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Dein Gesicht morgen: Tanz und Traum (German Edition)

Dein Gesicht morgen: Tanz und Traum (German Edition)

Titel: Dein Gesicht morgen: Tanz und Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Marías
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so beharrlichen Regen gefolgt war, ohne sich entschließen zu können, mich anzusprechen, noch dazu mit einem durchnäßten, schutzlosen Hund, den sie hinter sich her zerrte oder von dem sie gezogen wurde. Ich stellte mir die Frage nicht: ich wußte es, als ich ihre Stimme durch die Sprechanlage erkannte und ihr von oben die Haustür öffnete, damit sie heraufkommen und mit mir sprechen konnte, das hatte sie angekündigt: »Ich weiß, es ist etwas spät, aber ich müßte mit dir sprechen. Es wird nicht lange dauern, nur einen Augenblick« (sie hatte es in meiner Sprache gesagt und mich ›Jaime‹ genannt: genau wie Luisa, wenn sie gekommen wäre). Und ich wußte es, als ich hörte, wie sie eine nach der anderen und ohne Eile die Stufen heraufkam mit ihrem nassen Pointer, und hörte, wie dieser das Wasser abschüttelte, endlich in Sicherheit und endlich mit Sinn (ohne daß der unbegreifliche, hartnäckige Himmel es wieder erneuerte): Sie hielt kurz inne auf den falschen Treppenabsätzen oder minimalen Windungen meiner eckenlosen oder stets gekrümmten Treppe, die, wie fast alle englischen Treppen, mit ihrem Teppichbelag bedeckt war, um das Wasser aufzufangen, das wir uns hier alle abschütteln, so viele Regentage und zahlreicher noch die Nächte; und ich hörte auch, wie Pérez Nuix ihren zugeklappten Regenschirm schüttelte, er würde nicht länger ihr Gesicht verdecken, und vielleicht nutzte sie jede kleine Pause und jedes Erschauern des Tieres, um es sich eine Sekunde lang in einem kleinen Spiegel anzusehen – Augen, Kinn, Haut oder Lippen – und sich ein wenig das Haar zu richten, das immer feucht wird, ungeachtet jedes Schutzes (ich hatte noch nicht gesehen, ob sie es außerdem mit einem Hut oder einem Tuch oder einer Kappe oder einer schief aufgesetzten, affektierten Baskenmütze bedeckte, vielleicht hatte ich ihren Kopf nie außerhalb des Büros und unseres namenlosen Gebäudes gesehen). Und ich hatte es auch gewußt, als ich noch nicht wußte, daß sie sie war oder wer sie war, als sie nur eine ortsfremde oder käufliche oder verirrte oder exzentrische oder hilflose oder blinde Frau auf den leeren Straßen war, mit Mantel und Stiefeln und einem angenehmen Oberschenkel, den ich einen Augenblick flüchtig sah (oder es war nur meine Einbildung, das unverbesserliche desideratum eines ganzen Lebens, tief verwurzelt seit der Jugend, das später nicht müde wird und sich nicht zurückzieht, wie ich sehe), als sie sich hinunterbeugte, um den Hund zu streicheln und ihm etwas zuzuflüstern. ›Soll sie sich doch nähern‹, hatte ich gedacht, als ich jäh stehengeblieben war und mich umgedreht und sie angeschaut hatte, ›falls sie etwas von mir will oder mir gefolgt ist. Ihre Sache. Wenn sie es getan hat oder noch immer tut, dann wohl nicht umsonst, um dann nicht mit mir zu sprechen.‹ Und es hatte in der Tat seinen Grund gehabt, sie wollte mit mir sprechen und mich bitten.
    Ich schaute auf die Uhr, ich schaute mich um, für den Fall, daß die Wohnung zu große Unordnung aufwies, obwohl es sie nie gegeben hat an meinen Wohnorten (aber aus ebendiesem Grund überprüfen wir Ordentlichen die Ordnung jedesmal, wenn jemand uns besuchen kommt). Es war etwas spät für England, allerdings, aber nicht für Spanien, dort dürften sich viele Leute auf den Weg zum Abendessen machen oder zwischen verschiedenen Restaurants zögern, in Madrid begannen die abendlichen Vergnügungen, und Nuix war halb Spanierin oder nicht ganz, vielleicht ging Luisa gerade jetzt aus, um einen langen Abend mit ihrem möglichen vergnügungssüchtigen Galan zu verbringen, der weder etwas von meinen Kindern wissen wollen noch jemals vorhaben würde, einen Fuß über die Schwelle zu setzen (auch nicht – er sei gesegnet – meinen Platz einzunehmen). Ihre Sache, hatte ich unter den endlosen Lanzen des Wassers gedacht, und ihre Sache, sagte ich mir erneut, während ich meine Tür aufhielt und auf ihr Kommen wartete, sie keuchte ein wenig beim Treppensteigen und Stehenbleiben, sie war ziemlich viel gelaufen, sie war es, nicht nur der Hund, ich konnte beide unterscheiden, mir war es ebenso ergangen vor einer Weile, beim Hinaufgehen und auch noch oben – zwei Minuten, um wieder zu Atem zu kommen –, ich war sehr lange über die Plätze und durch die leeren Straßen und an den Denkmälern vorbei gelaufen. Ihre Sache, denkt man fälschlicher- oder unvollständigerweise, oder seine Sache, wenn jemand sich anschickt, uns um etwas zu bitten. Auch meine

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