlich nur ein verächtliches Lächeln für ihn übrig hatten, es gibt immer auch Plebejer für die Plebejer und auch immer Parias für die Parias (Rätsel der Unersättlichkeit, nehme ich an). Ich verharrte einige Sekunden lang unschlüssig. Wenn ich jetzt die beiden Stockwerke hinaufstieg, lief ich größere Gefahr, Wheeler oder Frau Berry aufzuwecken, aber ich würde sie später in jedem Fall hinaufsteigen müssen, um ins Bett zu gehen (wenn ich auch nicht hinunter- und wieder hinaufgehen müßte), und der Lärm der alten Schreibmaschine, die ich munter benutzt hatte, war bereits eine beträchtliche Gefahr gewesen, wurde mir klar. Ich wußte nicht recht, ob ich vorher etwas Ordnung im Durcheinander des Arbeitszimmers schaffen sollte; aber ich wollte mir noch eine Weile dieses Doppelte Tagebuch ansehen, das skurrile Nachrichten und unbekannte Texte meines jungen, sehr jungen Vaters enthielt, die er geschrieben hatte, als er nicht ahnte, daß die rot gedruckten den Krieg verlieren würden oder daß ihn nach der Niederlage sein bester Freund verraten würde, mit Hilfe eines anderen Individuums, das ihn nicht einmal kannte – vielleicht angeheuert für diesen Streich, vielleicht bereit, nur zu gern eine Unterschrift zu leisten und sich auf diese Weise in den Augen der franquistischen Sieger Verdienste zu erwerben –, oder daß deshalb seine hauptsächlichen Berufungen oder Bestrebungen, die Lehrtätigkeit und die spekulative, zunichte werden würden. Also verließ ich die Rumpelkammer, in die ich das Arbeitszimmer verwandelt hatte, noch ohne Abhilfe zu schaffen, und stieg langsam und vorsichtig die Treppe hinauf, wie ein Eindringling oder ein Spion oder ein burglar (es gibt kein spezifisches Wort dafür in meiner Sprache, für den Typ des Diebes, der sich in Häuser einschleicht), ich umklammerte das Geländer, wie Peter es getan hatte, mein Gleichgewicht war nicht vollkommen, ich war ganz schön bedient, ich meine, mit den letzten einsam genossenen Whiskys hatte ich mich ansatzweise und unbedacht in einen Nacheiferer der »Flasche« verwandelt.
    Trotz meiner Vorsichtsmaßnahmen machte ich mehr und mehr Lichter an, es wäre schlimmer gewesen, wegen mangelnder Sicht bei meinen trunkenen, stillen Schritten zu stolpern und sehr viel mehr Stufen herunterzufallen als der Aschenbecher. Es war eine gute Sammlung von Kriminalromanen, die Wheeler da besaß, umfangreicher als ich sie in Erinnerung hatte, er war zweifellos ein großer Liebhaber, vertreten waren auch Stout, Gardner und Dickson, MacDonald (Philip) und Macdonald (Ross), Iles und Tey und Buchan und Ambler, die beiden letztgenannten gehörten eher zur Unterabteilung Spione oder so kam es mir vor – all diese Namen kannte ich ebenfalls durch meinen Vater –, also bestand Hoffnung, Fleming dort zu finden, und sie erfüllte sich, als ich begriff, daß die Ordnung alphabetisch war, und die Suche gezielter anging: ich brauchte nicht lange, um die Buchrücken der vollständigen Reihe mit den berühmten Missionen des Commanders Bond zu entdecken, sogar eine Biographie seines Schöpfers war vorhanden. Ich zog From Russia with Love heraus, es schien eine Erstausgabe zu sein, wie die übrigen Bände, alle mit abgegriffenen Umschlägen, und als ich die Seite suchte, um dies festzustellen, sah ich, daß das Exemplar eine handschriftliche Widmung des Autors für Wheeler enthielt, sie hatten sich also gekannt, Flemings eigenhändige Worte erlaubten nicht, auf mehr zu schließen, das heißt, daß sie Freunde gewesen wären: » To Peter Wheeler who may know better. Salud! From Ian Fleming 1957 «, das Erscheinungsjahr des Buches. » Who may know better «, der Satz, so kurz er war, kam sehr vieldeutig daher – zum Teil gerade deshalb – und konnte unterschiedlich übersetzt und sogar verstanden werden: »der mehr wissen mag«, »der vielleicht besser unterrichtet ist«, »der

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