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Dein Gesicht morgen: Tanz und Traum (German Edition)

Dein Gesicht morgen: Tanz und Traum (German Edition)

Titel: Dein Gesicht morgen: Tanz und Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Marías
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Bedeutung, wenn man so tut, als sei nichts Außergewöhnliches an seinem außergewöhnlichen Verhalten, dann kann man damit am Ende Erfolg haben, so simpel funktioniert die schläfrige oder passive Mehrheit, besonders hilfreich sind herausgenommene und nicht abgewehrte Vertraulichkeiten, doch weder sie noch ich, noch Tupra oder Wheeler waren Teil der Mehrheit, vielmehr gehörten wir zu denen, die nicht locker lassen, die sich weder blenden lassen noch jemals ganz den Faden verlieren oder die eigenen Ziele, nur zum Teil oder zum Schein. Sie schlug erst ein wenig später die Beine übereinander, so als sei die Unentschlossenheit ihrer Reißverschlüsse nur vereinbar mit parallelen, einen rechten Winkel bildenden Extremitäten, ihnen ließ sie nicht das Handtuch angedeihen, das ich ihr sogleich geliehen hatte (sie trug schattierte Strümpfe, weder dunkel noch durchsichtig, ich sah eine aufgegangene Masche, sie würde sich bald zu einer Laufmasche auswachsen, obwohl es Winterstrümpfe waren), sie führte es zum Gesicht, zu den Händen, zum Hals, zum Nacken, dieses Mal nicht zu den Seiten und auch nicht zu den Achseln oder zur Brust, nichts davon war sichtbar. Der Oberschenkel war derselbe, den ich zuvor flüchtig gesehen hatte, als sich auf der Straße, in der Entfernung, die Schöße des Mantels geöffnet hatten, nur daß es jetzt beide waren, die ich der Gewohnheit gemäß als ein Ganzes erfaßte, ein guter Vorwand, den zu ihren Füßen ausgestreckten Hund zu betrachten, ein noch besserer, mich hinunterzubeugen, um ihn zu streicheln, ich dachte an De la Garza während des kalten Abendessens bei Wheeler, De la Garza, der sich auf einem sehr niedrigen Puff zum Zwerg gemacht hatte, um die hemmungslosen Schenkel von Beryl Tupra zu inspizieren, unter ihrem kurzen Rock (von wegen unter: eher außerhalb von ihm, oder es waren nicht Schenkel, wonach er spähte). Der, den Pérez Nuix trug, war bei weitem nicht so kurz, obwohl er etwas oder ziemlich hochrutschte, wenn sie sich setzte; und ich würde natürlich nicht zu diesen kindischen Tricks greifen, spionieren ist grundsätzlich nicht mein Stil, zumindest nicht mit Absichten, und hier hätte es sie gegeben – ein Rest Diskretion von mir, womöglich.
    »Was für eine Nacht, es ist, als hätte der Regen die Herrschaft über die Welt angetreten«, sagte sie noch einmal oder etwas Prosaischeres, das dem gleichkam, und das hieß, daß sie am Ende war mit jeder Einleitung und den Ablenkungsmanövern und der aufschiebenden Manipulation der Reißverschlüsse (sie waren hochgezogen, wenn auch nicht bis ganz zum Ende) und des Handtuchs, sie hatte es noch in der Hand, sie hielt es zusammengedrückt auf dem Sofa, so wie man ein gebrauchtes Taschentuch behält, das man jeden Augenblick erneut benötigen kann, man weiß nie, ob noch was kommt, beim Niesen. Sie zeigte ziemlich viel Bein, und sie mußte sich dessen eigentlich bewußt sein, aber in ihrer Haltung wies nichts darauf hin – es war nicht deutlich –, daß sie es wußte, und man sollte immer eine Spur Zweifel zulassen in bezug auf das, was nicht völlig eindeutig ist, so klar man es auch zu sehen glaubt. ›Darin ist sie sehr schlau‹, dachte ich. ›So sehr, daß sie unmöglich nicht merken kann, was sie zeigt, doch ihre absolute Natürlichkeit – sie ist weder schamlos noch exhibitionistisch – leugnet zugleich jede Bewußtheit, sogar jede Bedeutsamkeit, wie damals morgens in ihrem Büro, als sie etliche Sekunden lang nicht ihren Oberkörper bedeckte – oder es waren nicht viele, sie dauerten nur – und ich daraus den Schluß zog, das sie mich nicht verwarf: weiter nichts, ich machte mir keine Hoffnungen, ich glaube nicht, daß ich in dieser Hinsicht eingebildet bin, und es existiert noch immer ein Abgrund zwischen dem Begehren und der Nicht-Zurückweisung, zwischen der Bejahung und der Ungewißheit, zwischen dem freien Entschluß und der reinen Absichtslosigkeit, zwischen einem »ja« und einem »kann sein«, zwischen einem »jetzt« und einem »wir werden sehen« oder es ist weniger als das, es ist ein »ach ja« oder ein »aha« oder es ist nicht einmal gedacht, ein Limbus, eine Leere, ein Vakuum, ich ziehe es nicht in Betracht, es fällt mir nicht ein, es ist mir nicht einmal durch den Kopf gegangen. Doch bei dieser Arbeit lerne ich, alles zu fürchten, was durch das Denken hindurchgeht, und sogar das, was das Denken noch nicht weiß, denn ich sehe fast immer, daß alles schon da war, irgendwo, bevor es zu

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