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Dein goettliches Herz entflammt

Dein goettliches Herz entflammt

Titel: Dein goettliches Herz entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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Leuchter an der Wand befestigt, die jedoch nicht zu funktionieren schienen.
    In einer Ecke stand eine hohe Kommode und an der Wand mit dem Kamin entdeckte ich den dazu passenden Frisiertisch mit einem Spiegel. Ich ging zu dem Frisiertisch, weil mir dort etwas ins Auge gefallen war: Ein Totenschädel, der auf einem Bett aus bunten, für den Karneval in New Orleans typischen Mardi-Gras-Ketten lag und einen schwarzen Zylinder auf dem Kopf trug. Er sah verdammt echt aus. Zwischen den Zähnen steckte eine alte Zigarre. Ich musste schlucken. Auf dem Frisiertisch lagen noch einige andere Dinge – ein Handspiegel und eine Haarbürste aus Silber, eine kleine Schmuckschatulle und eine leere Weinflasche, in deren Hals eine Kerze steckte.
    Der Spiegel über der Frisierkommode war fast blind und in der rechten Ecke gesprungen. Das Spiegelbild, das mir entgegenstarrte, wirkte seltsam verloren. Ein Zustand, den ich gar nicht abstreiten konnte. Nicht einmal im Traum hätte ich daran gedacht, hinter den Wall zu gehen. Sicher, es gab Leute, die nach New 2 reisten – Touristen, die sich die Stadt ansehen oder Mardi Gras feiern wollten, Wissenschaftler, die auf der Suche nach dem Übersinnlichen waren –, aber für die meisten kam es überhaupt nicht infrage.
    Ich ging zum Fenster und starrte nach unten in den wild überwucherten Garten. In der linken Ecke stand eine riesige Eiche, die völlig unter Kletterpflanzen und den langen grauen Ranken des Spanischen Mooses begraben war. Den Rasen bedeckte ein Teppich aus verwelkten Blättern und kleinen violetten Blumen. Die Statue eines Engels, der Gesicht und Hände Richtung Himmel reckte und nur noch einen Flügel hatte, war teilweise mit grünen Flechten überzogen. Plötzlich lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Unter dem Teppich aus Blättern bewegte sich etwas.
    »Ich hab euch was mitgebracht!«, rief jemand von unten. Dann hörte ich Schritte und Stimmen.
    Crank steckte den Kopf durch die offene Tür. »Henri ist wieder da.«
    Ich stellte meinen Rucksack und den Schuhkarton neben die Frisierkommode auf den Boden und folgte Crank nach unten. Doch auf der Hälfte der Treppe blieb ich wie angewurzelt stehen, klammerte mich an das eiserne Geländer und starrte die Gruppe in der Eingangshalle an.
    Ein Junge, von dem ich annahm, dass es Henri war, hielt eine große Tüte mit Orangen in der Hand. Crank und zwei weitere Kinder umringten ihn. Den dünnen roten Bartstoppeln auf seinen Wangen und dem Kinn nach zu urteilen, musste Henri in meinem Alter oder ein wenig älter sein. Seine langen Haare waren dunkelrot und am Hinterkopf zusammengebunden. Doch es waren seine Augen, die meinen Atem stocken ließen. Sie waren nicht normal, genau wie meine. Die Farbe der Iris sah aus wie Haselnussbraun, doch sie waren zu hell, zu gelb, um normal zu sein. Oder bildete ich mir das nur ein?
    Jemand stach ein Messer in die Tüte und ein paar Orangen fielen heraus und landeten auf dem Boden. Lautes Gelächter brach aus. Crank und die beiden anderen bückten sich, um die Früchte einzusammeln.
    Das kleinste Kind ging in die Knie, griff sich eine Orange und drehte dann den Kopf, um mich anzusehen. Es war ein Mädchen, klein und zierlich gebaut, fast mager, mit großen dunklen Augen, die tief in den Höhlen lagen. Ihr winziges, ovales Gesicht war, mit Ausnahme ihrer zartrosa Lippen, sehr bleich. Die struppigen schwarzen Haare trug sie zu einem Pagenkopf geschnitten, dessen Spitzen sich unter ihrem Kinn ringelten. Auf ihrer Brust lag eine goldene Mardi-Gras-Maske, die an einem Faden um ihren Hals hing.
    Das Mädchen lächelte und ich sah eine Reihe winziger weißer Zähne mit zwei sehr kleinen, aber dennoch deutlich ausgeprägten… Fangzähnen.
    Mein Herzschlag setzte für einen Moment aus. Ich riss meinen Blick von dem kleinen Mädchen los.
    Reiß dich zusammen, Ari.
    Plötzlich wurde es ganz still. Alle starrten. Auf mich. Mein Herz raste. Ganz langsam nahm ich die Hand vom Geländer, drehte mich um und ging steif wie ein Stock wieder nach oben.
    Was zum Teufel hatte ich hier zu suchen?
    In New 2 gab es eine Menge schräger Typen. Das hatte ich gewusst, als ich hergekommen war, aber das…
    Erst als ich in meinem Zimmer war und zu meinem Rucksack ging, hörte ich die anderen miteinander flüstern. Einen Augenblick später knarrten Schritte auf der Treppe.
    »Crank meinte, du suchst nach Informationen«, sagte Henri, während er sich an den Türpfosten lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte.
    Ich

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