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Dein goettliches Herz entflammt

Dein goettliches Herz entflammt

Titel: Dein goettliches Herz entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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den schwertschwingenden Verrückten denken. Ich biss mir so fest in die Wange, dass ich warmes, nach Eisen schmeckendes Blut auf meiner Zunge spürte. »Wer sucht nach mir?«
    »Die Novem.«
    »Ja«, sagte ich, während ich zwei und zwei zusammenzählte, »sie haben auch schon versucht, mich umzubringen. Aber ein zweites Mal kommen sie nicht mehr so nah an mich ran.«
    Er runzelte die Stirn. »Die Novem wollen dich nicht umbringen.«
    Crank ging um mich herum und sprang auf einen langen Tisch, der an der Wand stand. Sie setzte sich hin und baumelte mit den Beinen. »Er hat recht.«
    Ich schüttelte den Kopf, weil ich jetzt gar nichts mehr verstand. »Woher willst du das denn wissen?«
    »Weil Sebastian mein Bruder ist und weil er alles weiß, was in New 2 vor sich geht. Das ist sein Job.« Ich zog eine Augenbraue hoch und wartete darauf, dass der Junge es zumindest bestätigte, doch er sagte kein Wort. »Bas arbeitet für die Novem. Sie bezahlen ihn dafür, dass er Botengänge macht, Informationen beschafft und so.« Crank drehte ihre Schiebermütze herum, sodass das Schild in ihrem Nacken saß. »Wer ist wirklich hinter dir her, Ari? Hat das was mit dem blutigen Schwert in deinem Rucksack zu tun?«
    Langsam schloss ich die Augen und zählte bis fünf. Ich hatte einen Mann getötet. Hatte miterlebt, wie er einfach verschwand. Ich hatte ein kleines Mädchen mit Fangzähnen gesehen. Und jetzt waren vielleicht auch noch die Novem hinter mir her. Oder auch nicht. Ich tippte eher auf »waren hinter mir her« als auf »oder auch nicht«, egal, was Crank gerade gesagt hatte.
    Wie zum Teufel war ich in diesen Schlamassel geraten? Nein, es war nicht mein Schlamassel, es war der meiner Mutter. Plötzlich war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich die Wahrheit überhaupt noch wissen wollte. Ich zog mein Handy aus der Hosentasche. Bruce würde mich abholen. Er würde zwar vor Wut schäumen, aber er würde kommen.
    »Mobiltelefone funktionieren in New 2 nicht«, erklärte Henri, der hinter mir stand.
    Ich warf einen Blick auf das Display. Kein Netz. »Also gut. Gibt es hier irgendwo ein Telefon oder einen Münzapperat, den ich benutzen kann?«
    »Immer diese Neulinge«, murmelte ein Junge, der ungefähr in Cranks Alter war, und setzte sich auf die Treppe, um seine Orange zu schälen. Er sah so seltsam aus, dass es mich für eine Sekunde ablenkte. Hellbraune Haut. Grüne Augen. Und einen kurz geschnittenen blonden Afro. Sogar seine Augenbrauen waren blond.
    »Ohne Geld oder Beziehungen gibt es hier weder Telefon noch Internet. Hier gibt es nichts, nur fließendes Wasser, Strom und Postläufer«, meinte Henri. »Willkommen in New 2.«
    »Ari wurde im Charity Hospital geboren. Sie sucht nach den Unterlagen über ihre Geburt. Du kannst ihr doch dabei helfen, nicht wahr, Bas?«, fragte Crank ihren Bruder.
    Sebastian nahm seinen Rucksack und vermied es, mir in die Augen zu sehen. »Nein. Sie sollte wieder nach Hause fahren.« Er ging die Treppe nach oben.
    Crank schnappte nach Luft, niemand sagte etwas. Das einzige Geräusch waren Sebastians langsame Schritte auf den Stufen.
    Mein Blick wanderte von der Haustür zur Treppe. Ich stöhnte laut, weil ich einfach nicht glauben konnte, dass ich diesem Charmebolzen gleich hinterherrennen würde.
    Ich lief die Treppe hoch und holte Sebastian oben auf der Galerie ein. »Hey, wart mal eine Sekunde.« Er blieb stehen und drehte sich halb zu mir um. »Wenn du etwas weißt… wenn du weißt, warum diese Leute hinter mir her sind …«
    Ich bin eins dreiundsiebzig groß und damit eigentlich nicht so viel kleiner als Sebastian, aber sein finsterer Blick ließ mich irgendwie schrumpfen. Der Typ verriet mit keinem Muskelzucken, was er dachte. Er blickte kurz zu den anderen, die uns bis zur Hälfte der Treppe gefolgt waren. Sein Mund wurde schmal, dann beugte er sich zu mir und flüsterte: »Jemand hat vor ein paar Stunden die Novem angerufen und ihnen gesagt, wie du heißt und wie du aussiehst … alle Boten und sämtliche Leute, die für die Novem arbeiten – das ist praktisch jeder in dieser Stadt – sollen nach dir suchen.«
    Dr. Giroux. Er musste der Anrufer gewesen sein. Aber warum? »Und du arbeitest auch für sie.«
    »Sie wollen nur mit dir reden. Niemand hat gesagt, dass sie dir etwas tun wollen, daher habe ich auch absolut keine Ahnung von dieser Sache mit dem Schwert, über die Crank geredet hat. Und ja, ich arbeite für sie. Was aber nicht heißt, dass ich immer alles mitkriege.«
    Er

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